Für Sie degustiert: Campo alle Comete, Bolgheri
Die Kometenweine aus der Sternwarte

In Bolgheri, Italiens Bordeaux, ist Rebland so rar wie eine Basler Taube. Zu einem Gut kommt man deshalb nur auf verschlungenen Wegen. Oder wenn ein Konkurrent sich überlupft. Wie im Fall von Campo alle Comete.
Publiziert: 06.08.2019 um 09:06 Uhr
|
Aktualisiert: 15.08.2019 um 14:19 Uhr
1/19
Zum Gut gehört auch eine toskanische Landvilla, die über eine grüne Röhre zu erreichen ist.
Foto: Alain Kunz
Alain Kunz, Weinexperte

Die Strozzis waren zur Zeit der Renaissance eine der angesehensten Bankiersfamilien in Florenz, die durchaus mit den Medici zu konkurrieren vermochten. Der Palazzo Strozzi ist weltberühmt. Aus dieser Familie entwickelte sich das Gut Guicciardini Strozzi, das Rebland vornehmlich um San Gimignano herum besitzt, deshalb hauptsächlich mit Vernaccia bepflanztes.

Auch Guicciardini Strozzi kaufte Land in Bolgheri, der Boomregion in der Toskana, um wie so viele in der verheissenden Region Fuss zu fassen. Zwei Weine kelterte man im eigenen Keller in Cudona, bevor man sich dafür entschied, in Bolgheri ein eigenes Weingut zu bauen. Ziemlich pompös. Rund. Wie eine riesige Sternwarte anmutend. Doch kaum stand die Kellerei, gingen die Mittel aus. Das war 2013. Man suchte einen Käufer. Und fand ihn in einer bedeutenden Weinfamilie aus dem südlichen Teil des Stiefels: Feudi di San Gregorio aus Avellino in Kampanien. Die Familie Capaldo wollte unbedingt in eine der drei wichtigsten Weinbauregionen Italiens expandieren: Barolo, Brunello oder Bolgheri. «Wir wollten uns mit internationalen Rebsorten beschäftigen, was wir in Kampanien kaum tun, weil dort der Schwerpunkt ganz klar auf den autochthonen Sorten liegt», sagt Antonio Capaldo. 2016 übernimmt Feudi das Gut komplett, nennt es Campo alle Comete – und beginnt die ersten Weine zu keltern. «Das war schon ein Glücksfall, denn in Bolgheri ist Land sehr rar», sagt Gutsleiterin Jeanette Servidio, welche die Region von ihrem Job bei Argentiera aus dem Effeff kennt.

Sternwarte oder etruskische Gräber?

So also steht nun die «Sternwarte», auch wenn die Ursprungsidee war, das Gebäude etruskischen Gräbern nachzuempfinden. «Der Name Campo alle Comete ist historisch belegt. Allerdings weiss ich nicht, ob das Feld wegen eines Kometeneinschlags so heisst oder weil man den Himmel von da sehr gut sieht.» Egal. Feudi assoziierte die Story mit Saint-Exupérys kleinem Prinzen und wählte für die (erstaunlich kleinen) Etiketten entsprechende Sujets der Künstlerin Nicoletta Ceccoli. Sie sind verspielt, schwebend, einer Phantasiewelt entsprungen.

Und die Weine? Rund 150'000 Flaschen werden derzeit von Servidio und dem önologischen Berater Stefano di Blasi abgefüllt. Ziel sind 250'000 Flaschen, wenn man die Rebfläche von derzeit 15 Hektaren verdoppelt haben wird. «Den aktuellen Bestand könnten wir alleine in Italien verkaufen. Aber wir exportieren ja, und dafür brauchen wir mehr Wein», sagt Servidio. Der allererste Wein war der Stupore Bolgheri DOC 2015, ein Blend aus Merlot, Syrah, Petit Verdot und Cabernet Sauvignon. Später kamen ein Vermentino, ein Rosato, ein reinsortiger Cabernet Sauvignon, ein Bolgheri Superiore und der Podere 277 Syrah dazu.

Speziell ist der Barriquekeller, in welchem die 100 Barriques und 30 Tonneaux (Doppelbarriques) in Halbkreisform angeordnet sind. Warum so viele Tonneaux? Servidio erläutert: «In Bolgheri ist die Säure so schon tief. Mit dem Barriqueausbau sinkt sie noch weiter. In Tonneaux weniger.»

Die Kometenweine
  • Vermentino 2017: Enorm frisch, Harznoten, Aprikose, leichtfüssig, knackige Säure, floral, munter, schönes Finish. Score: 16,5/20 (16.40 Franken. www.tannico.ch)
  • Rosato 2018: Viel Hefe, wirkt wie ein Nature Wine. Stellt sich die Frage: Ist er amphorenvergoren? Nein, nichts! Ausschliesslich Edelstahl. Spannend… Fruchtsüsse, Nervigkeit, Erdbeeren, mittellang. PS. Denselben Score gabs auch für die beiden Vorgänger-Jahrgänge, womit dieser Rosé fraglos zu den besten und konstantesten in Bolgheri gehört! Score: 16,5/20 (16.40 Franken. www.tannico.ch)
  • Stupore 2016: Verschlossen, leichte Waldbeeren, schlank, trinkig, leicht ätherisch, etwas langweilig, sauber, mittlere Länge. Score: 16,5/20 (29.90 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Cabernet Sauvignon 2016: Fruchtige Nase, Würze, leicht vegetal, Kräuter, easy-drinking, mineralisch-erdig, süffig, mittel. Score: 16,25/20 (19 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Campo alle Comete Bolgheri Superiore 2015: Ausladend, leicht vanillig-parfümiert, komplex, rechte Frucht, Würze, reife, markante Tannine, mediterrane Frische, Lavendel, schöne Struktur, Fülle, Länge. Score: 17,75/20 (79 Franken.  www.zanini-vinattieri.ch)
  • Vermentino 2017: Enorm frisch, Harznoten, Aprikose, leichtfüssig, knackige Säure, floral, munter, schönes Finish. Score: 16,5/20 (16.40 Franken. www.tannico.ch)
  • Rosato 2018: Viel Hefe, wirkt wie ein Nature Wine. Stellt sich die Frage: Ist er amphorenvergoren? Nein, nichts! Ausschliesslich Edelstahl. Spannend… Fruchtsüsse, Nervigkeit, Erdbeeren, mittellang. PS. Denselben Score gabs auch für die beiden Vorgänger-Jahrgänge, womit dieser Rosé fraglos zu den besten und konstantesten in Bolgheri gehört! Score: 16,5/20 (16.40 Franken. www.tannico.ch)
  • Stupore 2016: Verschlossen, leichte Waldbeeren, schlank, trinkig, leicht ätherisch, etwas langweilig, sauber, mittlere Länge. Score: 16,5/20 (29.90 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Cabernet Sauvignon 2016: Fruchtige Nase, Würze, leicht vegetal, Kräuter, easy-drinking, mineralisch-erdig, süffig, mittel. Score: 16,25/20 (19 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Campo alle Comete Bolgheri Superiore 2015: Ausladend, leicht vanillig-parfümiert, komplex, rechte Frucht, Würze, reife, markante Tannine, mediterrane Frische, Lavendel, schöne Struktur, Fülle, Länge. Score: 17,75/20 (79 Franken.  www.zanini-vinattieri.ch)
Feudi di San Gregorio: Stern des Südens

Erst 1986 gründet die Familie Capaldo das Gut in Irpinien. Innert kürzester Zeit wird es zum Vorreiter der önologischen Renaissance im Süden und bald zur Aushänge-Kellerei der Region mit den drei Etiketten Fiano di Avellino, Greco di Tufo und Taurasi. Der Schwerpunkt liegt bei Feudi di San Gregorio ganz klar auf lokalen Rebsorten. Besitzer und Präsident Antonio Capaldo will bedingungslos das Beste aus den Böden der Region hervorbringen. Einige Weine von Feudi di San Gregorio:

  • Cutizzi Greco di Tufo 2016: 15,5/20 (21.50 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Pietracalda Fiano di Avellino 2016 (Foto): 16,25/20 (21.50 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Serrocielo Falanghina 2017: Wunderschöne Nase zwischen Frucht und floralen Noten, Mineralität, Honig, Fülle, Schmelz, knackige Säure, leichte Vegetalität, Frische, wunderbare Struktur, trinkig, schönes mittellanges Finale. Score: 16,75/20 (17.60 Franken für Jahrgang 2018. www.tannico.ch)
  • Taurasi 2012: 16/20 (29.90 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Piano di Montevergine Taurasi 2011: 16/20 (47 Franken für Jahrgang 2016. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Serpico Aglianico 2013: Dezente Frucht, Schmelz, tolle Tannine, Kirschen, teerig, rund, dennoch spannend, frisch, schöne Länge. Score: 17,5/20 (49 Franken für Jahrgang 2016. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Patrimo Merlot 2015: Modern, parfümiert, ausladend, Holznoten, geschliffene Tannine, rechtes Holz, unglaubliche Fülle, unfassbar trinkig, frisch und lang! Score: 18/20 (109 Franken für Jahrgang 2016. www.zanini-vinattieri.ch)

Erst 1986 gründet die Familie Capaldo das Gut in Irpinien. Innert kürzester Zeit wird es zum Vorreiter der önologischen Renaissance im Süden und bald zur Aushänge-Kellerei der Region mit den drei Etiketten Fiano di Avellino, Greco di Tufo und Taurasi. Der Schwerpunkt liegt bei Feudi di San Gregorio ganz klar auf lokalen Rebsorten. Besitzer und Präsident Antonio Capaldo will bedingungslos das Beste aus den Böden der Region hervorbringen. Einige Weine von Feudi di San Gregorio:

  • Cutizzi Greco di Tufo 2016: 15,5/20 (21.50 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Pietracalda Fiano di Avellino 2016 (Foto): 16,25/20 (21.50 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Serrocielo Falanghina 2017: Wunderschöne Nase zwischen Frucht und floralen Noten, Mineralität, Honig, Fülle, Schmelz, knackige Säure, leichte Vegetalität, Frische, wunderbare Struktur, trinkig, schönes mittellanges Finale. Score: 16,75/20 (17.60 Franken für Jahrgang 2018. www.tannico.ch)
  • Taurasi 2012: 16/20 (29.90 Franken. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Piano di Montevergine Taurasi 2011: 16/20 (47 Franken für Jahrgang 2016. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Serpico Aglianico 2013: Dezente Frucht, Schmelz, tolle Tannine, Kirschen, teerig, rund, dennoch spannend, frisch, schöne Länge. Score: 17,5/20 (49 Franken für Jahrgang 2016. www.zanini-vinattieri.ch)
  • Patrimo Merlot 2015: Modern, parfümiert, ausladend, Holznoten, geschliffene Tannine, rechtes Holz, unglaubliche Fülle, unfassbar trinkig, frisch und lang! Score: 18/20 (109 Franken für Jahrgang 2016. www.zanini-vinattieri.ch)
Basilisco: Vulkanisches von Feudi

Auch zum Imperium von Antonio Capaldo gehört Basilisco, ein Gut aus den 90er-Jahren in der Basilikata, das Feudi di San Gregorio 2010 gekauft hat. Spitzenwein der Kellerei ist der Basilisco, dessen Reben auf Vulkanböden des Vulture wachsen. Sieben Jahre reift der hundertprozentige Aglianico del Vulture in den alten Grotten des Kellers in Barile, bevor er auf den Markt kommt. Hier die Notiz zum Basilisco 2011: Würzige, leicht animalische Nase, minim oxidativ durch die lange Reifezeit, etwas alkoholisch, spitze Säure, füllend und schlank gleichzeitig, Kirschen, ätherisch-kräuterig, Basilikum, mittlerer Abgang. Score: 16,5/20 (33 Franken für Jahrgang 2012. www.bindella.ch)

Auch zum Imperium von Antonio Capaldo gehört Basilisco, ein Gut aus den 90er-Jahren in der Basilikata, das Feudi di San Gregorio 2010 gekauft hat. Spitzenwein der Kellerei ist der Basilisco, dessen Reben auf Vulkanböden des Vulture wachsen. Sieben Jahre reift der hundertprozentige Aglianico del Vulture in den alten Grotten des Kellers in Barile, bevor er auf den Markt kommt. Hier die Notiz zum Basilisco 2011: Würzige, leicht animalische Nase, minim oxidativ durch die lange Reifezeit, etwas alkoholisch, spitze Säure, füllend und schlank gleichzeitig, Kirschen, ätherisch-kräuterig, Basilikum, mittlerer Abgang. Score: 16,5/20 (33 Franken für Jahrgang 2012. www.bindella.ch)

Ognissole: Es gibt sie, die wirklich guten Primitivi!

Und Feudi di San Gregorio zum Vierten. Diesmal gehts nach Apulien, in den Absatz des Stiefels. Dort hat Capaldo das Gut Ognissole ins Leben gerufen, wo er voll auf Biodynamie und die lokalen Rebsorten Primitivo und Nero di Troia setzt. «Wir wollen damit einen Beitrag zur Definition der apulischen Weine leisten», sagt Capaldo. Es gelingt. Drei Ognissole-Vertreter im Detail:

  • Pontelama Uva di Troia Rosato 2017: 15/20 (17.40 Franken. www.tannico.ch)
  • Essentia Loci Primitivo di Manduria 2015: Dunkelfruchtig-kompottige Nase, Holzkohle, aschig, würzig, enorme Frucht und Extraktsüsse, dank der lebhaften Säure nicht klebrig, Wahnsinnspower, saftig, homogen, Frische, mittellang. Score: 16,5/20 (24.30 Franken. www.tannico.ch)
  • Romanico Nero di Troia 2015 (Foto): Dunkle, teerige Noten, erinnert ein bisschen an Pinot Noir, Kirschen, Johannisbeeren, rechte Säure, Eleganz, währschafte Tannine, trinkig, schlank, knackiges, mittleres Finale. Score: 17/20 (20 Franken. www.tannico.ch)

Und Feudi di San Gregorio zum Vierten. Diesmal gehts nach Apulien, in den Absatz des Stiefels. Dort hat Capaldo das Gut Ognissole ins Leben gerufen, wo er voll auf Biodynamie und die lokalen Rebsorten Primitivo und Nero di Troia setzt. «Wir wollen damit einen Beitrag zur Definition der apulischen Weine leisten», sagt Capaldo. Es gelingt. Drei Ognissole-Vertreter im Detail:

  • Pontelama Uva di Troia Rosato 2017: 15/20 (17.40 Franken. www.tannico.ch)
  • Essentia Loci Primitivo di Manduria 2015: Dunkelfruchtig-kompottige Nase, Holzkohle, aschig, würzig, enorme Frucht und Extraktsüsse, dank der lebhaften Säure nicht klebrig, Wahnsinnspower, saftig, homogen, Frische, mittellang. Score: 16,5/20 (24.30 Franken. www.tannico.ch)
  • Romanico Nero di Troia 2015 (Foto): Dunkle, teerige Noten, erinnert ein bisschen an Pinot Noir, Kirschen, Johannisbeeren, rechte Säure, Eleganz, währschafte Tannine, trinkig, schlank, knackiges, mittleres Finale. Score: 17/20 (20 Franken. www.tannico.ch)
1/19
BLICK-Weinexperte Alain Kunz und Valentina Montanari, die den Laden auf Ca'Marcanda schmeisst.
Foto: Martina Kunz
Ca’Marcanda: Gajas Bolgheri-Weine

Zurück nach Bolgheri. Dort hat ja auch Italiens charismatischster und wichtigster Winzer vor ein paar Jahren seine Zelte aufgeschlagen: Angelo Gaja. Sein Maremma-Gut Ca’Marcanda habe ich an dieser Stelle bereits im Detail vorgestellt, weshalb ich den Besuch 2019 abschliessend mit einigen Bildern eines verhangenen Julitages und den Notizen zu den neuen Jahrgängen abhandle. PS. Im Führer Vini d’Italia ist Ca’Marcanda total in Ungnade gefallen: Das Gut ist nur noch unter den klein verzeichneten Kellereien zu finden, die nicht mal mit einem Text gewürdigt werden. Auch wenn es in Bolgheri klar bessere Güter gibt: Das ist ein selbst-disqualifizierendes No-go, liebe Gamberisten! Jetzt aber zu den vier Ca’Marcanda-Weinen:

  • Vistamare 2018: Die weisse Assemblage aus 45% Vermentino, 40% Viognier und 15% Fiano hat eine sehr florale Nase, mit Viognier-typischen Harz und Lack-Anleihen, Pfirsich, Birnen, Quitten, Honig, die Säure ist knackig, sie ist frisch, hat Fülle, ist dennoch recht kantig und eckig, leicht grünlich, mittellang. Score: 16,25/20 (42.90. www.weibelweine.ch)
  • Promis 2017: Der Basiswein aus 55% Merlot, 35% Syrah und 10% Sangiovese riecht leicht nach Holzkohle, stark nach Beerenfrucht in der expressiven Nase, ist schlank, kantig mit spürbaren Tanninen, wirkt dennoch elegant und trinkig, hat einen schönen Nachhall, endet floral-kräuterig. Score: 16,5/20 (33.90 Franken. www.weibelweine.ch)
  • Magari 2017: Der Wein besteht aus 60% Cabernet Franc, 30% Cabernet Sauvignon und 10% Petit Verdot. In der Nase ist er recht komplex, die Fruchtnoten sind dezent, Rauch steigt auf, auch Espresso, die Tannine sind reif und präsent, er ist frisch, elegant, leichtfüssig, minim vegetabil, die Länge ist ganz okay. Score: 17,25/20 (45.90 statt 52 Franken bis 31. Oktober. www.weibelweine.ch)
  • Camarcanda 2016: In der Nase ist der Blend aus 80% Cabernet Sauvignon und 20% Cabernet Franc recht verschlossen, nur minime Beerenfrucht schimmert da durch, auch Weihrauch, er hat Schmelz, ist äusserst elegant, die markanten Tannine sind wunderschön, die Fruchtaromen bewegen sich zwischen rund und schwarz, gegen Ende wird er leicht mineralisch, das Finish ist lang. Score: 17,5/20 (119 Franken. www.weibelweine.ch)

Zurück nach Bolgheri. Dort hat ja auch Italiens charismatischster und wichtigster Winzer vor ein paar Jahren seine Zelte aufgeschlagen: Angelo Gaja. Sein Maremma-Gut Ca’Marcanda habe ich an dieser Stelle bereits im Detail vorgestellt, weshalb ich den Besuch 2019 abschliessend mit einigen Bildern eines verhangenen Julitages und den Notizen zu den neuen Jahrgängen abhandle. PS. Im Führer Vini d’Italia ist Ca’Marcanda total in Ungnade gefallen: Das Gut ist nur noch unter den klein verzeichneten Kellereien zu finden, die nicht mal mit einem Text gewürdigt werden. Auch wenn es in Bolgheri klar bessere Güter gibt: Das ist ein selbst-disqualifizierendes No-go, liebe Gamberisten! Jetzt aber zu den vier Ca’Marcanda-Weinen:

  • Vistamare 2018: Die weisse Assemblage aus 45% Vermentino, 40% Viognier und 15% Fiano hat eine sehr florale Nase, mit Viognier-typischen Harz und Lack-Anleihen, Pfirsich, Birnen, Quitten, Honig, die Säure ist knackig, sie ist frisch, hat Fülle, ist dennoch recht kantig und eckig, leicht grünlich, mittellang. Score: 16,25/20 (42.90. www.weibelweine.ch)
  • Promis 2017: Der Basiswein aus 55% Merlot, 35% Syrah und 10% Sangiovese riecht leicht nach Holzkohle, stark nach Beerenfrucht in der expressiven Nase, ist schlank, kantig mit spürbaren Tanninen, wirkt dennoch elegant und trinkig, hat einen schönen Nachhall, endet floral-kräuterig. Score: 16,5/20 (33.90 Franken. www.weibelweine.ch)
  • Magari 2017: Der Wein besteht aus 60% Cabernet Franc, 30% Cabernet Sauvignon und 10% Petit Verdot. In der Nase ist er recht komplex, die Fruchtnoten sind dezent, Rauch steigt auf, auch Espresso, die Tannine sind reif und präsent, er ist frisch, elegant, leichtfüssig, minim vegetabil, die Länge ist ganz okay. Score: 17,25/20 (45.90 statt 52 Franken bis 31. Oktober. www.weibelweine.ch)
  • Camarcanda 2016: In der Nase ist der Blend aus 80% Cabernet Sauvignon und 20% Cabernet Franc recht verschlossen, nur minime Beerenfrucht schimmert da durch, auch Weihrauch, er hat Schmelz, ist äusserst elegant, die markanten Tannine sind wunderschön, die Fruchtaromen bewegen sich zwischen rund und schwarz, gegen Ende wird er leicht mineralisch, das Finish ist lang. Score: 17,5/20 (119 Franken. www.weibelweine.ch)
Riecine: Sangiovese der Extraklasse

Gehen wir weg von der Küste ins Landesinnere, ins Gebiet des Chianti Classico. Hier, wo viele Weingüter Hunderte von Jahren alt sind, mag ein neues wie Riecine, das erst vor 45 Jahren von einem Engländer und seiner italienischen Frau gegründet wurde, bloss eine Randnotiz darstellen. Riecine tut das aber nicht. Wegen der Qualität der Weine, die unter der Führung von Starberater Carlo Ferrini ins Leben gerufen worden waren.

Über einen Amerikaner gelangt das Gut in den Besitz einer Investorenfamilie. Der Önologe und Direktor heisst seit 2015 Alessandro Campatelli (Foto). Dieser sagt über seine Weine und seinen ausschliesslich in Beton ausgebauten Gutswein Riecine, von dem ganze 7000 Fläschchen gekeltert werden: «Ich will Frische und Säure! Es soll in meinen Weinen mehr Pinot Noir aus dem Burgund drin sein als moderner Sangiovese.»

In den besten Jahren produziert das Gut auf seinen 22 Hektaren 65 000 Flaschen. «Die wir alle in wenigen Tagen in Italien verkaufen könnten», sagt Alessandro. Tut das Gut oberhalb von Gaiole aber nicht, sondern exportiert in die ganze Welt. Zum Glück. Die Weine:

  • Chianti Classico 2017: Fruchtig-kräuterig, Würzaromen, Unterholz, rechte Säure, deshalb etwas störrisch und jugendlich wirkend, auf der einen Seite banal-einfacher Chianti, auf der anderen süffig mit betörender Geradlinigkeit, mittleres Finale. Score: 16,5/20 (22.90 Franken für Jahrgang 2016. www.weibelweine.ch)
  • La Gioja 2015 (100% Sangiovese): Kirschige, tiefe, frische, würzige Nase mit Brombeer-Touch, wunderbare Struktur, Harmonie, präzise Säure, seidige Tannine, leichte Holzkohle, etwas Parfüm, Zedernholz, enorm trinkig, frisches, recht langes Finale. Score: 17,75/20 (52 Franken. www.weibelweine.ch)
  • Riecine 2014 (100% Sangiovese): Enorm aromatisch-ätherische Nase, expressiv, frisch. Kräuterig, viel Weihrauch, Schmelz, knackige Säure, schlank, hoch elegant, Weichselkirschen, generell rote Beeren, mundfüllend, lang. Toll! Score: 18/20 (55 Franken für Jahrgang 2013, den ich mit 17,75/20 praktisch gleich hoch bewertet habe. www.weibelweine.ch)
  • Tresette 777 2016 (100% Merlot): 16/20 (in der Schweiz nicht erhältlich)

Gehen wir weg von der Küste ins Landesinnere, ins Gebiet des Chianti Classico. Hier, wo viele Weingüter Hunderte von Jahren alt sind, mag ein neues wie Riecine, das erst vor 45 Jahren von einem Engländer und seiner italienischen Frau gegründet wurde, bloss eine Randnotiz darstellen. Riecine tut das aber nicht. Wegen der Qualität der Weine, die unter der Führung von Starberater Carlo Ferrini ins Leben gerufen worden waren.

Über einen Amerikaner gelangt das Gut in den Besitz einer Investorenfamilie. Der Önologe und Direktor heisst seit 2015 Alessandro Campatelli (Foto). Dieser sagt über seine Weine und seinen ausschliesslich in Beton ausgebauten Gutswein Riecine, von dem ganze 7000 Fläschchen gekeltert werden: «Ich will Frische und Säure! Es soll in meinen Weinen mehr Pinot Noir aus dem Burgund drin sein als moderner Sangiovese.»

In den besten Jahren produziert das Gut auf seinen 22 Hektaren 65 000 Flaschen. «Die wir alle in wenigen Tagen in Italien verkaufen könnten», sagt Alessandro. Tut das Gut oberhalb von Gaiole aber nicht, sondern exportiert in die ganze Welt. Zum Glück. Die Weine:

  • Chianti Classico 2017: Fruchtig-kräuterig, Würzaromen, Unterholz, rechte Säure, deshalb etwas störrisch und jugendlich wirkend, auf der einen Seite banal-einfacher Chianti, auf der anderen süffig mit betörender Geradlinigkeit, mittleres Finale. Score: 16,5/20 (22.90 Franken für Jahrgang 2016. www.weibelweine.ch)
  • La Gioja 2015 (100% Sangiovese): Kirschige, tiefe, frische, würzige Nase mit Brombeer-Touch, wunderbare Struktur, Harmonie, präzise Säure, seidige Tannine, leichte Holzkohle, etwas Parfüm, Zedernholz, enorm trinkig, frisches, recht langes Finale. Score: 17,75/20 (52 Franken. www.weibelweine.ch)
  • Riecine 2014 (100% Sangiovese): Enorm aromatisch-ätherische Nase, expressiv, frisch. Kräuterig, viel Weihrauch, Schmelz, knackige Säure, schlank, hoch elegant, Weichselkirschen, generell rote Beeren, mundfüllend, lang. Toll! Score: 18/20 (55 Franken für Jahrgang 2013, den ich mit 17,75/20 praktisch gleich hoch bewertet habe. www.weibelweine.ch)
  • Tresette 777 2016 (100% Merlot): 16/20 (in der Schweiz nicht erhältlich)
Wein der Woche: Umwerfender Lux Vitis von Luce

Die Tenuta Luce della Vita setzt einen obendrauf: Mit dem Lux Vitis keltert das Luxus-Weingut von Frescobaldi in Montalcino einen neuen Topwein, den vierten Gutswein nach Lucente, Luce und Brunello. Und er ist eines neuen Flaggschiffs mehr als würdig. Weinmacher Stefano Ruini erklärt bei einer Stippvisite in Zürich: «Die Cabernet-Sauvignon-Reben wurden auf Luce einst komplett ausgerissen. Erst 2004 beschloss man, wieder Cabernet auf den drei Hektaren Campoluogo-Parzellen zu pflanzen. Und dann begann das lange Warten darauf und das Experimentieren, bis wir die Reben im für uns perfekten Gleichgewicht hatten, das es uns erlaubte, den Wein in gewünschter Qualität auf den Markt zu bringen. In den Jahren zuvor ging das Material in den Traubenhandel von Frescobaldi.» Das von James Suckling bereits mit 97/100 Punkten geadelte Resultat: umwerfend!

  • Lux Vitis 2015 (95% Cabernet Sauvignon, 5% Sangiovese): Ausladende Nase mit einem Potpourri aus schwarzer Frucht, Würze, leichter Mineralik und Kräutern; im Gaumen superharmonisch, frische, seidige Tannine, der Wein schwebt ätherisch, ist enorm frisch, aber auch crèmig, hat Druck, Mundfülle und eine Superlänge. Insgesamt aber ein eher untypischer Cabernet, da Lakritze- und Cassis-Töne fast vollständig ausbleiben. Score: 18,75/20 (170 Franken. www.moevenpick-wein.ch)
  • Und wenn wir schon dabei sind: Hier die Notiz zum neuen Jahrgang Luce 2016, einer Assemblage aus zirka hälftig Merlot und Sangiovese: Geile ausladende Nase mit enormer Würze, Lebkuchen, schwarze Früchte, konzentriert und doch filigran, Nervigkeit zeigend, elegant, Kräuteraromen, feine Tannine, schöne Länge. Score: 17,5/20 (110 Franken. www.moevenpick-wein.ch)

Die Tenuta Luce della Vita setzt einen obendrauf: Mit dem Lux Vitis keltert das Luxus-Weingut von Frescobaldi in Montalcino einen neuen Topwein, den vierten Gutswein nach Lucente, Luce und Brunello. Und er ist eines neuen Flaggschiffs mehr als würdig. Weinmacher Stefano Ruini erklärt bei einer Stippvisite in Zürich: «Die Cabernet-Sauvignon-Reben wurden auf Luce einst komplett ausgerissen. Erst 2004 beschloss man, wieder Cabernet auf den drei Hektaren Campoluogo-Parzellen zu pflanzen. Und dann begann das lange Warten darauf und das Experimentieren, bis wir die Reben im für uns perfekten Gleichgewicht hatten, das es uns erlaubte, den Wein in gewünschter Qualität auf den Markt zu bringen. In den Jahren zuvor ging das Material in den Traubenhandel von Frescobaldi.» Das von James Suckling bereits mit 97/100 Punkten geadelte Resultat: umwerfend!

  • Lux Vitis 2015 (95% Cabernet Sauvignon, 5% Sangiovese): Ausladende Nase mit einem Potpourri aus schwarzer Frucht, Würze, leichter Mineralik und Kräutern; im Gaumen superharmonisch, frische, seidige Tannine, der Wein schwebt ätherisch, ist enorm frisch, aber auch crèmig, hat Druck, Mundfülle und eine Superlänge. Insgesamt aber ein eher untypischer Cabernet, da Lakritze- und Cassis-Töne fast vollständig ausbleiben. Score: 18,75/20 (170 Franken. www.moevenpick-wein.ch)
  • Und wenn wir schon dabei sind: Hier die Notiz zum neuen Jahrgang Luce 2016, einer Assemblage aus zirka hälftig Merlot und Sangiovese: Geile ausladende Nase mit enormer Würze, Lebkuchen, schwarze Früchte, konzentriert und doch filigran, Nervigkeit zeigend, elegant, Kräuteraromen, feine Tannine, schöne Länge. Score: 17,5/20 (110 Franken. www.moevenpick-wein.ch)
Wo gibts was zu degustieren?
  • Sonntag, 1. September und Montag, 2. September, jeweils 14 bis 19 Uhr. Concerto del Vino Italiano von Caratello Weine. Zum 27. Mal organisiert das St. Galler Weinhaus von Ueli Schiess sein Wein-Concerto. Ein Gesamtkunstwerk, das ausserhalb einer gewöhnlichen Degustation liegt. Kulinarische Köstlichkeiten aus dem Stiefel begleiten das Weintasting. Eine Matinée mit See Siang Wong am Flügel läutet die Verkostungen ein (leider ist sie schon ausverkauft). Workshops mit den Produzenten vertiefen das Erlebnis. Für einzelne gibts noch Plätze. Und Spitzenköche kreieren Menüs mit den Weinen einzelner Topwinzer. Für diese Wine and Dines, die alle am 31. August unter dem Namen «cantina e cucina» steigen, hats noch Platz. Eintritt Tastings: 25 Franken. Dolder Grand, Zürich. www.caratello.ch.
Auch auf dem Workshop-Programm: Das Bolgheri-Topweingut Le Macchiole, hier Besitzerin Cinzia Merli mit Önologe Luca Rettondini und Alain Kunz von BLICK.
  • Sonntag, 1. September und Montag, 2. September, jeweils 14 bis 19 Uhr. Concerto del Vino Italiano von Caratello Weine. Zum 27. Mal organisiert das St. Galler Weinhaus von Ueli Schiess sein Wein-Concerto. Ein Gesamtkunstwerk, das ausserhalb einer gewöhnlichen Degustation liegt. Kulinarische Köstlichkeiten aus dem Stiefel begleiten das Weintasting. Eine Matinée mit See Siang Wong am Flügel läutet die Verkostungen ein (leider ist sie schon ausverkauft). Workshops mit den Produzenten vertiefen das Erlebnis. Für einzelne gibts noch Plätze. Und Spitzenköche kreieren Menüs mit den Weinen einzelner Topwinzer. Für diese Wine and Dines, die alle am 31. August unter dem Namen «cantina e cucina» steigen, hats noch Platz. Eintritt Tastings: 25 Franken. Dolder Grand, Zürich. www.caratello.ch.
Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?