Wein ist die grosse Leidenschaft von Silvia Zuberbühler (33). «Dabei komme ich nicht einmal aus einer Winzerfamilie», erzählt die Ostschweizerin im Gespräch mit Blick. «Was mich von klein auf faszinierte, waren Düfte und Geschmäcker. Meine Eltern hatten einen kleinen Kräutergarten, in dem ich mich als Kind sehr gerne aufhielt», so Zuberbühler.
Nach der gastgewerblichen Fachschule zog es sie in die Gastronomie. In Morges am Genfersee absolvierte Zuberbühler ein Restaurant-Praktikum, bevor sie anschliessend in einem St. Galler Restaurant das Personal verstärkte. «Im Service kommt man automatisch mit Wein in Kontakt. Die Geruchs- und Geschmackswelten des Weins haben mich so in seinen Bann gezogen, dass ich mich zur Sommelière ausbilden liess.»
Zwischenstopp in Frankreich
«Allerdings konnte ich schlecht als Sommelière arbeiten, ohne je eine Traube in den Händen gehalten zu haben». Deshalb war Zuberbühlers nächster Schritt ein Praktikum auf einem biodynamischen Weingut in Südfrankreich, wo sie sich auf die Traubenlese und Weinbereitung fokussierte. «Danach blieb ich in Frankreich und arbeitete mehrere Jahre in Paris, zum Beispiel als Sommelière im Sterne-Restaurant La Truffière, und diese Jahre zählten zu den aufregendsten meines bisherigen Lebens.»
Zurück in der Schweiz blieb sie dem Wein treu und arbeitet aktuell noch Teilzeit im Weinverkauf in der Stadt Zürich. Nach dem Erlangen der Sensorik-Lizenz absolvierte Zuberbühler weitere Ausbildungen und meisterte kürzlich das anspruchsvolle Weinakademiker-Diplom. Dadurch hatte sie regelmässigen Kontakt mit Weinsammlerinnen und Weinsammlern. Was viele dieser Menschen verbinde, sei der Mangel an Zeit, sich um die eigenen Weine zu kümmern oder noch viel schlimmer: sie zu geniessen.
«So entstand die Idee, mein Sommelière-Wissen in ein kleines Start-up zu verpacken. Im Prinzip biete ich das gleiche wie im Restaurant, neu einfach auf privater Ebene. Dazu kommen Hilfen bei der Organisation des Weinkellers, Kundenveranstaltungen, massgeschneiderte Degustationen bis hin zu Inventuren.» Was nach wenig Aufwand klingt, kann viel Zeit in Anspruch nehmen: «Der grösste von mir betreute Weinkeller hat über 6'000 Flaschen», so Zuberbühler.
Festgefahrene Muster aufbrechen
Ein kleines technisches Highlight hat Zuberbühler ebenfalls im Gepäck: Eine massgeschneiderte App zur Kellerorganisation. «Mein Bruder ist Programmierer und hat mit meinen Inputs eine App für meine Kundinnen und Kunden entwickelt.» Wenn diese nach anfänglichen Vorbehalten plötzlich von alleine auf ihren Smartphones hoch und runterscrollen, entlockt dies Zuberbühler meist ein zufriedenes Lächeln. Die App ist zurzeit allerdings noch nicht im regulären App Store erhältlich.
«Manche trinken seit 30 Jahren nur Bordeaux, obwohl sie auch viele andere spannende Weine im Keller haben. Auch solche Muster kann ich mit meiner Arbeit aufbrechen und zum Beispiel eine Blind-Degustation mit Weinen von anderen Weinregionen organisieren». Am Ende des Tages möchte die 33-jährige Freude am Wein vermitteln und ihre Faszination für Gerüche und Geschmäcker mit anderen Menschen teilen.