«Hand ausgerutscht»
Viele Männer finden Gewalt gegenüber Frauen «akzeptabel»

Eine neue Studie in Deutschland zeigt eine erschreckende Haltung, die viele junge Männer gegenüber Gewalt in Beziehungen haben.
Publiziert: 11.06.2023 um 03:30 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2023 um 11:07 Uhr
Mehr als ein Drittel der Männer gab an, handgreiflich geworden zu sein, weil sie glaubten, den Frauen so Respekt einzuflössen.
Foto: KEYSTONE/LUIS BERG

In Deutschland sorgen traditionelle Rollenbilder bei jungen Männern teils für eine hohe Akzeptanz von Gewalt in der Partnerschaft. Das geht aus einer bundesweit repräsentativen Studie der Organisation Plan International Deutschland hervor, die den Funke-Zeitungen (Montagsausgaben) vorliegt.

33 Prozent der befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren gaben demnach an, es «akzeptabel» zu finden, wenn ihnen im Streit mit der Partnerin gelegentlich «die Hand ausrutscht». 34 Prozent seien gegenüber Frauen schon mal handgreiflich geworden, um ihnen Respekt einzuflössen, heisst es weiter.

Hohe Abneigung gegen öffentliches Zeigen von Homosexualität

«Erschrocken» davon zeigte sich Karsten Kassner, Fachreferent des Bundesforums Männer, gegenüber den Funke-Zeitungen. «Problematisch ist, dass ein Drittel der befragten Männer Handgreiflichkeiten gegenüber Frauen verharmlosen. Das muss sich dringend ändern», sagte Kassner demnach.

Überdies äusserten die Befragten demzufolge eine hohe Abneigung gegen das öffentliche Zeigen von Homosexualität. 48 Prozent gaben an, dass sie sich davon «gestört» fühlen.

Aus der Studie geht den Funke-Zeitungen zufolge auch hervor, dass das Bild der traditionellen «Hausfrau» in den Köpfen vieler Männer verankert zu sein scheint: 52 Prozent der Befragten sähen ihre Rolle darin, genug Geld zu verdienen – sodass sich die Frau hauptsächlich um den Haushalt kümmern könne. Jeder zweite junge Mann möchte laut den Daten keine Beziehung mit einer Frau eingehen, wenn diese bereits viele Sexualpartner gehabt hat.

Klassische Rollenbilder tief verankert

51 Prozent hätten zudem angegeben, dass sie schwach und angreifbar seien, wenn sie Gefühle zeigen würden. Dabei sagten 63 Prozent, dass sich manchmal traurig, einsam oder isoliert fühlen würden. «Die klassischen Rollenbilder sind eben doch noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert», sagte Alexandra Tschacher, Sprecherin von Plan International Deutschland, den Funke-Zeitungen.

Viele Männer seien zwar grundsätzlich bereit, sich für mehr Gleichberechtigung und gegen Rollenklischees einzusetzen, würden dies aber nicht in konkrete Taten umsetzen, sagte Kassner demzufolge. Es sei auch Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen zu verändern. Ein gutes Beispiel sei die von der Bundesregierung geplante bezahlte Freistellung nach der Geburt für Väter.

Für die Umfrage wurden vom 9. bis zum 21. März bundesweit 1000 Männer sowie 1000 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren mit einer standardisierten schriftlichen Online-Befragung befragt. (AFP)

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