Elisabetta Geppetti ist eine Frau, die haargenau weiss, was sie will. Das war bereits Mitte der 80er-Jahre so, als die erste Präsidentin des Konsortiums des Morellino di Scansano die Verantwortung für die Weinberge der Fattoria Le Pupille ihres Schwiegervaters zusammen mit der italienischen Önologen-Legende Giacomo Tachis übernahm. Als erste «Amtshandlung» pfropfte sie Cabernet-Sauvignon–Klone auf die in der Region damals vorherrschenden Sangiovese-Reben auf. «Ich wollte einen grossen Wein machen. Die Maremma sollte sich in der Hochsprache der Bordelaiser Weinkultur ausdrücken. Nach zwei Experimentier-Jahrgängen wars 1987 so weit. Der erste Saffredi!»
Pionierin – ein Titel auf ewig
Seither hat sich einiges getan in der Region Grosseto, die vor allem für den Morellino di Scansano bekannt ist, die lokale Ausprägung von Sangiovese-Weinen. Elisabetta ist längst nicht mehr die einzige, die grosse Weine macht dort. Aber sie ist die Pionierin. Diese Leistung ist ihr auf ewig nicht zu nehmen!
26 Jahrgänge Saffredi sind es unterdessen, die sie auf den Markt gebracht hat. «Mittlerweile kann ich sagen: Ich habe diese Schlacht mit mir selbst gewonnen», sagt Geppetti bei ihrer Stippvisite im Zürcher Haute zur Saffredi-Story. Diese war durchaus wechselvoll. Elisabetta skizziert sie so: «Bis 1991 war der Saffredi ein reiner Cabernet Sauvignon. Danach wurde ein Verschnitt mit den mittlerweile neu angepflanzten Merlot- und Alicante-Reben daraus. Vom Jahrgang 2001 an war Christian Le Sommer der verantwortliche Weinmacher, der ehemalige Önologe von Château Latour. Der Stil des Weines änderte sich wiederum ein wenig. Die Alicante-Trauben, die den Wein doch eher rustikal machten, entfernten wir und ersetzten sie ab Jahrgang 2004 durch Syrah.»
Und so präsentiert sich der Saffredi auch heute: eine Assemblage aus mehrheitlich Cabernet Sauvignon und Merlot mit einem kleinen Anteil Syrah.
96 Parker-Punkte für den Saffredi 2010
Zwölf Jahrgänge haben wir hoch über Zürich degustiert. Das Fazit: Einige Jahrgänge sind aussergewöhnlich. So der 2010er, ein in der Region eher kühler Jahrgang, in dem nicht alle Vorzeigebetriebe Weltklasse-Weine produzierten. So ist zum Beispiel der Ornellaia, gemessen an den eigenen Ansprüchen, eine leise Enttäuschung. Anderen aber gelang es, die Maremma-Potenz in pure Eleganz umzuwandeln. Wie beim Saffredi geschehen. Auch wenn das die Degustatoren von Vini d’Italia völlig anders gesehen und den Wein mit einem einzigen Bicchiere abgekanzelt haben. Wir hingegen schliessen uns voll und ganz den Verkostern von Robert Parker an, die ihn mit 96 Punkten schon realistischer eingestuft haben.
Hier also zwölf Jahrgänge Saffredi, eines mit 59 Franken nicht ganz billigen Weins. Getestet haben wir deshalb auch die übrigen sieben in der Schweiz erhältlichen Weine der Fattoria. Toll sind der Morellino Poggio Valante und der Morellino Riserva, der in der letzten Weinbibel die drei Gläser eingeheimst hat. Das Beste: Er kostet nur 23.50 Franken! Ich behaupte mal: Es gibt keine zehn im Preis günstigeren roten Drei-Gläser-Weine als dieser faszinierende Sangiovese.
Poggio Argentato (Sauvignon Blanc und Traminer)
Florale Noten, leichte Mineralität, im Gaumen sehr vegetal, spitz, zu viel Säure, bitter. Score: 14,5/20 (CHF 15.50)
RosaMati 2011 (Rosé aus Sangiovese und Syrah)
Erdbeeren und Himbeeren, typische Aromen für diese kitschig-hellrote Farbe, im Gaumen rechte Säure, aber auch Süsse, etwas wenig Frucht, bitteres, vegetales Finale. Score: 15/20 (CHF 14.90)
Pelofino 2012 (Sangiovese und Syrah, wenig Cabernet Sauvignon und Franc)
Rotbeerige Nase, fruchtig-eindimensional, leicht alkoholisch, im Gaumen Johannisbeeren, wird dann üppig, Preiselbeeren, kräuteriges Finish, leicht bitter. Score: 15,5/20 (CHF 15.--)
Morellino di Scansano 2012 (überwiegend Sangiovese)
Frische, rotbeerige Nase, Johannis- und Erdbeeren, floral, im Gaumen dezente Säure, Landwein-mässige Frische, knackig, sauber, mineralisches Finish. Score: 15/20 (CHF 16.--)
Morellino di Scansano Riserva 2010 (Foto, überwiegend Sangiovese)
Tolle Nase nach Gewürznelken und roten Beeren, fast erdbeerig, Parfüm, schöner Fluss und Textur, präsente Säure, Power, hat Ecken und Kanten, ist gleichzeitig aristokratisch-samten, würziges Finale, das frisch, süss und lang ist. Toll! Score: 17,5/20 (CHF 23.50)
Poggio Valente, Morellino di Scansano Riserva 2009 (überwiegend Sangiovese)
Kirschig-nussige Nase, leichte Portnoten, mit zunehmender Zeit auch Tertiäraromen, im Gaumen tolle Süsse, reife Tannine, viel Power und doch geschmeidig, Würze, saftiges, frisches Finish. Wunderbarer Wein. Score: 17,5/20 (CHF 29.50)
(Alle Weine gibts bei www.terravigna.ch)
Poggio Argentato (Sauvignon Blanc und Traminer)
Florale Noten, leichte Mineralität, im Gaumen sehr vegetal, spitz, zu viel Säure, bitter. Score: 14,5/20 (CHF 15.50)
RosaMati 2011 (Rosé aus Sangiovese und Syrah)
Erdbeeren und Himbeeren, typische Aromen für diese kitschig-hellrote Farbe, im Gaumen rechte Säure, aber auch Süsse, etwas wenig Frucht, bitteres, vegetales Finale. Score: 15/20 (CHF 14.90)
Pelofino 2012 (Sangiovese und Syrah, wenig Cabernet Sauvignon und Franc)
Rotbeerige Nase, fruchtig-eindimensional, leicht alkoholisch, im Gaumen Johannisbeeren, wird dann üppig, Preiselbeeren, kräuteriges Finish, leicht bitter. Score: 15,5/20 (CHF 15.--)
Morellino di Scansano 2012 (überwiegend Sangiovese)
Frische, rotbeerige Nase, Johannis- und Erdbeeren, floral, im Gaumen dezente Säure, Landwein-mässige Frische, knackig, sauber, mineralisches Finish. Score: 15/20 (CHF 16.--)
Morellino di Scansano Riserva 2010 (Foto, überwiegend Sangiovese)
Tolle Nase nach Gewürznelken und roten Beeren, fast erdbeerig, Parfüm, schöner Fluss und Textur, präsente Säure, Power, hat Ecken und Kanten, ist gleichzeitig aristokratisch-samten, würziges Finale, das frisch, süss und lang ist. Toll! Score: 17,5/20 (CHF 23.50)
Poggio Valente, Morellino di Scansano Riserva 2009 (überwiegend Sangiovese)
Kirschig-nussige Nase, leichte Portnoten, mit zunehmender Zeit auch Tertiäraromen, im Gaumen tolle Süsse, reife Tannine, viel Power und doch geschmeidig, Würze, saftiges, frisches Finish. Wunderbarer Wein. Score: 17,5/20 (CHF 29.50)
(Alle Weine gibts bei www.terravigna.ch)
Mitte des 19. Jahrhundert begann Augusto Carlo aus der Adelsfamilie der Vistarino in den Hügeln des Südwestens der Lombardei, im Oltrepò Pavese, Pinot-Noir-Reben aus dem Burgund und der Champagne anzupflanzen. Ziel war ein Schaumwein nach der klassischen, der méthode Champenoise. Schon seit langem kann man sagen: Ziel erreicht! Die Kellerei unter der Leitung von Ottavia Vistarino, deren 140 Hektar Rebfläche vornehmlich mit Pinot Nero bepflanzt ist, produziert heute tolle Bollicini, wie die Italiener sagen. Also „Blööterliwii“, um eine etwas profane Übersetzung ins Schweizerdeutsche zu liefern. Aber auch durchaus ansprechende Blauburgunder wie den Pernice. Vier der Vistarino-Weine haben wir verkostet. Hier das Ergebnis:
Riesling Rïes 2012
Apfelnase, spitz, Kräuter wie Thymian, im Gaumen rechte Säure, Mineralität, leichter Schmelz, vegetal, Peperoni, knorriger Riesling, der gegen Ende etwas aufweicht, aber doch eher grünlich- sauer bleibt. Score: 15,5/20 (in der Schweiz derzeit nicht erhältlich)
Cuvée Cépage, Brut Metodo Classico (Pinot Nero, Chradonnay, Riesling)
Helle Lachsfarbe, Frische, blumige Nase, schöne Frucht, im Gaumen Hefenoten, aber auch Süsse und Mineralität, ausdrucksstark, leichte Bitternoten, frisches, kräuteriges Finish. Score: 17/20 (in der Schweiz derzeit nicht erhältlich)
1865, Pinot Nero Brut Metodo Classico, Millesimo 2006
Leichte Hefenoten, etwas bitter-vegetal, aber auch Ananas und Würze; im Gaumen hohe Brut-Typizität, Volumen und Schmelz sowie Frucht, schöne Perlage, leicht bitterer Abgang, Gelungen! Score: 17/20 (CHF 32.50. www.clublesdomaines.com)
Pernice Pinot Nero 2010 (Foto)
Sortentypische, kirschige Nase mit Himbeereinschlag, minim medizinal und dezente Röstaromen, im Gaumen straight, rechte Säure, leichter Schmelz, etwas vegetal, kräuteriges Finish mit schöner Länge. Score: 16/20 (CHF 34.—für Jahrgang 2007. www.weinundkultur.ch)
Mitte des 19. Jahrhundert begann Augusto Carlo aus der Adelsfamilie der Vistarino in den Hügeln des Südwestens der Lombardei, im Oltrepò Pavese, Pinot-Noir-Reben aus dem Burgund und der Champagne anzupflanzen. Ziel war ein Schaumwein nach der klassischen, der méthode Champenoise. Schon seit langem kann man sagen: Ziel erreicht! Die Kellerei unter der Leitung von Ottavia Vistarino, deren 140 Hektar Rebfläche vornehmlich mit Pinot Nero bepflanzt ist, produziert heute tolle Bollicini, wie die Italiener sagen. Also „Blööterliwii“, um eine etwas profane Übersetzung ins Schweizerdeutsche zu liefern. Aber auch durchaus ansprechende Blauburgunder wie den Pernice. Vier der Vistarino-Weine haben wir verkostet. Hier das Ergebnis:
Riesling Rïes 2012
Apfelnase, spitz, Kräuter wie Thymian, im Gaumen rechte Säure, Mineralität, leichter Schmelz, vegetal, Peperoni, knorriger Riesling, der gegen Ende etwas aufweicht, aber doch eher grünlich- sauer bleibt. Score: 15,5/20 (in der Schweiz derzeit nicht erhältlich)
Cuvée Cépage, Brut Metodo Classico (Pinot Nero, Chradonnay, Riesling)
Helle Lachsfarbe, Frische, blumige Nase, schöne Frucht, im Gaumen Hefenoten, aber auch Süsse und Mineralität, ausdrucksstark, leichte Bitternoten, frisches, kräuteriges Finish. Score: 17/20 (in der Schweiz derzeit nicht erhältlich)
1865, Pinot Nero Brut Metodo Classico, Millesimo 2006
Leichte Hefenoten, etwas bitter-vegetal, aber auch Ananas und Würze; im Gaumen hohe Brut-Typizität, Volumen und Schmelz sowie Frucht, schöne Perlage, leicht bitterer Abgang, Gelungen! Score: 17/20 (CHF 32.50. www.clublesdomaines.com)
Pernice Pinot Nero 2010 (Foto)
Sortentypische, kirschige Nase mit Himbeereinschlag, minim medizinal und dezente Röstaromen, im Gaumen straight, rechte Säure, leichter Schmelz, etwas vegetal, kräuteriges Finish mit schöner Länge. Score: 16/20 (CHF 34.—für Jahrgang 2007. www.weinundkultur.ch)
- 25. August. 11 bis 19 Uhr. Mémoire & Friends, Swiss Wine Grand Tasting. Der jährliche, seit 2009 stattfindende grosse Treff der Schweizer Weinszene ist die landesweit grösste Weinausstellung. Alle 54 Mémoire-Mitglieder zeigen ihre Weine ebenso wie ihre 100 Freunde, darunter einige Schweizer Spitzenproduzenten aus dem Ausland. Sie vertreten die «fünfte Schweiz». Tickets im Online-Vorverkauf CHF 15.--, an der Abendkasse CHF 30.--. Kunsthaus, Claridenstrasse 5, Zürich. www.memoire-and-friends.ch.
- 25. August. 11 bis 19 Uhr. Mémoire & Friends, Swiss Wine Grand Tasting. Der jährliche, seit 2009 stattfindende grosse Treff der Schweizer Weinszene ist die landesweit grösste Weinausstellung. Alle 54 Mémoire-Mitglieder zeigen ihre Weine ebenso wie ihre 100 Freunde, darunter einige Schweizer Spitzenproduzenten aus dem Ausland. Sie vertreten die «fünfte Schweiz». Tickets im Online-Vorverkauf CHF 15.--, an der Abendkasse CHF 30.--. Kunsthaus, Claridenstrasse 5, Zürich. www.memoire-and-friends.ch.