Dilemma nach Heiligabend
Ist es verwerflich, einen geschenkten Wein zurückzugeben?

Das Geschenkpapier ist kaum verräumt, macht sich zwischen Weihnachtskugeln und Lametta bereits Enttäuschung breit. Was tun, wenn du mit der geschenkten Weinflasche nichts anfangen kannst?
Publiziert: 28.12.2022 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2023 um 07:44 Uhr
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Frustration und Freude liegen an Weihnachten oft nah beieinander.
Foto: Getty Images
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Isabelle Thürlemann-BriggerRedaktorin Wein

Du scheust keinen Aufwand, das perfekte Geschenk zu finden? Bereits im Sommer brütest du die ersten Ideen aus und streifst wochenlang durch die Auslagen in den Geschäften, um am 24. Dezember das mit Abstand ausgefallenste Präsent unter den Tannenbaum zu legen?

Umso ernüchternder ist es, wenn du selbst am Gabentisch zum x-ten Mal in Folge eine Flasche Wein vorfindest. In manchen Fällen ist es durchaus angebracht, Farbe zu bekennen und dem Schenkenden das Päckchen zurückzugeben. Gründe dafür gibts einige:

Abneigung

Wein meidest du wie die Pest. Er schmeckt dir schlicht nicht – egal ob Zitronengelb, Purpur oder alle Schattierungen dazwischen. So richtig viel Trinkspass bereitet dir eigentlich nur die Limo mit der lustig prickelnden braunen Flüssigkeit und dem rotweissen Etikett.

Ehrlichkeit sorgt unter diesen Umständen dafür, dass du bei der nächsten Geschenkrunde etwas Passenderes erhältst. Es ist augenfällig, dass etwas Taktgefühl notwendig ist und du niemandem sagen sollst, dass der exklusive Jahrgangschampagner für einen dreistelligen Betrag ein totaler Fehlgriff war. Zudem entschärfst du Situation, indem du erwähnst, dass du die Geste und die damit verbundene Mühe schätzt.

Abstinenz

Alkohol hat in deinem Leben gar keinen Platz? Deine Trinkgewohnheiten sind etwas Persönliches, du musst dich dafür nicht rechtfertigen. Trotzdem stösst du bestimmt auf mehr Verständnis, wenn du erklärst, dass du es schön findest, dass an dich gedacht wurde. Aufgrund deiner Einstellung zu Alkohol hast du aber leider keine Verwendung für den Wein.

Der oder die Spendierende wird dir deine Aufrichtigkeit wahrscheinlich sogar danken. Ist es doch befriedigender, zu wissen, dass die Bescherung auf Gegenliebe statt auf Notlügen stösst, die früher oder später auffliegen.

Zurück an den Absender?

Es braucht schon etwas Mut, offen zu sagen, dass du dein Weingeschenk eigentlich verschmähst. Du wirst dafür möglicherweise Kopfschütteln ernten. Dem Frieden zuliebe lohnt es sich, gut abzuwägen, ob du aufrichtig sein willst. Wenn du Zweifel hegst, ob dein zartfühlendes Gegenüber deine Botschaft richtig auffasst, ist es vielleicht geschickter, den Weg des geringsten Widerstands zu wählen.

In die Hände spielt dir, dass Wein nicht so schnell verdirbt, sofern er richtig gelagert wird. Die nächste Feier kommt bestimmt – und du möchtest dort nicht ohne Mitbringsel auftauchen. Um dir eine Blamage zu ersparen, solltest du sichergehen, dass deine Gönner dort nicht mit von der Partie ist. Ein kurzer Kontrollblick, ob auf der Flasche nicht noch eine persönliche Widmung angebracht ist, könnte deine Ehre ebenfalls retten.

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