Die tibetischen Teigtaschen Momos können beliebig befüllt werden. In Tenzin Tibatsangs (28) Lokal Tenz in Zürich werden sie mit Rindfleisch, als vegetarische oder vegane Version angeboten. BLICK erzählt der Schweiz-Tibeter, was das besondere an der traditionellen Mahlzeit seiner Heimat ist.
Momos auf Umwegen
Der gebürtige Tibeter kam mit neun Jahren in die Schweiz. Nach der Lehre arbeitete er in einer Werbeagentur. «In der Agentur wurde es zum Ritual, dass wir jeden Mittwoch Momos essen gingen. Da ich Geld für eine Kampagne brauchte, kam eine Kollegin auf eine gute Idee: Ich könnte Momos machen und diese in die Agentur bringen.» Dafür wurde Tibatsang bezahlt, so konnte er Geld für seine Kampagne verdienen.
Wieder war es ein Freund, der Tibatsang vor vier Jahren auf eine lukrative Idee brachte. «Er wies mich auf das Streetfood-Festival hin, das damals neu in Zürich war. Plötzlich verkauften wir Momos am Puls 5, am Weihnachtsmarkt am Bellevue und am Stolze Openair.» Auf der Strasse Essen anzubieten, ist gut für den Kundenkontakt und die Marktanalyse, wie Tibatsang erklärt. So habe er beispielsweise bemerkt, dass die Leute in Winterthur am besten auf die Momos anspringen.
Das Tenz als Zürcher Hotspot
Schnell war die Idee eines eigenen Restaurants geboren. So eröffnete Tibatsang im April 2017 beim Lochergut seine erste Filiale. Zwei seiner besten Freunde unterstützen ihn bei der Arbeit: Lobsang Reichlin (28) und Chimey Nelung (31), die ebenfalls tibetische Wurzeln haben. Geplant war, dass sie nur wenige Monate bleiben – heute sind sie seine Geschäftspartner.
In den vergangenen eineinhalb Jahren eröffneten die drei noch zwei weitere Lokale: an der Zürcher Langstrasse und in Luzern. Insgesamt beschäftigt Tibatsang 31 Angestellte. «Wir haben wohl einfach den richtigen Zeitpunkt erwischt und aus den Momos ein Label gemacht.»
Momos bringen den Tibet näher
«Die tibetische Küche ist nicht sehr vielfältig – auf die Momos sind wir deswegen besonders stolz», erklärt Tibatsang. Man macht sie an Geburtstagen, zu Neujahr oder wenn wichtige Gäste kommen. Für den Tenz-Inhaber bedeuten sie auch ein Stück Kindheitserinnerungen. «Sie stehen für schöne Stunden mit meiner Familie. Da die Momos aufwendig zu zubereiten sind, beteiligen sich alle an der Produktion.»
Dass die Momos auch die Schweiz erobern, hat für Tibatsang noch eine andere Bedeutung. «In meiner Heimat wird unsere Kultur von den Chinesen verdrängt. Uns Tibetern im Exil ist es wichtig, dem Tibet eine Stimme zu geben. Sei es auf politischer Ebene oder auf kulturellem Weg, wie wir es tun.» Durch die Momos könne Tibatsang seine Geschichte erzählen und den Tibet den Menschen in der Schweiz näherbringen.
Tüfteln an neuen Momo-Kreationen
Für die Zukunft haben Tibatsang, Reichlin und Nelung im Moment keine neuen Pläne. «Unser Geschäft ist in kurzer Zeit schnell gewachsen. Uns ist die Qualität sowie eine gute Basis wichtig. Deshalb wollen wir uns nun auf die bereits bestehenden Lokale konzentrieren.» Das Trio wolle in der nächsten Zeit seine drei Restaurants weiter verbessern und an neuen Momo-Kreationen arbeiten.