Zwei ETH-Forscher haben neuartige, antibiotisch wirksame chemische Substanzen entdeckt – an einem für diese Zwecke bisher kaum erforschten Ort: an der Blattoberfläche des weit verbreiteten Ackerunkrauts, der Acker-Schmalwand. In dieser Pflanze leben Bakterien, die sich gegenseitig mit antibakteriellen Substanzen, also Antibiotika, bekämpfen.
Die ETH-Professoren Julia Vorholt (48) und Jörn Piel (51) haben über 200 Bakterienstämme untersucht. Dabei fanden sie 725 antibiotische Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Stämmen, die dazu führen, dass sich bestimmte Bakterien nicht mehr vermehren.
Macrobrevin – Zaubermittel gegen die Antibiotikaresistenz von Bakterien?
Dabei entdeckten sie mehrere antibiotisch wirkende chemische Stoffe. Einer davon, von Vorholt und Piel Macrobrevin getauft, weist eine absolut neuartige chemische Struktur auf. «Wir werden nun abklären, ob Macrobrevin und andere neu entdeckte Substanzen auch gegen Bakterien wirken, die beim Menschen Krankheiten auslösen», sagt ETH-Professor Jörn Piel. Dann könnten sie für die Entwicklung neuer Medikamente genutzt werden. Wichtig sind neue Antibiotika-Substanzen, weil viele Bakterien gegen heute gängige Antibiotika resistent geworden sind. Darum, so Professorin Julia Vorholt, «lohnt es sich, die Untersuchungen zu vertiefen».
«Die grosse Frage war natürlich, ob wir nur Stoffe gefunden haben, die bereits aus anderen Lebensräumen bekannt sind, oder ob wir auf Verbindungen mit ganz neuen Eigenschaften gestossen sind», so Jörn Piel im Rückblick. Dies nämlich ist für die Antibiotika-Forschung äusserst wichtig: Sie sucht nach neuen Antibiotika mit Wirkmechanismen, die sich von denen der jetzigen Medikamente deutlich unterscheiden und so bestehende Antibiotikaresistenzen überwinden.