Drei Väter diskutieren ihre Rolle im Wandel der Zeit
Papi, erzähl mal!

Vom Patriarchen zum Hausmann: Niemals zuvor war die Vaterrolle so im Wandel. Was heisst das für den Einzelnen? Wir holten ältere und jüngere Väter ins selbe Boot – und wollten Antworten.
Publiziert: 03.06.2018 um 16:10 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:20 Uhr
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Der Vatertag geht in der Schweiz meist völlig unter. Grund genug, uns einmal die Väter anzuhören. Was hat sich seit den Sechziger-Jahren eigentlich für sie verändert? Drei Männer verschiedener Generationen erzählen.
Foto: Philippe Rossier
Rebecca Wyss

Heute ist Vatertag. Wie bringen oder brachten Sie sich in die Erziehung ein?
Hans Städler: Bei uns gab es eine klare Aufteilung. Als Buschauffeur arbeitete ich 46 Stunden pro Woche. Meine Frau war Hausfrau und verdiente einen Batzen als Abwartin eines Kindergartens dazu. Sie hat unsere Kinder ­erzogen – und das sehr gut. Da wollte ich nicht dreinreden.
Fabian Kammer:Meine Frau und ich kümmern uns zu ungefähr gleichen Teilen um die Kinder. Ich bin zwei Tage zu Hause. Als Lehrer geht das gut. Gerade ist das iPad ein grosses Thema: Als Eltern müssen wir aushandeln, wie lange unsere Kinder es nutzen dürfen. Wichtig ist, dass sie beim einen Elternteil nicht mehr dürfen als beim anderen. Wir achten darauf, dass wir eine gemeinsame Linie haben.
Roland Voß: Bei mir wars nicht einheitlich. Während meiner ersten Ehe habe ich acht Jahre lang meinen Sohn gleichberechtigt miterzogen. Meine damalige Frau und ich tauschten uns intensiv über die Erziehung aus. Akademiker halt. Das war nicht immer hilfreich. Der Kleine hats auch zu spüren bekommen. Das Zubettgehen ging erst nach drei Jahren gut, weil wir uns erst da für eine Linie entscheiden konnten.

Mittlerweile sind Sie Teil einer Patchwork-Familie. Wie sieht es heute aus?
Roland Voß:
Meine jetzige Frau hat fünf Kinder. Als ich mit ihnen zusammenzog, wollte ich mich an der Erziehung beteiligen. Ich dachte, ich helfe meiner Frau damit. Sie hingegen hatte das Gefühl, dass sie sich schützend vor die Kinder stellen muss. Nun nehme ich mich zurück. Sie kann das auch gut ohne mich.

Wie war die Geburt des ersten Kindes für Sie?
Fabian Kammer:
Ich war überwältigt, aufgeregt und neugierig darauf, wie der Alltag mit der kleinen Familie aussehen würde. Ich war 26. Ein Jahr zuvor hatten wir geheiratet und gerade unser Studium beendet – alles passte also. Meine Frau und ich stammen beide aus Grossfamilien. An Weihnachten kommen bei uns immer um die 40 Leute zusammen. Da schreit immer ab und zu ein Baby, und Kinder rennen herum. Ich wollte immer schon eine Familie gründen. Das war nicht einmal ein bewusster Entscheid, sondern selbstverständlich.
Roland Voß: Als mein Sohn geboren wurde, war ich nicht euphorisch – anders als ich es mir vorgestellt hatte. Die Begeisterung kam erst später. Das lag wohl an den Umständen. Die Geburt war zum Schluss schwierig gewesen, er kam per Kaiserschnitt. Und meine damalige Frau hatte die Narkose schlecht vertragen. Deshalb war ich nach der Geburt mehr mit ihr beschäftigt als mit dem Kind. Der Junge war ja kerngesund.
Hans Städler: Als ich in den Sechziger-Jahren Vater wurde, fuhren wir nicht ins Spital. Da telefonierte man noch der Hebamme, die das Kind zu Hause auf die Welt brachte. So lief es auch bei uns ab. Am Tag nach der Geburt hab ich mein Kind an der Dorfkilbi gefeiert.

Damals war die Gesellschaft eine andere.
Hans Städler:
Ich war 22, als meine Frau schwanger wurde. Und es war klar, dass wir heirateten. Wir mussten. Damals galt ein Mann, der nicht zu seiner schwangeren Frau stand, als schlechter Mensch.
Roland Voß: Der Frau wärs auch schlecht ergangen, wenn der Mann sie verlassen hätte. Sie hätte keine Rechte gehabt und wäre finanziell kaum versorgt gewesen.
Hans Städler: Das ist so, es war ja schon als Familie schwierig. Als Kinderzulage bekam man fünf Franken vom Kanton und fünf Franken vom Arbeitgeber. Wir konnten keine grossen Sprünge machen. Aber das können heute viele Familien auch nicht.

Was hat sich mit dem Vatersein für Sie verändert?
Fabian Kammer:
Die Verbindlichkeit. Als Jugendlicher konnte ich mich freier entscheiden, was Beziehungen angeht. Diese Entscheidungen betrafen lediglich zwei Menschen. Dieses Gefühl veränderte sich mit der Geburt meines ersten Kindes. Plötzlich stand sein Wohl an erster Stelle. Da rennt man nicht einfach davon.
Roland Voß: Bei mir war es so, dass ich von da an keine Zeit mehr hatte. Davor ging ich am Samstagabend mal aus oder sass bis spät vor dem Fernseher und schlief am Sonntag aus. Ich hatte mal einen Abend für mich.
Hans Städler: Für mich war ab da das Plauschleben vorbei.

Roland Voß (48)
Foto: Philippe Rossier

War das schlimm?
Hans Städler:
Nein, gar nicht. Damals machte man sich nicht so viele Gedanken. Familienplanung – das Wort kannten wir nicht. Es gab ja keine Verhütungsmittel. Meine Nachbarn alleine hatten 17 Gofen. Auch weil die Ärzte und Pfarrer behaupteten, dass man während des Stillens keine Kinder zeugen konnte. Das stimmt ja nur bedingt. Man hörte auch immer wieder, dass Frauen versuchten, mit Kartoffelschnaps abzutreiben. Das hat natürlich nicht geklappt.

Eigentlich müsste heute der Mann die finanzielle Verantwortung nicht mehr alleine stemmen. Trotzdem arbeiten die meisten Mütter Teilzeit und die Väter Vollzeit. Woran liegt das?
Roland Voß:
Ein Mann verdient im gleichen Job mehr als eine Frau. Da wundert es mich nicht, dass die ­Väter mehr arbeiten als die ­Mütter.
Hans Städler: Früher reichte der Lohn des Mannes, um eine Familie zu ernähren. Heute müssen beide arbeiten. Das finde ich schlecht. Darunter leiden am Ende die Kinder. Ich finde es besser, wenn die Frau Vollzeit bei den Kindern bleibt.
Fabian Kammer: Man kann die heutige Situation schlecht mit ­früher vergleichen. Heute gibt es viel mehr gut ausgebildete Frauen als früher. Es ist wichtig, dass man die in den Arbeitsmarkt einbindet. Aber auch für die Familie selbst bringt es viel, wenn die Mutter ­arbeiten geht. Wenn die Eltern verschiedene Standbeine wie Beruf, Sportverein und Kinder haben, macht das beide zufriedener.

In Deutschland können Mutter und Vater 14 Monate Babypause unter sich aufteilen. Das nennt sich Elternzeit. Gäbe es das in der Schweiz, könnten Sie sich vorstellen, Hausmann zu sein?
Hans Städler:
Für mich könnte ich mir das nur für den Notfall vor­stellen. Sonst gehört die Frau zur ­Familie, und der Mann soll das Geld heimbringen. Das ist besser für die Kinder. Früher gab es ja auch weniger Scheidungen.
Fabian Kammer: Die Zunahme der Scheidungen hat sicher auch damit zu tun, dass die Frau heute nicht mehr vom Mann abhängig ist. Sie muss sich nicht mehr alles von ihm gefallen lassen. Das ist nicht per se schlecht. Andererseits gibt man vielleicht auch manchmal zu schnell eine Ehe auf.
Roland Voß: Die wenigsten beenden eine Ehe leichtfertig. Ich habe mir sehr lange überlegt, ob ich mich trennen soll. Eine Scheidung ist schlimm für die Kinder und schmerzhaft für alle Beteiligten. Aber manchmal geht es nicht anders.
Fabian Kammer: Bei einer Trennung gibt es oft keine Gewinner. Weder die Kinder noch der Mann oder die Frau.

Fabian Kammer (37)
Foto: Philippe Rossier

Das Elternhaus prägt bis ins ­Erwachsenenalter. Wie nahmen Sie Ihre Väter wahr?
Hans Städler:
Er war grob. Manchmal gabs ein paar hinter die Ohren. Als Kinder mussten wir ständig ­gehorchen. Zu Hause, aber auch in der Kirche. Das Rheintal war ja sehr katholisch. Wir wurden streng erzogen. Viel zu streng.
Fabian Kammer: Mein Vater kam jeden Mittag heim. Und sonntags durfte meine Mutter ausschlafen, und er wanderte mit uns drei ­Buben den Hausberg hoch. Für ihn war klar, dass wir nicht länger als 50 Minuten für die Strecke brauchen würden. Das galt, egal ob man kurze oder lange Beine hatte. Wir nahmen uns halt an der Hand und zogen uns gegenseitig hoch. Sonntags kochte er auch immer für alle. Er hat mir vorgelebt, dass man zu Hause mithelfen muss, auch wenn man Vollzeit arbeitet. So halte ich es heute auch.
Roland Voß: Als Lehrer verbrachte mein Vater die Nachmittage oft zu Hause. Seine Erziehung war eher autoritär. Er war das Familien­oberhaupt, das die Regeln machte. Solange wir unter seinem Dach ­lebten, hatten wir uns zum Beispiel an feste Essenszeiten zu halten. Meine Schwester und ich durften vieles nicht, was andere durften.

Was haben Sie als Vater von ihm übernommen?
Roland Voß:
Ich benutzte manchmal die gleichen Sätze wie mein ­Vater. Sätze, die ich als Junge nicht mochte. Also: Wenn du das machst, passiert das. Im Nachhinein fand ich das doof, aber in dem Moment fiel mir einfach nichts Besseres ein, und es funktionierte halt: Mein Sohn gehorchte dann.
Hans Städler: Bei mir gibt es nicht so viele Ähnlichkeiten. Ich war viel weniger streng.

Bereut man manchmal das eigene Verhalten?
Fabian Kammer:
Bereuen nicht, aber manchmal ärgere ich mich über mich selbst. Wenn eines meiner Kinder seine Regenjacke auf der Schulreise verliert, nervt es mich, ihm nicht genug oft gesagt zu haben, er solle darauf achtgeben. Ich frage mich dann, ob ich ihnen genügend Disziplin und Ordnungssinn mitgebe.
Hans Städler: Alle Eltern machen Fehler, das ist ja normal. Nicht normal ist, dass heute von den Kindern so viel verlangt wird. Die müssen ja alles können und wissen. Als Kind durfte ich viel mehr. Die Erziehung war früher strenger, aber wir waren unbeschwerter. Wir waren Laus­buben!

Lausbuben und -mädchen gibt es heute auch.
Fabian Kammer:
Ja, aber die Konsequenzen sind anders. Aus jedem kleinen Vorfall wird eine grosse ­Sache gemacht. Heute schreit jeder gleich «Mobbing!», wenn sich zwei prügeln. Und man ruft den Schulpsychologen an und bestellt die ­Eltern ins Schulhaus.

Man kann es auch anders sehen: Heute nimmt man Kinder ernster. Verdingkinder-Schicksale sind passé.
Roland Voß: Das finde ich gut. Aber manchmal ist es auch übertrieben, wie stark sich die Eltern auf ihren Nachwuchs konzentrieren. In der Zeitung liest man ja, dass es vor den Schulen gefährlich ist, weil so viele Eltern mit ihren Autos vorfahren. Nur weil sie Angst haben, den Kindern könnte etwas auf dem Schulweg zustossen.

Hans Städler (79)
Foto: Philippe Rossier

Die Väter Ernährer, Patchwork-Daddy und Allround-Papi


Hans Städler (79) wuchs als Bauernsohn in Altstätten SG auf. Dort gründete er eine Familie, und dort lebt er noch heute. Bei den Städlers kümmerte sich die Mutter um den Haushalt und die drei Kinder. Der Vater sorgte als Buschauffeur dafür, dass der Kühlschrank immer voll war. 40 Jahre lang liess er das grosse Steuerrad nicht mehr los. Das hallt bis heute nach. Jede Woche trifft er sich mit ehemaligen Arbeitskollegen im Appenzellerhof. Am Dienstag gehts ins Schäfli zum Jassen. Seit seine Frau vor neun Jahren verstorben ist, sind für ihn solche geselligen Abende noch wichtiger geworden.

Roland Voß (48) ist Vater eines Sohnes. Dessen erste acht Lebensjahre erlebte Voß hautnah mit. Das war in Deutschland. Dann kam die Trennung von seiner Frau, und sie zog mit dem Jungen Hunderte von Kilometern weit weg vom Vater. Der Kontakt wurde nach und nach weniger. Heute lebt der stellvertretende Geschäftsführer einer Softwarefirma in Rafz ZH. In die Schweiz kam er wegen seiner jetzigen Frau. Sie hatte bereits fünf Kinder, als sie zusammenkamen. Die Journalistin Barbara Weber-Ruppli hat Roland Voß’ Geschichte im Buch «#Vatersein» aufgeschrieben.

Fabian Kammer (37) ist der Jüngste in der Männerrunde. Mit 26 Jahren wurde er zum ersten mal Vater – von einem Jungen. Wenn Kammer heute seine Haustür in Solothurn öffnet, stürmen ihm zwei Buben und ein Mädchen entgegen. Kinder versorgen und haushalten – das tun er und seine Frau zu gleichen Teilen. Beide arbeiten Teilzeit. Er als Berufsschullehrer, sie als Oberstufenlehrerin. Wenn er nicht als Trainer auf dem Fussballplatz steht, schaut er seinen Kindern bei Fussballspielen, Tennismatches und Schwimmwettkämpfen zu.

Gewinnen Sie einen Bierbraukurs

Zum Vatertag möchten wir den Papas unter unseren Lesern etwas Gutes tun. Darum verlosen wir einen Erlebnis-Braukurs in

der Brauerei Schützengarten im Wert von 1200 Franken, inklusive Imbiss, Braukurs für acht Personen und einem deftigen Brauer-Essen!

Egal ob Sie den besten Freund, Arbeitskollegen oder die Familie mitnehmen, an diesem Kurs erfahren Sie von Ihrem persönlichen Sommelier alles, was Sie jemals über Bier und die Kunst des Brauens wissen wollten. Schützengarten ist mit Gründungsjahr 1779 die älteste Brauerei der Schweiz und tief verwurzelt mit einer einzigartigen Bierkultur.

So können Sie gewinnen:

Senden Sie ein SMS mit dem Kennwort PAPA an 797 (1.50 Fr./SMS). Oder wählen Sie die Nummer 0901 333 186 (1.50/Anruf.). Chancengleiche Teilnahme

via Mobile Internet (WAP) ohne Zusatzkosten:

http://win.wap.my797.ch

Teilnahmeschluss ist am 10. Juni 2018. Die Gewinner werden anschliessend informiert. Mit der Teilnahme erklären Sie sich mit den AGB und Datenschutzbestimmungen auf www.blick.ch/tnb einverstanden. Diese Verlosung wird im SonntagsBlick und auf Blick.ch ausgeschrieben.

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