Es wäre einfach, ein Weltuntergangsszenario zu zeichnen: Apokalypse! Keine Degustationen, keine Messen, keine Events. Ergo kein Umsatz. Und irgendwann: die Pleite!
Doch die Weinbranche hat schon oft bewiesen, dass sie Fantasie entwickelt in Krisenzeiten. «Eines will ich überhaupt nicht», sagt zum Beispiel Marc Landolt, Besitzer des Zürcher Traditionsunternehmens Landolt Weine, «nämlich jammern. Natürlich leiden auch wir gewaltig. Auch ein alteingesessenes KMU wie das unsrige wird Probleme bekommen und massive Verluste erleiden. Aber was bringt es, Trübsal zu blasen? Nichts!»
Der 57-Jährige sieht das Positive zuerst: «Die Krise ist eine Chance, zum Beispiel die Rotweine ein halbes Jahr später auf den Markt zu bringen. Die Weine werden also ein bisschen reifer sein.» Denn Landolt ist Weinhändler, aber auch Produzent.
Längstes Soft Opening aller Zeiten?
Positiv bleiben also, dabei hätte der ausgebildete Önologe durchaus Grund zu einem Lamento. Am 16. März eröffnet er seinen neuen Weinshop. Am Nachmittag wird die ausserordentliche Lage ausgerufen. «Ich war total überrascht, dass die Weinhandlungen nicht geschlossen wurden», sagt Landolt. «So wird das jetzt wohl das längste Soft Opening aller Zeiten», sagt er schmunzelnd. Doch auch bei ihm bleibt in der Krisenzeit gerade mal 15 Prozent des üblichen Umsatzes. Weshalb er seine 20 Angestellten in die Kurzarbeit geschickt und den Bundeskredit beansprucht hat. «Das Geld war in einer halben Stunde da. Hätte es dieses Angebot nicht gegeben, ich hätte das Geld privat einschiessen müssen. Das Ziel ist die Rückzahlung innert zwei Jahren.»
In der Weinbranche ist man es sich gewohnt, in langen Zeitdimensionen zu denken. Frisch gepflanzte Rebstöcke bringen in vier, fünf Jahren erstmals einen brauchbaren Ertrag. Richtig gut werden sie erst in zehn Jahren. Den Höhepunkt erreicht ein Rebstock vielleicht als 20-jähriger Veteran. «Winzer haben deshalb oft ein bisschen Reserve gebildet», so Landolt.
Erste interaktive Weindegustation
Wie Olivier Mounir, der in Salgesch VS keltert. Der Besitzer der Cave du Rhodan nutzte die Gunst der Krise für die erste digitale Weinverkostung der Schweiz. Über tausend nahmen teil. «Es war ein tolles Erlebnis», so der Walliser. «Aber auch ein Wagnis, denn so was hatte noch nie jemand in der Schweiz gemacht. Was mir Hühnerhaut bereitete, waren die Rückmeldungen von Menschen, dass sie in diesen 80 Minuten in einer anderen Welt waren und für kurze Zeit nicht an die Corona-Krise dachten. Das ist der grösste Benefit.»
Doch auch der Chef eines eigentlich gesunden Betriebs muss sich nach der Decke strecken. «In drei Wochen kamen gerade mal zwei Kunden in unseren Shop. Online haben wir wohl um 700 bis 800 Prozent zugelegt. Doch im Internet machen wird nur zehn Prozent des Umsatzes. Und wie viel ich meinen Traubenlieferanten in diesem Jahr abnehmen kann, steht in den Sternen geschrieben. Wohl nicht so viel. Weshalb ich ihnen gesagt habe: Nutzt doch dieses unsichere Jahr, um die Rebstöcke, die den Zenit überschritten haben, auszureissen und neu anzupflanzen.»
Grossverteiler und Online-Anbieter boomen
Auch hier wieder: der positive Touch. Mehr als ein Touch ist es bei den grossen Profiteuren der Krise: den Grossverteilern. «Die Nachfrage nach bestimmten Produkten ist gestiegen», sagt Coop-Mediensprecher Patrick Häfliger. «Namentlich nach länger haltbaren Lebensmitteln, Toilettenpapier oder alkoholischen Getränken.» Und die Bestellungen auf Coop@home hätten sich verdoppelt. Weil Aldi keinen Online-Verkauf hat, habe man, so Mediensprecher Philippe Vetterli, «keine signifikanten Änderungen im Alkohol- und Weinbereich festgestellt».
Das ist bei reinen Online-Anbietern wie Flaschenpost.ch oder Weinclub.ch anders. Sie haben ihre Umsätze verdoppelt. «Wir verzeichnen seit dem 20. März einen Umsatzanstieg von hundert Prozent im Vergleich mit der Vorjahresperiode», frohlockt Noel Blessing, Geschäftsführer von Weinclub.ch. «Nach dem ersten Gedanken an die Grundversorgung kommt dann der Genussgedanke nicht zu kurz.»
Auch Martin Wiederkehr, Präsident des Branchenverbands Deutschschweizer Wein, zieht Positives aus der Krise: «Wir haben sogleich eine Taskforce gegründet, um unsere Winzer zu instruieren und ihnen zu helfen. Bei der Videokonferenz mit 19 Teilnehmern haben sich sogar ältere Mitglieder eingeloggt, die sonst auf einem Traktor sitzen. Viele machen im Moment einen gewaltigen Schritt in Richtung Digitalisierung. Das ist ein positiver Nebeneffekt.»
Wiederkehr übrigens wurde quasi mit dem Glas in der Hand vom Bundesrat überrascht. Er wurde am 16. März um 15 Uhr zum Verbandspräsidenten gewählt. Eine Stunde später wird der Lockdown verkündet …
Kleinere Winzer sind gefährdet
Aber, und da ist Wiederkehr sicher, es werde gewisse Winzer «lupfen». Vor allem solche, die eben gerade Reserven angezapft hätten, um ein neues Projekt zu realisieren. Gefährdet sind auch kleinere und Rookiewinzer, die noch daran sind, dem Status eines Start-ups zu entwachsen. So wie Patrick Thalmann von der hochgelobten Winzerei zur Metzg im Zürcher Weinland: «Zuerst zwei Frostjahre, dann ein starkes mit 2018, ein Jahr später Hagel – und nun Corona. Wir sind vorher schon an der Pleite vorbeigeschrammt. Jetzt gehts nur noch darum zu überleben. Es wird eng!»
Mit dem Webshop könne man den weggebrochenen Umsatz niemals wettmachen. Und ausgerechnet jetzt hat Thalmann erstmals Parker-Punkte erhalten. «Diese Positivmeldung müsste man vermarkten. Doch mir fehlt das Geld dazu. Wir haben Notbetrieb.» Doch auch er sieht das Positive. «Ich schicke den Aussendienst-Mitarbeitern der Weinhändler, die meine Weine führen, meine Flaschen zu. Wir verkosten sie dann gemeinsam in einer Videokonferenz. So schule ich sie.»
Mövenpick-Haack: «Erhöhte Flexibilität»
Bei Mövenpick, wo der Kunde gewöhnt ist, in den Filialen nach Lust und Laune zu degustieren, fällt das Erlebnis Einkauf weg. Es gab Tage, da seien gerade mal zehn Kunden gekommen, erzählt ein Filialleiter. «Immerhin haben wir den Online-Umsatz verdoppeln können», sagt Gernot Haack, CEO Mövenpick Wein. «Aber der Verkauf an die Gastronomie ist komplett zum Erliegen gekommen. Das trifft uns enorm.» Immerhin, und auch hier der positive Ansatz, stelle sich der Mensch schnell auf eine neue Situation ein. «Die Flexibilität unserer Mitarbeiter ist sicher erhöht worden.»
Und die ärmsten Schweine in der Weinbranche? Das dürften die Importeure von Wein aus Südafrika sein. Denn dort ist das Land gerade komplett runtergefahren worden. Die von der Polizei mit Gewalt durchgesetzte Ausgangssperre ist total! Raus darf man nur zum Arbeiten, Einkaufen oder für einen Arztbesuch, aber nicht, um mit dem Hund Gassi zu gehen. Und kaufen kann man weder alkoholische Getränke noch Zigaretten. Weil der Alkoholismus in einem Land mit zwanzig Prozent HIV-Infizierten in einer Krise historisch gesehen immer zu einem Problem ausgeartet ist. Was bedeutet: Es wird aus Angst vor Überfällen auch kein Wein exportiert. Andy Zimmermann, Besitzer von Südafrika-Spezialist Kapweine, kann also keinen Wein bestellen. «Aber weil die Lieferzeit per Schiff lange ist, müssen wir immer eine gewisse Vorlaufzeit haben. Ich habe also sicher noch Wein für ein halbes Jahr an Lager.»
Also, liebe Winzer. Es geht noch schlimmer als in der Schweiz.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch