Was geschieht mit Wein im Weltall? Um das herauszufinden, wurden insgesamt 12 Flaschen des französischen Weins Château Pétrus in die Erdumlaufbahn geschickt.
Nachdem sie unsere Erde über ein Jahr lang auf der ISS mit rund 27'000 Kilometern pro Stunde umkreisten, landeten sie im Frühling 2021 in einer Kapsel von SpaceX im Atlantik.
Nach der Bergung wurden die Weine aus dem All von Experten auf Abweichungen zu Flaschen, welche die Erde nie verlassen haben, untersucht. Bei der Verkostung stellten sie fest, dass der Wein nicht nur die Schwerelosigkeit und fast 180 Millionen Reisekilometer gut überstanden hat, sondern auch eine andere Farbe, ein anderes Aroma und einen anderen Geschmack als sein terrestrisches Gegenstück entwickelt hat.
Eine Flasche für eine Million US-Dollar
Drei der Flaschen wurden für die Verkostung verwendet, acht Flaschen werden für weitere Laboruntersuchungen aufbewahrt. Die zwölfte und letzte Flasche wird im Privatverkauf beim Auktionshaus Christie's mit einem Schätzwert von rund einer Million US-Dollar angeboten. Der Erlös soll weitere Forschungen ermöglichen.
Bei dem Preis darf man natürlich auch eine besondere Verpackung erwarten: Die Flasche kommt in einer etwas merkwürdigen, dafür aber massgefertigten «Himmelstruhe» daher, die in Zusammenarbeit zwischen dem Pariser Lederwarenhersteller «Les Ateliers Victor» und dem französischen Streetart-Künstler Cyril Kongo in 900 Stunden Handarbeit entstanden ist.
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In diesem Koffer befindet sich eine bewegliche Sonnensystemskulptur, die bei perfekter Ausrichtung den Tresor freigibt, der den Weltraumwein zusammen mit einer normalen Flasche Pétrus Jahrgang 2000 enthält – ideal also für einen eigenen Geschmackstest zu Hause; man will es ja schliesslich genau wissen. In den anderen Schubladen befinden sich eine Kristallkaraffe, zwei Kristallgläser und ein Zapfenzieher aus einem am Nordpol entdeckten Meteoriten.
Kosmische Forschung für die Umwelt
Wirklich bemerkenswert ist aber die Tatsache, dass die 320 Rebstöcke, welche gleichzeitig in die Umlaufbahn geschickt wurden, trotz begrenztem Licht und Wasser im Weltraum schneller wuchsen.
Der Wein und die Reben wurden natürlich nicht aus reiner Neugierde ins All geschickt: Es war die erste Stufe eines mehrteiligen Experiments unter der Leitung von Space Cargo Unlimited. Ziel war es, unser Verständnis davon zu erweitern, wie sich organisches Material an die Belastungen einer sich ändernder Umgebung anpasst: Und letztendlich besteht das Ziel darin, neue Technologien zu schaffen, um die Landwirtschaft angesichts des Klimawandels hier auf dem Planeten Erde zu unterstützen.
Der Käufer erwirbt mit dem Weltraumwein also nicht nur ein einzigartiges Stück kosmischer Geschichte, sondern trägt auch zur weiteren Erforschung des Weltraums bei.
Space Cargo Unlimited hat bei dem Projekt nicht mit Pétrus zusammengearbeitet, und die Identität des Weins, der normalerweise zu einem Preis von mehr als 7000 Franken pro Flasche verkauft wird, war bis zur irdischen Verkostung ein streng gehütetes Geheimnis.