Das einzige Kochbuch, das es sich noch leisten kann, auf tolle Fotos zu verzichten, ist «Die klassische italienische Küche» von Marcella Hazan. Aber die 2013 mit 89 verstorbene Italienerin ist auch eine Legende. Das Kochbuch enthält lediglich Zeichnungen, um Arbeitsabläufe zu illustrieren. Bibliophil aufgemacht ist der Band mit dem eleganten schwarzen Schnitt dennoch – zu kostbar, um ihn beim Kochen neben die fettige Bratpfanne zu platzieren.
Aber das soll so sein: Von einem Kochbuch wird eine herausragende Optik verlangt. Die Fotos machen Spezialisten ihres Fachs, und das Material ist hochwertig. Der typische Kochbuchliebhaber will ausdrücklich nicht ins Internet, und er kocht auch nicht nach App. «Er will explizit Papier», sagt Kochbuchautor Stevan Paul. Das lustvolle Blättern in einem prächtig aufgemachten Band, angereichert mit appetitlichen Geschichten zum Thema, solle den Mund wässrig machen auf das Esserlebnis. Paul ist auch Belletrist, eine ideale Kombination, denn so verspricht sein Kochbuch «Meine japanische Küche» auch literarischen Genuss.
Kochen mit sechs Zutaten
Angesichts der Vielfalt von Geschmäckern und Rezepten sind Kochbücher themenbezogen. Der Franzose Jean-François Mallet hat sich auf «Einfachheit» kapriziert. Seine «Simplissimé»-Reihe ist ein Hit, zum Beispiel, wie man Luxusgerichte ohne Aufwand kocht. Das am meisten verkaufte Kochbuch bei Orell Füssli war 2017 «Simplissimé – Das einfachste Kochbuch der Welt – Richtig gut kochen mit maximal 6 Zutaten».
Die Tessiner Ernährungsexpertin Erica Bänziger, eine der Bestsellerinnen beim Fona Verlag, widmet ihre Bücher Gebieten wie «Olivenöl» oder «Risotto». Fokussiert auf Veganes ist die Food-Bloggerin Fanny Frey mit ihrer «Seasons»-Küche für vier Jahreszeiten, die sich bei Fona ebenfalls gut verkauft.
Beim Erfolg eines Kochbuchs spielt auch der Ruf des Autors eine Rolle. Jamie Olivers neue «5-Zutaten-Küche» ist so prädestiniert für Erfolge wie es die Bücher von Yotam Ottolenghi sind. Er führt in London vier Restaurants und ist auf dem Weg zum Kultkoch. Auch Männer sind eine Zielgruppe für Kochbücher. Vor allem, wenn sie sich männeraffinen Themen widmen wie «Beer-Pairing» von Rolf Caviezel, Schweizer Sieger in der Sparte «Food and Beverage» und im Rennen für die «Gourmand World Cookbook Awards» im Mai in China.