Kochen ist eine ideale Beschäftigung während des Lockdowns – vor allem gemeinsam mit der ganzen Familie. Allerdings können dabei ordentlich Chaos, Motzereien und zerschnittene Finger entstehen. Wie es gelingt, eine tolle gemeinsame Kochrunde zu geniessen, verrät die Lebensmittelingenieurin ETH und achtfache Mutter Marianne Botta (50) dem BLICK. Botta ist zudem Autorin mehrerer Ernährungsratgeber, unter anderen «Mit Kindern kochen, essen und geniessen».
BLICK: Wie alt sollten meine Kinder sein, damit das gemeinsame Kochen Freude macht?
Marianne Botta: Schon einjährige Kinder geniessen es in der Küche. Da ist noch nichts mit richtig Mithelfen, aber Freude am Entdecken, was es alles gibt. Oft sind die Kinder mit einer Pfanne und einem Schwingbesen gerne am Spielen. Aber man muss gut aufpassen, was sie in diesem Alter alles in die Finger bekommen könnten.
Wobei können die Kinder denn richtig mithelfen?
Das ist individuell. Schon relativ früh können Kinder zum Beispiel die Salatsauce rühren oder in einem Becher schütteln. Oder mit den Fingern im Hefeteig rühren und das abgemessene Wasser dazuschütten.
Spezielle Kindermesser sind oft stumpf, damit sich die Kinder nicht verletzten. Ab wann sollen Kinder mit welchen Messern arbeiten?
Stumpfe Messer sind viel schlimmer als gut geschliffene. Denn die Kinder müssen mit stumpfen Messern viel mehr Druck geben und rutschen so schneller ab. Geben Sie den Kindern gut geschliffene Messer in die Hand. Den richtigen Zeitpunkt dafür merken Sie als Eltern: Die Motorik der Kinder beobachten und dann vorzeigen, wie es geht. Anleiten und dabei sein. Dann passiert erstaunlich wenig. Mit dem Wiegemesser anfangen ist ideal. Da sind alle Finger an den Griffen und kommen sicher nicht unters Messer. Mit dem Wiegemesser können Kinder prima Kräuter hacken.
Das nächste heisse Thema: Herd und Backofen. Wann sollte man die Kinder damit alleine arbeiten lassen?
Zehnjährige können gut am Herd hantieren. Mit dem Backofen ist es heikler: Die Höhe des Ofens ist für Kinder nicht ideal, der Ofen wird unglaublich heiss und die Backbleche sind schwer. Das bleibt lange gefährlich. Ganz entscheidend finde ich hier: Was traut sich das Kind selber zu? Und dass es weiss: Ich stehe neben dir, wenn du Hilfe brauchst.
Die Küche sieht nach einer Kochrunde meist nicht mehr so ordentlich aus. Oder vielleicht auch einfach nicht so sauber wie man das selber gerne hätte. Was tun?
Kochen Sie mit kleinen Kindern nur, wenn Sie nicht im Stress sind. Es braucht schlicht mehr Zeit, und man putzt auch mehr. Geniessen Sie das gemeinsame Kochen und investieren Sie dafür Zeit. Auch beim Aufräumen gilt: Vorleben, ist das Wichtigste! Also, den Geschirrspüler vorher ausräumen und dann immer gleich alles einräumen. So übernehmen das die Kinder – hoffentlich. Seien Sie geduldig. Nicht selber machen, sondern die Kinder anleiten, wie man sauber macht.
Die grössten Fehler beim Kochen mit Kindern?
«Nein, das machst du falsch» zu sagen – so verlieren die Kinder die Freude am Kochen und Backen. Und trösten Sie die Kinder, wenn mal etwas schiefläuft. Lassen Sie sie nicht als Erstes Zwiebeln schneiden. Das ist mühsam und dauert lange. Und wenn sie dann später Zwiebeln schneiden: Drücken Sie beide Augen zu, wenn die Stückchen viel grösser sind, als wenn sie es selbst schneiden. Und eine Regel, die für Kinder und Erwachsene immer gilt: Am Essen wird nicht rumgemotzt! Wenn Sie das von den Kindern gekochte Essen fad finden, nicht nachwürzen. Kinder haben noch mehr Geschmacksnerven als Eltern.
Was sollte man unbedingt beachten, damit das Kochen gelingt?
Das ‹Mise en place›, also das Bereitlegen aller Kochsachen, ist das Wichtigste. Schauen Sie, ob Sie alle Zutaten und Kochgeräte parat haben. Es ist nichts so frustrierend, wie wenn man einen Kuchen beginnt zu backen und diesen wegen einer fehlenden Zutat nicht richtig gelingt.
Welche speziellen Gerichte könnte man mit Kindern im Lockdown kochen?
Machen Sie Dinge, bei denen mikrobiologisch etwas passiert. Also, etwas mit Hefe oder Fermentieren oder einen Sauerteig füttern. Jetzt sind alle zu Hause und können beobachten, wie der Teig zu blubbern beginnt oder wie es beim Fermentieren den Deckel hebt. Machen Sie Dinge selber, die Sie sonst einfach einkaufen, wie Joghurt oder Kuchenteig. Oder sich in der Natur bedienen: Bärlauch-Pesto, Veilchen-Zucker oder Löwenzahn-Salat.