Auf einen Blick
- Wenn Mann Frau etwas erklärt, wird häufig der englische Begriff Mansplaining gebraucht
- Mansplaining kann Frauen in der Weinbranche ganz schön nerven
- Es gibt mehrere Wege, wie du dem nervigen Phänomen begegnen kannst
Die Party war vom Feinsten. Im grosszügigen Entrée stand ein Kühlschrank, gefüllt mit Wein und Bier. In der Küche wurde exklusiver Rotwein vom gereiften Jahrgang des Gastgebers aus der Magnum ausgeschenkt.
Er stand etwas verloren da, sah nett aus und schwenkte den granatfarbenen, überreifen Tropfen bedeutsam im Glas. «Weisst du, 1969 war kein grossartiges Jahr.» Ich nickte zustimmend. Er, nennen wir ihn Hans, arbeitete in der Finanzbranche. Was denn ich so mache, fragte er mich. Über Wein schreiben. Im selben Moment bereute ich es schon.
Zisch ab!
Die nächsten zehn Minuten verbrachte Hans damit aufzuzählen, was für geile Weine er schon getrunken hatte. Es fielen grosse Namen von extrem teuren Gewächsen, die er geografisch teils falsch zuordnete, und die ich mir nicht leisten kann und möchte. Und weil ich Namedropping überhaupt nicht mag, drehte ich mich zum Kühlschrank und nahm mir demonstrativ ein Bier. Zisch ab, Hans!
Die sanfte Tour
Wenn du nicht auf Krawall gebürstet bist, geht es auch höflicher: Erlaube dir, ihm ins Wort zu fallen. Erzähle von dem jungen Winzer im Wallis, der einen Cornalin zum Niederknien keltert und dessen Arvine so klar und frisch wie ein Bergbach ist. Oder wie dich das Navi des Mietautos im Douro-Tal in die engste Sackgasse eines Dorfes lockte und du mit dem Fiat Panda in 161 Zügen wenden musstest. Ist ja auch typisch Frau! Steigt er darauf ein, kann das noch ein netter Abend mit lustigen Anekdoten werden und die Angeberei mit den Superboliden der Weinszene ist rasch vergeben und vergessen.
Die harte Tour
So steht es im Internet: «Mansplaining ist, wenn ein Mann annimmt, dass er über Fachwissen verfügt, das eine Frau nicht hat, und ihr dummes Zeug erklärt». Wenn also die Hefen zu Bakterien werden, dann ist es an der Zeit, die Krallen auszufahren. Das geht dann so: «Wusstest du eigentlich, dass die Thiolaromen des Sauvignon blanc, an dem du gerade nippst, eng mit der enzymatischen Ausstattung der Hefe zusammenhängen? Und übrigens, die Hefe ist kein Bakterium, sondern ein Sprosspilz». So geht das.