Es ist ja auch ausgesprochen egoistisch. Ihr Vorhaben schliesst aus dem Leben dieses noch nicht einmal geborenen Kindes die Vaterfigur komplett aus. Damit berauben Sie es einer der zwei Bezugs- und Identifikationspersonen, auf die es ein Anrecht hat und die auch beide wichtig sind für seine Entwicklung. Ein Kind braucht seinen Vater genauso sehr wie seine Mutter. Wer es anders sieht, ist ein Sexist, und wer dafür sorgt, dass es anders herauskommt, ein Terrorist.
Ist eine künstlichen Befruchtung bei unerfülltem Kinderwunsch egoistisch?
Leider gibt es für Frauen, die solche Absichten hegen, durchaus Möglichkeiten, sie in die Tat umzusetzen: Sie können die Dienste einer Samenbank in Anspruch nehmen oder sich, wie Sie es antönen, von jemandem schwängern lassen, der seine Schuldigkeit in Ihren Augen damit vollständig getan hat. Und da die hiesige Justiz und Moral in dieser Frage einen ziemlich deutlichen Hang zur Ungerechtigkeit haben, wird, wenn Sie es nicht wollen, auch niemand dafür sorgen, dass der leibliche Vater eine Rolle im Leben dieses Kindes spielt.
Seien Sie nett zu Ihrem ungeborenen Kind
Dass Sie überhaupt auf solche Ideen kommen, wird aber seine Gründe haben, und es sind bestimmt keine erfreulichen. Vermutlich haben Sie in Ihrer Kindheit derart schlechte Erfahrungen gemacht, dass Ihnen das Modell «Kind ohne Vater» als geradezu genial vorkommt. Noch einmal: Das ist es nicht. Es ist herzlos. Sie unterliegen einem Verwechslungsirrtum und sollten diesen dringend korrigieren. In Ihnen brodelt allem Anschein nach eine fürchterliche Wut, vor allem auf Ihren eigenen Vater, und Sie sollten unbedingt einen Weg finden, diese konstruktiv freizulassen, am besten mit Hilfe einer Fachperson. Wenn Sie das nicht tun, werden Sie so oder so eine schreckliche Mutter. Seien Sie nett – zu sich und zu Ihrem ungeborenen Kind. Gönnen Sie ihm den Papa. Selbst wenn er nicht Ihr Partner ist.