Am 8. Dezember soll die niederländisch-schweizerische Koproduktion «Hotel Sinestra» in den Deutschschweizer Kinos starten. Man freue sich, eine «eigene Geschichte des sagenumwobenen Hotels Sinestra erzählen zu dürfen und als Familienfilm in die Kinos zu bringen», wurde Produzent Lukas Hobi im Zusammenhang mit den Dreharbeiten Anfang Jahr in einer Medienmitteilung zitiert. «Alleine der Drehort des schlossähnlichen Kurhotels ist filmreif».
Das echte Hotel Val Sinestra, so beschreibt Thomas Blubacher den elfstöckigen Bell-Epoque-Bau mit über hundert Zimmern in der Nähe von Sent (GR) in seinem neuen Buch, sei «tatsächlich etwas sinister». Das rätoromanische Wort «sinestra» beschreibe allerdings lediglich die Lage des Engadiner Seitentals Val Sinestra: «links, in Fliessrichtung des Inn gesehen».
Nicht immer erfährt man in «Drehort Schweiz» Näheres über die Locations. Zu «Die Beschatter», der neuen SRF-Serie (Start 30. Oktober), listet Thomas Blubacher mehr oder weniger blosse Adressen auf. So steht da etwa: «Ausgebildet werden die Nachwuchsdetektive auf dem Lysbüchel-Areal an der Elsässerstrasse 207. Regelmässig frequentiert Brand den Imbiss 'Bosporus', für den das Restaurant Edelweiss im Lohweg 2 unter dem Heuaage-Viadukt al Location diente.»
Das 384 Seiten dicke Buch kann also auf verschiedene Arten gelesen werden. Als Drehort-Reiseführer durch die 26 Kantone der Schweiz und ebenso als Lexikon, in dem mehrere Hundert Filmtitel zusammengetragen worden sind. Ein massgeblicher Unterhaltungsfaktor sind aber auch die Anekdoten.
Schauspieler Dimitri Stapfer, der an der Buchvernissage am 30. November imZürcher Kino Filmpodium als Special Guest auftreten wird, kommt in dem Zusammenhang verschiedentlich vor. So ist zu lesen, dass ihm im Verlauf der SRF-Serie «Frieden» anzusehen war, dass er sich mittels Intervallfasten, Joggen und Fitness bereits auf seine nächste Rolle in «Beyto» vorbereitete. «Als schuler Schwimmcoach musste ich ja einen entsprechenden Body haben», wird der 34-Jährige zitiert.
An einer anderen Stelle erzählt Stapfer über dieselbe Rolle, er habe ja «eher so» einen Linksalternativen gespielt. «Also dachte man, er fährt einen Elektroscooter.» In einer Streitszene habe er dann aber «Du Arschloch!» schreien müssen und sei darauf ... sanft davon geglitten. «Man hat dann den E-Scooter durch einen Benziner ersetzt.»
«Drehort Schweiz» ist unterhaltsam aber sehr textlastig. Die paar Fotos, die das Buch enthält, zeigen etwa das Set des deutsch-italienischen Kriminalfilms «Sommersprossen» (1968), des auf wahre Begebenheiten beruhenden Dramas «Stürm: Bis wir tot sind oder frei» (2020), des Schweizer Low-Budget-Spielfilms «Der Böse Onkel» (2011) oder der Komödie «Flitzer» (2017).
Letztere wurde mitunter in zahlreichen Fussballstadien gedreht, wie es im Text heisst, darunter Aarau, Basel, Schaffhausen, Thun oder St. Gallen. Nicht im Buch enthalten ist die Erinnerung an den Drehtag in der Scheune, in der Hauptfigur Balz Näf (Beat Schlatter) seine Nacktsprinterinnen und -sprinter ausbildet. Dorthin hatte die «Flitzer»-Crew seiterzeit die Medien eingeladen. Es war ein bitterkalter Tag im aargauischen Würenlos – und die Frage von Regisseur Peter Luisi, «sind alle blutt?», entsprechend witzig.
(SDA)