Sommertrend: Eis am Stiel
Diese neuen Stängeli-Glaces boomen in der Schweiz

Eine neue Eiszeit bricht an: 
Sogenannte Popsicles 
versüssen uns diesen Sommer. 
Die hand­gemachten 
Glaces am Stiel machen 
Rakete und Co Konkurrenz.
Publiziert: 18.08.2019 um 14:01 Uhr
|
Aktualisiert: 19.08.2019 um 08:43 Uhr
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Popsicles (zu Deutsch: Eis am Stiel) sind der neue Sommertrend.
Foto: Getty Images
Livia Fischer

Joghurtdeckel auf, Löffel rein, ab ins Tiefkühlfach, et voilà – das selbst gemachte Glace aus der Kindheit ist ­geboren. Bubieinfach.

Was schon damals der Renner war, bewährt sich noch heute. Respektive wieder – die Nach­frage nach hausgemachtem Eis steigt. Also wirklich haus­gemacht, nicht bloss ein Joghurt einfrieren. Dabei ist nicht nur das feine Schoggiglace vom Italiener nebenan gemeint.

Individuelle Glaces erobern den Markt

Die jüngste Kreation heisst Popsicles. Oder zu Deutsch: Eis am Stiel. Sie kommen von innovativen kleinen Produzenten. Und dies in allen möglichen Farben und Geschmacksrichtungen. So vielfältig die Schleckmäuler sind, so sollen es auch ihre Glaces sein. Hauptsache, die Qualität stimmt. «Die Schweizer hatten schon immer eine Vorliebe für geho­bene Süss­waren», sagt Autor und Ernährungsforscher Dominik Flammer.

Der Trend geht Richtung Natürlichkeit. Künstliche Aromen und versteckte Farbstoffe sind unerwünscht. Punkten können frische Zutaten und echter Geschmack. Das wissen auch Tatjana Weber und ­Sabrina Zakowski von Tutu’s Ice Pops. Sie verkaufen ihre Pop­sicles in allen grossen Schweizer Städten.

Gesüsst wird mit Reissirup oder Agavendicksaft

Angefangen hat alles vor drei Jahren. Für ihre Tochter wollte Tatjana Weber ein kindgerechtes Eis zaubern, frei von chemischen Substanzen. Sie mixte Früchte zusammen und fror die Masse ein. Das Ergebnis: Smoothies am Stiel. Noch heute basieren drei ihrer Sorten auf diesem simplen Konzept. Sie heissen Ananas-­Kiwi-Passionsfrucht, Zitrone-Apfel-Ingwer und Erdbeer-­Himbeer-Heidelbeer. Gesüsst wird natürlich – mit Agavendicksaft oder Reis­sirup.

Auch das brandneue Zürcher Glace-­Label La Crema de la Crema verkauft die bunten Popsicles. Die Inspiration holte sich Samantha Meier aus ­ihrem Herkunftsland Mexiko. Dort heissen sie Paletas und sind schon seit Jahrzehnten populär. Meier setzt wie Tutu’s Ice Pops auf Natürlichkeit und verzichtet auf chemische Zusätze.

Popsicle-Trend beginnt in der Schweiz gerade erst

Die Glaceliebhaberin stellte ihren Pop-up-Store für einige Wochen beim Bahnhof Stadelhofen in Zürich auf. Ein Ort, an dem täglich Hundertschaften vorbei­laufen. Leider tun sie tatsächlich nur das – vorbeilaufen. Meiers Business hat Startschwierigkeiten. Die Gründe: Einerseits kennen ­viele die neuen Stängeli-Glaces noch nicht. Andererseits schrecken die Preise ab.

Popsicles kosten gern mal 4.50 Franken, das Raketen­glace bekommt man für 1.25 Franken im Kiosk nebenan. «Die Leute sehen nicht ein, warum sie für ein vermeintliches Wasserglace so viel zahlen sollen», erklärt Meier. Dabei hat ihr Fruchteis nicht viel mit einem industriellen Wasser­glace zu tun. Der Verzehr des Himbeer-Vanille-Popsicles gleicht einer erfrischenden Geschmacksexplosion. Da will man das Raketenglace am liebsten auf den Mond schiessen.

Glaceschlecken für einen guten Zweck

An der Street Parade liefs besser, da waren ihre Popsicles mit Alkohol, sogenannte Poptails (Mischung aus Popsicle und Cocktail), der Renner. Partygänger «gluschtete» es nach einem Gin-Tonic- oder Piña-Colada-Glace. So eines während der Arbeitszeit zu schlecken, komme für den Schweizer aber nicht in ­Frage, erzählt Meier.

Derzeit kreiert Samantha Meier neue Sorten für die nächste Saison. Von Mezcal (Agavenschnaps) über Agua de Horchata (süssliches Reis­getränk) bis hin zu scharfem Mango-Chamoy-Eis mit Chili. Auch die Gelateria La Golosa in Bern hat ihr Eis-am-Stiel-Sortiment im Juni um rund 20 Sorten Fruchtsorbets erweitert.

Das Luzerner Label Masuka ­verfolgt ein anderes Ziel. Sein Hibiskus-Wasserglace wurde vor einem Jahr von der Hilfsorganisation ­Wasser für Wasser ins Leben gerufen. Pro verkauftes Glace werden 25 Rappen an Wasser­projekte in Sambia und Mosambik gespendet.

Muss jetzt auch noch Glace gesund sein?

Ob Wasserglace, Fruchteis oder ein auf Kokosmilch basierendes Stängeli – sie alle sind frei von tierischen Produkten. Somit ist der Sommertrend auch etwas für Veganer und Allergiker. Keiner muss ­darauf verzichten, schliesslich ist Glace-Essen purer Genuss.

«Selbst ernährungsbewusste Menschen vergessen da mal die Radikalität», sagt Lebensmittel­experte Dominik Flammer. Trotzdem achten immer mehr Leute darauf, dass das Eis keine mastige Kalorienbombe ist.

So gesund, wie manch ein Gurken-Popsicle riecht, sind sie aber nicht immer. Je nach Marke haben die Stängeli-Glaces einen relativ hohen ­Zuckeranteil. Kalorienmässig kommen viele einem industriellen Wasser­glace gleich.

3 Fakten über den Glace-Konsum

Gut 5,4 Liter Glace schlecken die Schweizer pro Jahr. Je heisser die Tage, desto mehr wächst die Lust auf das kühle, süsse Eis. Welche Sorte darfs denn sein?

Getty Images

Gut 5,4 Liter Glace schlecken die Schweizer pro Jahr. Je heisser die Tage, desto mehr wächst die Lust auf das kühle, süsse Eis. Welche Sorte darfs denn sein?

Frisco und Co. behalten die Konkurrenz im Auge

Auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, ist sicherlich nicht verkehrt. Aber muss jetzt selbst Glace gesund sein? Und was heisst überhaupt gesund? Wenig Kalorien? Frische Zutaten? Natürliche Süsse?

Dass die kleinen Glacehersteller boomen, stellen auch die grossen, ­bekannten Firmen fest. Bei der Marke Frisco etwa heisst es auf An­frage: «Wir schauen uns diese Bewegung ganz genau an.» Aufgrund der Konkurrenz müsse man sich stets verbessern und beweisen.

Doch die Klassiker Pralinato, Rakete und Twister werden ­sicher noch zu Kindheitserinnerungen weiterer Generationen – sie alle haben ja schon die Jahrtausendwende überlebt. Letztlich kommt der Wettbewerb den Konsumenten zugute. Hoch lebe die vielfältige Glacekultur!

Praktische Kalorientabelle für Glace

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