Am letzten Sonntag fand in Genf eine Erstkommunion statt, eine alternative Form in einer Kleingruppe. Vier Kommunionskinder in langen, weissen Gewändern beim Altar vorne, vier herausgepützelte Familien in den Bankreihen. Zwei aus Spanien, eine aus Deutschland, eine aus Liechtenstein. Genf, die vereinten Nationen eben. Tun fremde Menschen etwas gemeinsam, von dem sie keinen Plan haben, kann das ganz schön amüsant werden. Und wir wissen alle, wie gottenfroh man um Amusement in einem Gottesdienst ist.
Keine Ahnung etwa hatten die Anwesenden, wenn es darum ging aufzustehen. Die einheitliche Körperhaltung der Versammelten soll angeblich das Zeichen für Gemeinschaft und Einheit sein. Diese Erstkommuniongemeinschaft war alles anders als einheitlich. Die einen setzten sich hin, während die anderen gerade aufstanden. Und wenn man sich an anderen Gottesdienstlern orientieren wollte, blickte man bloss wieder in orientierungslose Gesichter. Sitzt man zwischen einem frisch vom Fussball Verletzten und einem Herrn mit Bandscheibenvorfall, ist man komplett aufgeschmissen – denn die wollen sitzen, was geht.
Einmal forderte der Pfarrer sichtlich genervt die Gäste mit seinen ausgebreiteten Armen und einer schnellen Bewegung nach oben à la «stand up» zum Aufstehen auf. Da stellte sich die Frage: Warum kann der Pfarrer nicht immer ein kleines Zeichen geben, wenn die Gemeinschaft aufstehen soll? Auf die Frage, ob es denn keine klare Regeln gebe, meinte eine Anwesende im Nachhinein: «Doch, bei uns zu Hause tut man es jemandem gleich, der es weiss.»
Nur die, die es wissen, scheinen seltene Gäste zu werden. Wie im Aerobic orientiert man sich an den Tanzenden in/an der Front. Doch die Familie in der ersten Reihe hatte keinen Plan von der Körperhaltung, die die katholische Kirche erwartet. Aber ihre Gesichter, als sie sich mal umblickten und erkannten, dass alle bis auf sie längst sassen, waren göttlich.
Aber genau die Körperhaltung ist angeblich wichtig. Denn damit drücke man seinen Glauben aus. Stehen ist übrigens die liturgische Grundhaltung, auch wenn «sitzen bleiben» schöner wär.