Im März 2020 sollen die Einwohnerinnen und Einwohner von Baden AG kein Gemüse in Plastik eingepackt kaufen und auch sonst möglichst auf Plastik verzichten. «Ohne erhobenen Zeigefinger», stellt die Badenerin Luisa Wieser (44) im Gespräch mit BLICK klar. Das ist die Idee der Aktion «Baden geht voran. Das Plastikexperiment». Das Projekt hat sich kein Verein, keine Politikerin und kein Funktionär ausgedacht, sondern einfach ein Badener, der sich Sorgen um die Zukunft macht. Und mitmachen kann, wer will.
«Es geht nicht darum, wer ist der oder die Beste im Vermeiden von Plastik, sondern darum, gemeinsam möglichst viele Leute motivieren zu können», erklärt die Ernährungstherapeutin, die in Baden in einer Gemeinschaftspraxis tätig ist. Auch ihr Mann Marco Wieser (49) macht mit. Gemeinsam mit nun bereits 200 anderen Begeisterten wollen sie die Badener Bevölkerung motivieren, vorleben und aufzeigen, wie man sich im Alltag mit wenig Plastik organisieren kann.
Christoph Broens, ein Arzt in Baden AG, hatte eine geniale Idee. Er stellte sich vor, wie die Badenerinnen und Badener sich im März 2020 einen Monat lang dem Plastikwahn verweigern würden; von sich aus, einfach so, weil sie die Not erkennen und agieren wollen. Einen Monat lang nichts kaufen, was in Plastik verpackt ist. Detailhändler, die ihren Lieferanten das unnötige Plastikverpackungsmaterial zurückschicken. Gastrobetriebe, die ihr Take-away-Geschirr von Plastik auf Mehrweg-Schalen umstellen. Weniger Plastik, wo immer möglich – ausgehend von den Badenerinnen und Badenern. Denn, so der Arzt, die Wirtschaft sei zu langsam, die Politik ebenfalls. Aber die Zeit sei überreif.
Christoph Broens suchte sich Verbündete. Zusammen mit Monika Greber, Roman Hofer, Sandra Kohler, Brunhilde Mauthe, Andreas Schärer und Judith Wernli hatte er zu einem ersten Informationsanlass eingeladen, und es kamen rund 200 Personen. Dabei entstanden 15 Arbeitsgruppen – von «Kunst» über «Gastronomie» zu «Jugend heute».
Der nächste Informationsanlass ist am 27. Januar 2020.
Christoph Broens, ein Arzt in Baden AG, hatte eine geniale Idee. Er stellte sich vor, wie die Badenerinnen und Badener sich im März 2020 einen Monat lang dem Plastikwahn verweigern würden; von sich aus, einfach so, weil sie die Not erkennen und agieren wollen. Einen Monat lang nichts kaufen, was in Plastik verpackt ist. Detailhändler, die ihren Lieferanten das unnötige Plastikverpackungsmaterial zurückschicken. Gastrobetriebe, die ihr Take-away-Geschirr von Plastik auf Mehrweg-Schalen umstellen. Weniger Plastik, wo immer möglich – ausgehend von den Badenerinnen und Badenern. Denn, so der Arzt, die Wirtschaft sei zu langsam, die Politik ebenfalls. Aber die Zeit sei überreif.
Christoph Broens suchte sich Verbündete. Zusammen mit Monika Greber, Roman Hofer, Sandra Kohler, Brunhilde Mauthe, Andreas Schärer und Judith Wernli hatte er zu einem ersten Informationsanlass eingeladen, und es kamen rund 200 Personen. Dabei entstanden 15 Arbeitsgruppen – von «Kunst» über «Gastronomie» zu «Jugend heute».
Der nächste Informationsanlass ist am 27. Januar 2020.
«Soll mein Baby auf Plastik rumbeissen?»
«Als ich Mutter wurde, wurde mir mit einem Mal noch eindrücklicher klar, wie viel Plastik wir um uns herum haben: Plastikschoppen, Plastikspielzeug und Plastikbeissringe. Vor allem habe ich mich gefragt: Soll mein Baby auf Plastik rumbeissen?», erzählt Wieser. Seither achtet das Ehepaar darauf, wie und wo es Plastik beim Einkaufen, beim Haushalten oder auch bei der Körperpflege vermeiden kann.
«Eigentlich gibt es für alles eine Alternative zum Plastik – es ging ja vor dem Plastikzeitalter auch. Es wurde einfach von Glasflaschen auf Plastik umgestellt oder von Holz auf Plastik beim Spielzeug. Wir gehen nun schlicht wieder zurück.»
Was meinen die Kinder dazu? «Für sie ist es völlig normal, so zu leben», meint Luisa Wieser. Also selbstverständlich, dass man Putzmittel selber herstellen kann – Bio-Orangenschalen sechs Wochen in ein Glas mit Essig einlegen und dann in eine Sprühflasche umfüllen –, so wie man jeden Tag Essen kocht. Auf der anderen Seite grenzen sich die 9 und 12 Jahre alten Kinder, wie alle andern auch, von ihren Eltern ab. So erzählt Luisa Wieser schmunzelnd, wie die Kinder ihr sagen: «Mami, bitte erzähl doch nicht immer so viel von dem Selbermachen, wenn unsere Freundinnen und Freunde zu Besuch kommen.»
Luisa und Marco Wieser finden beide, dass beim Badener Plastikexperiment niemand so weit wie sie gehen muss. Es sei schon toll, wenn sich die Leute bewusst würden, wo und wie sie Plastik nutzen. Das sei ein Anfang. Auch bei ihnen habe sich vieles schrittweise ergeben. Und es gibt Dinge, da bleibt es bei der Plastikflasche. «Das Shampoo am Stück – das sieht aus wie ein Stück Seife – und meine Haare wurden nie Freunde damit. Meine Haare waren nach dem Waschen wie Stroh, und es fühlte sich sehr unangenehm an», erzählt Luisa Wieser. «Das mit der Seife lassen wir wieder», war das Fazit.
Warum es in Baden klappen kann
Was macht Baden anders als andere Städte, und warum entsteht genau hier ein solches Projekt? «Es ist der Badener Geist», sagen beide Wiesers. Den Badenern und Badenerinnen ist ihre Stadt wichtig. «In Baden werden die Dinge angepackt, statt nur darüber zu reden. Die Ersten legen Hand an, die Nächsten sind dabei, und zum Schluss sind alle irgendwie involviert – wenn auch nur als Konsumenten», erklärt Marco das Phänomen. Nur so komme eine Badenfahrt oder ein «Bagno populare» zustande. Und hoffentlich eben bald auch ein Plastikexperiment, das Wellen schlägt.
«In Baden wohnen viele Menschen, die schon hier aufgewachsen sind», sagt Marco. Er selbst ist im Nachbarort Fislisbach AG aufgewachsen und lebt seit 27 Jahren in Baden. In seinem Bike-Laden geht er mit gutem Beispiel voran. So schickt er schon mal zu viel Plastikverpackung dem Hersteller zurück.
Plastik im Körper
Luisa und Marco Wieser wurden von den Initianten der Aktion «Baden geht voran. Das Plastikexperiment» angefragt, bei dem Projekt mitzumachen. Die Initianten selbst wollen nicht im Rampenlicht stehen: «Das Projekt lebt von all denen, die mitmachen», sagt Brunhilde Mauthe, die für die Pressearbeit zuständig ist, gegenüber BLICK.
Am ersten Informationsanlass waren die Wiesers dabei, Marco erzählte auf der Bühne spontan, was man im Detailhandel bewirken kann. Luisa engagiert sich in der Arbeitsgruppe «Plastik in dir». Sie treffen sich montags, um am «Test herumzutüfteln». Denn sie möchten im März 2020 den Leuten aufzeigen können, wie viel Plastik sich bereits in ihrem Körper befindet, und aufklären, was das für die Gesundheit bedeutet. Das soll einige dazu motivieren, sich mit dem Phänomen Plastik auseinanderzusetzen.