Gold im Glas – und Hüftgold
So wird Champagner süss gemacht

Mit der «Dosage» ersetzt der Kellermeister die Hefe im Champagner mit Grundwein und Rohrzucker. Dieser Feinschliff entscheidet darüber, ob später ein staubtrockener «Brut Nature» oder ein klebrigsüssen «Doux» unsere Kehlen runterperlt.
Publiziert: 17.09.2021 um 12:59 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2021 um 14:30 Uhr
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«Champagner ist das einzige Getränk, das Frauen schöner macht, je mehr sie davon trinken.» Jeanne-Antoinette Poisson (1721-1764), kurz Madame de Pompadour, Lieblings-Mätresse des französischen Königs Ludwig XV.
Foto: Getty Images
Shirley Amberg

Champagner ist nicht gleich Champagner. Von zuckersüss bis knochentrocken – für jeden Geschmack lässt sich der passend prickelnde Rebensaft finden!

Die «Dosage» ist der allerletzte Schliff, den der Kellermeister dem Champagner vor dem Verkorken gibt. Sie bezeichnet den «Likör», der dem Champagner in kleiner Menge zugesetzt wird. Denn der beim «Degorgieren» verlorene Champagner wird durch eine Mischung aus demselben Grundwein und Rohrzucker, eben dem «Likör», ersetzt.

Degorgieren? Dosage? … Quoi?

Beim Degorgieren wird das gesammelte Hefedepot aus dem Flaschenhals entfernt. In diesem Stadium sind die Champagnerflaschen noch mit einem Kronkorken verschlossen und die Flaschen werden kopfüber in ein Kältebad getaucht. Anschliessend wird der Kronkorken entfernt. Wegen dem starken Überdruck in der Flasche schiesst der unerwünschte Hefe-Eispfropfen regelrecht aus dem Flaschenhals heraus. Dieser nun fehlende Anteil Wein wird mit der gewünschten «Dosage» wieder aufgefüllt.

Der Zuckergehalt – obligatorische Bezeichnung auf dem Etikett

Diese Dosage kann für die Entwicklung des Champagners nur eine sehr geringe oder eine grosse Rolle spielen. Möchte der Kellermeister den ursprünglichen Charakter seines Champagners beibehalten, dann ist die Dosage möglichst neutral.

Champagner wird je nach erhaltener Dosage in die folgende Kategorien unterteilt:

Brut Nature
Entspricht einer Restsüsse von null bis drei g Restzucker pro Liter Champagner. Diese Kategorie ist auch als «Zero Dosage» oder «Brut Nature» bekannt. Dieser Champagner wurde ohne Dosage abgefüllt, also nach dem Degorgieren nur mit reinem Wein wieder aufgefüllt.

Extra-Brut
Entspricht einer Restsüsse von weniger als sechs g Restzucker pro Liter Champagner. Dieser Champagner hat eine winzige Portion des «Liqueur d'expédition» hinzugefügt bekommen und ist meist sehr frisch, sowie geradlinig.

Brut
Entspricht einer Restsüsse von weniger als zwölf g Restzucker pro Liter Champagner. Diese Champagner sind meistens sehr gefällig und unkompliziert – es ist daher auch wenig verwunderlich, dass etwa 95 Prozent aller verkauften Champagner aus dieser Kategorie stammen.

Extra-Sec
Entspricht einer Restsüsse von zwölf bis 17 g Restzucker pro Liter Champagner. Dieser Champagner zeigt sich schon deutlich lieblicher, jedoch noch nicht allzu arg süss.

Sec
Entspricht einer Restsüsse von 17 bis 32 g Restzucker pro Liter Champagner. Schmeckt nicht unbedingt «Sec», also trocken, sondern meistens schon sehr süss.

Demi-Sec
Entspricht einer Restsüsse von 32 bis 50 g Restzucker pro Liter Champagner. Diese Champagner zeigen sich gerne üppig, sehr zuckrig und manchmal schon fast etwas klebrig.

Doux
Entspricht einer Restsüsse von mehr als 50 g Restzucker pro Liter Champagner und ist damit das lieblichste, süsseste und pappigste Kind in der Familie der Champagner.

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