«... mersit ac liquefactum absorbuit»: «Sie liess sie in die Flüssigkeit fallen und trank sie in gelöster Form.» So beschreibt der römische Chronist Plinius der Ältere, was die Pharaonin Kleopatra mit einer kostbaren Perle tat – und dies nur wegen einer Wette mit ihrem Geliebten Marcus Antonius.
Kleopatra,die letzte Pharaonin des ptolemäischen Ägyptens, war nicht nur eine schöne Frau; sie sprach ein Dutzend verschiedene Sprachen und kannte sich in Mathematik aus, interessierte sich für Philosophie und war ein Ass in Astronomie. Abgesehen von ihrer Selbstmord-Sache mit den Schlangen scheint Kleopatra durchaus eine Frau gewesen zu sein, mit der man gerne ein Glas Wein oder zwei getrunken hätte.
Im Jahr 41 vor Christus gründeten Kleopatra und ihr Geliebter Marcus Antonius einen Klub, der sich dem Weingotte Dionysos verschrieb. Dieser Klub beschäftigte sich hauptsächlich mit Festen und Weingelagen – böse Zungen behaupten, der Klub sei einzig und allein «als Ausrede für einen ungesunden Lebenstil» ins Leben gerufen worden.
Kleopatra als Verkörperung von Luxus und Lust
In seiner Überlieferung beschreibt Plinius ausführlich die Wette, die Kleopatra mit ihrem Geliebten Marcus Antonius, seinerseits General des Römischen Reiches, geschlossen hatte.
Kleopatra spielte Marcus Antonius gerne Streiche. So liess sie sich, nachdem sie verkündet hatte, innert Sekunden einen Wert von 60 Millionen Sesterzen verspeisen zu können, ein relativ einfaches Abendessen servieren. 60 Millionen Sesterzen waren viel Geld. Es ist unmöglich, die genaue Umrechnung zu bestimmen, aber je nach Quelle handelt es sich um einen Wert zwischen 10 und 20 Millionen Schweizer Franken.
Nachdem die Pharaonin also ihr Essen bekommen hatte, liess sie einen Diener einen Kelch Wein bringen. Sie liess einen ihrer Perlenohrringe in den Wein fallen und wartete darauf, dass die Perle sich auflöste – dann trank Cleopatra den Kelch leer.
Muscat d'Alexandrie
Kleopatras Lieblingswein soll übrigens ein reichhaltiger Süsswein aus Griechenland gewesen sein. Ein Selbstversuch hat gezeigt: Eine Perle löst sich darin nicht auf. Auch nach Stunden und Tagen nicht. Doch will ich mich hüten, Kleopatra infrage zu stellen – wer möchte es sich denn schon mit einer Frau verscherzen, die sich mit der Göttin Isis verglich und eine eigene Armee bildete.
Muscat d'Alexandrie gehört zu den ältesten bekannten Rebsorten der Welt und war früher vor allem im Mittelmeerraum sehr verbreitet. Der Name lässt vermuten, dass die Rebe aus dem ägyptischen Alexandria stammt – dies ist allerdings eine nicht belegte (und vermutlich von Kleopatra stammende) Hypothese.