Innert kürzester Zeit musste an unseren Schulen ein gewaltiger Digitalisierung-Rutsch geschehen: Der Lockdown verbot den Präsenzunterricht und zwang unsere Schulen im März dazu, in rasendem Tempo Online-Plattformen für den Fernunterricht bereitzustellen und neue Wege der Wissensvermittlung zu finden. Dabei stand die Schule vielerorts auch in der Kritik: Eine einheitliche Strategie gab es nicht, einige Schulhäuser waren offensichtlich überfordert, es herrschte streckenweise Chaos.
Föderalismus – meist Stärke, jetzt gerade Schwäche
Für einmal hat sich die Stärke des Schweizer Schulsystems in eine Schwäche verwandelt: Dass viele Entscheidungen zum Unterricht anders als in anderen Ländern auf tiefster Ebene angesetzt sind – sich also von Schulhaus zu Schulhaus und teilweise sogar von Klasse zu Klasse unterscheiden – macht eigentlich zu einem grossen Teil die Motivation unserer Lehrkräfte und somit den internationale Erfolg unseres Schulsystems aus: Wer selbst vieles gestalten kann, fühlt sich auch verantwortlicher und setzt sich stärker ein. Das hat Beat Zemp, der damalige Präsident des Lehrerverbandes, sinngemäss bereits 2017 im BLICK-Interview gesagt. Der Nachteil dieses Föderalismus: Einheitlich und in kurzer Zeit den Unterricht umzustellen, ist kaum möglich. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Und auch wenn da, um beim kulinarischen Vergleich zu bleiben, oftmals Gault-Millau-Niveau entsteht, so weiss in unserem Kantönli-Geist-Wirrwarr niemand davon.
Wirtschafts- und Innovationsführer wählen Schulprojekte aus
Dabei sind im, während und auch schon vor dem Lockdown diverse kreative Schulprojekte entstanden, die kurz- oder langfristig kreatives Denken und die Digitalisierung an den Schulen fördern. Hier setzt die Stiftung Educreators ein. Und zwar gleich auf zwei Ebenen. Die erste ist die Förderung innovativer Schulprojekte, mittels eines finanziellen Zustupfs von 10'000 Franken für jedes ausgewähltes Projekt. Unterstützt von diversen Geldgebern, wie etwa der Gebert Rüf Stiftung, der Jacobs Foundation, Mercator Stiftung Schweiz, der Beisheim Stiftung und der Movetia, fördert Educreators Schulprojekte, die wegweisend sind im Bereich kritisches Denken, Kreativität und Digitalisierung.
Eine Experten-Jury hat zehn solcher Projekte ausgewählt. Jurymitglied Pascale Vonmont, CEO der Gebert Rüf Stiftung mit Ziel der Innovationsförderung, welche die diesjährige Förderung dieser zehn Projekte mitfinanziert hat, erklärt: «Unsere Gesellschaft befindet sich in einem raschen digitalen Wandel. Um diesen mitgestalten zu können und ihm nicht passiv ausgeliefert zu sein, brauchen unsere Kinder neue Fähigkeiten und Fertigkeiten.» Diese seien beileibe nicht nur im digitalen Bereich anzusiedeln, sagt Vonmont: «Es nicht damit getan, Kindern das Programmieren beizubringen und dann zu meinen, sie seien für die Zukunft gerüstet.» Vielmehr müsste kreatives, kritisches Denken gefördert werden, um junge Menschen so zu bilden, dass sie die Welle der Veränderungen, die auf uns zu kommen, mitgestalten können, anstatt von ihr überwältigt zu werden. Bei den ausgewählten Projekten geschehe dies mittels einer Vielfalt von innovativen, unkonventionellen Anreizen und Anregungen.
Das Wichtigste: Austausch und Vernetzung
Auf einer zweiten Ebene spielt auch der Gedanke des Austauschs eine grosse Rolle. Educreators stellt die zehn ausgewählten Projekte mit Leuchtturmcharakter deshalb im BLICK in den kommenden Tagen einer breiten Leserschaft vor. Ziel ist, Schulen, Lehrer aber auch Eltern und Grosseltern zu inspirieren und aufzuzeigen, wie viel Interessantes und Zukunftsträchtiges an der Schule bereits heute stattfindet: «Wir möchten eine maximale Vernetzung ermöglichen» sagt Cristina Riesen, Educreators-Stiftungspräsidentin. Während Educreators hierfür auch auf – im Moment durch Covid-19 erschwerte – Vernetzungsevents setzt, möchte Riesen aber auch an jeden Leser appellieren: «Bildung ist etwas vom Wichtigsten für das Wohlergehen unserer Kinder und für die Zukunft unserer Gesellschaft. Falls Sie, lieber Leser, deshalb unter den vorgestellten Schulprojekten etwas sehen, das Sie für ihr Kind, ihr Enkelkind, Neffe oder Göttikind interessant fänden – leiten Sie die betreffenden Artikel doch bitte ungeniert an Lehrer und Schulen weiter!» Damit möglichst viele Kinder und Jugendliche – um nochmals die Kulinarik zu bemühen – vom Gault-Millau-Niveau im Bildungsbereich profitieren können.