Für Sie degustiert: Das älteste Walliser Weinhaus
Bonvin – ist Nomen auch Omen?

Bonvin ist des älteste Weinhaus des Wallis. Es wurde 1858 gegründet. Seit vier Jahren ist auch der architektonische Auftritt an der Strasse von Sion nach St-Léonard prominent. Die Weine sind schon länger aussergewöhnlich gut.
Publiziert: 05.06.2020 um 16:27 Uhr
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Aktualisiert: 06.06.2020 um 09:52 Uhr
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Das markante futuristische Gebäude mit der schuppenartigen Ummantelung des Önoparks dominiert die Route d'Italie ausserhalb von Sion.
Foto: zVg
Alain Kunz

Nein, übersehen kann man das Ding an der Rue d'Italie zwischen Sion und St-Léonard wahrlich nicht. Ein paar hundert Meter nach dem Stade de Tourbillon, in welchem der FC Sion so manche wunderbare Fussballgeschichte geschrieben hat. Das Ding ist ein futuristisches Gebäude, dessen Haut wie Schuppen im Licht der Sonne glänzt und diese reflektiert, sich gleichzeitig aber überraschend gut in die ländliche Idylle der es umgebenden Rebberge eingliedert: der Önopark der Celliers de Sion.

Er ist ein Begegnungsort des Weins. Die Celliers de Sion haben hier eine Stätte geschaffen, die dem Besucher den Wein und die gesamte Kultur drumherum in multipler Ausprägung nahebringt. Es gibt Themendegustationen, einen Entdeckungsparcours, die Rebberge können zu Fuss, per Velo oder gar als Escape Game entdeckt werden. Verschiedene Wanderwege führen zu den Stätten der beiden Familien hoch über der Rhôneebene, wo man sich auch kulinarisch verwöhnen lassen kann. Das kann man übrigens auch im Park, wo ein Hammer-Tatar serviert wird. Klammer zu!

Carolus, der Pionier

Kurze Rückblende. 1858 wird die Kellerei gegründet, doch bereits Anfang des 19. Jahrhundert bringt Carolus Bonvin Rebstöcke aus dem Burgund mit ins Wallis, um zu schauen, wie die sich hier entwickeln, weshalb der Urgrossvater von Firmengründer Charles zu einem Wegbereiter des Weinbaus im Wallis wurde. Der Familienname Bonvin ist seit 1450 in Sion verzeichnet. Die Familien dieses Namens kamen ursprünglich aus dem südlichen Domodossola-Tal und brachten eine stattliche Anzahl Persönlichkeiten hervor, darunter Rechtsgelehrte, Mediziner, Geistliche, Offiziere, Händler sowie, eben, eine Linie grosser Weinhändler.

1992 schliesst sich die Firma, die heute 23,5 Hektaren eigenes Rebland kultiviert, mit Philippe Varone Vins zusammen und gründet das gemeinsame Dach Les Celliers de Sion. Eine befruchtende Synthese, die mit dem Bau des 2016 eröffneten Önoparks ihre Vollendung findet. Nach wie vor werden die beiden Kellereien von zwei eigenständigen Önologen geleitet, was sich in einer unterschiedlichen Philosophie ausdrückt. Da die eher volleren, samtenen Wein-Schmeichler von Varone mit der Assemblage Stricto Sensu als teuersten Wein des gesamten Unternehmens. Dort das Haus Bonvin, das sich eher geradlinigen, stringenten, knackigeren, eleganten Weinmache verschrieben hat. Auch hier ist eine Assemblage das Mass aller Dinge: der «1858».

«Doch, doch, das gehört mir …»

Da stehen wir nun, in diesem Önopark. Aber nicht mit Direktor David Héritier, den treffen wir, sehr arbeitsam, im Büro an. Sondern mit Christophe Bonvin, dem Botschafter des Hauses. Sohn, Enkel, Urenkel, Neffe oder was? «Wenn ich ausländische Kunden habe, dann sage ich der Einfachheit halber: Doch, doch, das gehört mir …» Sagts und lacht laut. In Wahrheit gehört Bonvin 1858 seit 2009 der Weinfamilie Rouvinez, die damals die Aktienmehrheit erwarb. Christophe Bonvin ist mit der Familie von Gründer Charles Bonvin weder verschwägert noch verwandt. Unglaublich, aber wahr.

Der 54-fache Nationalspieler hat nach Beendigung seiner Fussballerlaufbahn 1997 nicht Önologie studiert oder dergleichen. «Ich bin der Typ, der den Wein vermitteln will», sagt er. Ich organisiere Degustationen, Rebberg-Besuche und Events. Der Privatkundenbereich ist meine Welt. Und dies nun seit 23 Jahren.» Kein Wunder, gilt Bonvin als Gesicht von Bonvin und ist heute auch offiziell Botschafter der Kellerei, die 2014 zum Schweizer Weingut des Jahres gekürt wurde.

Corona-Wein im Reagenzglas

Und innovativ sind die Celliers de Sion auch. Okay, den Schweizer Weintourismus-Preis zu gewinnen, überrascht bei diesem önotouristischen Gesamtpaket nicht wirklich. Doch 2018 gabs einen obendrauf: Der Önopark wurde in Adelaide (Australien) mit dem WM-Titel von Great Wine Capitals bedacht. Und in der Corona-Krise verkaufte das Haus Degustationssets mit 8 oder 16 der wichtigsten Weine von Bonvin und Varone. Spediert in einer einfachen Kartonbox und abgefüllt in 50-ml-Reagenzgläsern. Wenn etwas passend war zur Pandemie-Zeit, dann diese Behältnisse … «Das war eine Riesenbüez», so Christophe, «mussten die Gläser doch unter Druck verschlossen werden. Aber das Ganze war ein grosser Erfolg. Wir haben die Degustation den Leuten nach Hause gebracht – und sie haben mitgezogen.»

Zu den Weinen. Verkostet habe ich sowohl dieses Reagenzglas-Deguset wie vor Ort 18 Weine. Hier das Best of.

Best of Bonvin
  • Fendant Sans Culottes 2019: 16,25/20 (13.50 Franken)
  • Fendant Brûlefer 2019: 16,5/29 /16.50 Franken)
  • Petite Arvine 2018: Ausladend, würzig, Pfirsich, aromatisch-mineralische Nase, Mandarinli. Toll! Ein echter Terrorwein mit Schmelz, Fruchtsüsse, jahrgangsbedingt dezenter Säure, Frische, Frucht, er ist trinkig und lang. Score: 17,5/20 (25 Franken)
  • Humagne Blanche 2019: 17,25/20 (23.50 Franken)
  • Heida 2018: 17/20 (23.50 Franken)
  • Château Conthey 2018 (je 50% Sauvignon Blanc und Chardonnay): 16,75/20 (21.50 Franken)
  • Cuvée Blanche «1858» 2014: Ananas, Brioche, Toastnoten, Petrol, Mineralität, präzise Säure, Brot, leicht laktisch, frisch und sehr lang. Ein Erlebnis! Score. 18/20 (Preis auf Anfrage. Der aktuelle Jahrgang kostet 47 Franken)
  • Pinot Noir Terra Cotta 2019: 15,75/20 (17.50 Franken)
  • Syrah 2018: 16,75/20 24.50 Franken)
  • Cornalin 2018: 16,75/20 (25 Franken)
  • Clos du Château Cuvée Rouge Barrique 2017 (Pinot Noir, Merlot, Syrah): Expressive Nase, komplex, Frucht zwischen rot und schwarz, viel Schmelz und Fruchtsüsse, dezente Tannine und Säure, dennoch ernstzunehmend, Eukalyptus, Tannennadeln, schönes Finish. Score: 17,5/20 (28 Franken)
  • Cuvée rouge «1858» 2017 (Foto): Komplex, rote Beeren, aber auch dunkle Früchte wie Brombeeren, Espresso, Rauch, Kirschen, ja sogar etwas Erdbeeren, Schmelz, Power, Minze, Tiefe, enorm trinkig, Mundfülle, super Länge! Score: 18/20 (52 Franken) – Jahrgang 2018 (Fassprobe): 18/20 - Jahrgang 2015: 17,75/20.
  • Fendant Sans Culottes 2019: 16,25/20 (13.50 Franken)
  • Fendant Brûlefer 2019: 16,5/29 /16.50 Franken)
  • Petite Arvine 2018: Ausladend, würzig, Pfirsich, aromatisch-mineralische Nase, Mandarinli. Toll! Ein echter Terrorwein mit Schmelz, Fruchtsüsse, jahrgangsbedingt dezenter Säure, Frische, Frucht, er ist trinkig und lang. Score: 17,5/20 (25 Franken)
  • Humagne Blanche 2019: 17,25/20 (23.50 Franken)
  • Heida 2018: 17/20 (23.50 Franken)
  • Château Conthey 2018 (je 50% Sauvignon Blanc und Chardonnay): 16,75/20 (21.50 Franken)
  • Cuvée Blanche «1858» 2014: Ananas, Brioche, Toastnoten, Petrol, Mineralität, präzise Säure, Brot, leicht laktisch, frisch und sehr lang. Ein Erlebnis! Score. 18/20 (Preis auf Anfrage. Der aktuelle Jahrgang kostet 47 Franken)
  • Pinot Noir Terra Cotta 2019: 15,75/20 (17.50 Franken)
  • Syrah 2018: 16,75/20 24.50 Franken)
  • Cornalin 2018: 16,75/20 (25 Franken)
  • Clos du Château Cuvée Rouge Barrique 2017 (Pinot Noir, Merlot, Syrah): Expressive Nase, komplex, Frucht zwischen rot und schwarz, viel Schmelz und Fruchtsüsse, dezente Tannine und Säure, dennoch ernstzunehmend, Eukalyptus, Tannennadeln, schönes Finish. Score: 17,5/20 (28 Franken)
  • Cuvée rouge «1858» 2017 (Foto): Komplex, rote Beeren, aber auch dunkle Früchte wie Brombeeren, Espresso, Rauch, Kirschen, ja sogar etwas Erdbeeren, Schmelz, Power, Minze, Tiefe, enorm trinkig, Mundfülle, super Länge! Score: 18/20 (52 Franken) – Jahrgang 2018 (Fassprobe): 18/20 - Jahrgang 2015: 17,75/20.
Best of Varone
  • Petite Arvine 2018: 16,5/20 (24 Franken)
  • Heida 2018: Wachs- und Briochenote, gelbfruchtig, ein Hauch Vanille, floral, Flieder, schöne stützende Säure, Zitrone, Haselnuss, wunderbar strukturiert, wohl viel Wucht, aber gut ausbalanciert, schöne Länge. Score: 17,25/20 (23.50 Franken)
  • Viognier 2018: 16,25/20 (23 Franken)
  • Ruistal Assemblage Rouge Barrique 2018: 17/20 (28 Franken)
  • Pinot Noir Stricto Sensu 2017: Griottes-Nase, also kleine rote Chriesi, aber auch reife schwarze, sortentypisch, kräuterig, Kraft, Tiefe, dezente Tannine, Druck, Harz, Mundfülle, Frische, rechte Power, wunderbarer Abgang. Score: 17,5/20 (34 Franken)
  • Assemblage Rouge Stricto Sensu 2015 (Foto): Tolle komplexe Nase, ausladend, würzig, Power, Tannine, reife Früchte, florale Noten, frisch, elegant, Brombeeren, knackig-trinkig, tolle Länge! Score: 17,75/20 (68 Franken

Und zwei Weine aus der Linie Grands Crus Ville de Sion, welche unter dem Label Les Celliers de Sion laufen:

  • Fendant Grand Cru 2018: 16/20 (18.50 Franken)
  • Syrah Grand Cru 2016: 17/20 (32 Franken)

(Die Weine der Celliers de Sion gibts bei www.celliers.ch)

  • Petite Arvine 2018: 16,5/20 (24 Franken)
  • Heida 2018: Wachs- und Briochenote, gelbfruchtig, ein Hauch Vanille, floral, Flieder, schöne stützende Säure, Zitrone, Haselnuss, wunderbar strukturiert, wohl viel Wucht, aber gut ausbalanciert, schöne Länge. Score: 17,25/20 (23.50 Franken)
  • Viognier 2018: 16,25/20 (23 Franken)
  • Ruistal Assemblage Rouge Barrique 2018: 17/20 (28 Franken)
  • Pinot Noir Stricto Sensu 2017: Griottes-Nase, also kleine rote Chriesi, aber auch reife schwarze, sortentypisch, kräuterig, Kraft, Tiefe, dezente Tannine, Druck, Harz, Mundfülle, Frische, rechte Power, wunderbarer Abgang. Score: 17,5/20 (34 Franken)
  • Assemblage Rouge Stricto Sensu 2015 (Foto): Tolle komplexe Nase, ausladend, würzig, Power, Tannine, reife Früchte, florale Noten, frisch, elegant, Brombeeren, knackig-trinkig, tolle Länge! Score: 17,75/20 (68 Franken

Und zwei Weine aus der Linie Grands Crus Ville de Sion, welche unter dem Label Les Celliers de Sion laufen:

  • Fendant Grand Cru 2018: 16/20 (18.50 Franken)
  • Syrah Grand Cru 2016: 17/20 (32 Franken)

(Die Weine der Celliers de Sion gibts bei www.celliers.ch)

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