Prinzessin von Liechtenstein macht österreichischen Wein
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Schon seit 1436:Prinzessin von Liechtenstein macht österreichischen Wein

Für Sie degustiert: Hofkellerei Liechtenstein
Und die Prinzessin macht das Marketing

Wein aus… Liechtenstein? Doch, gibts! Vier Winzer machen das im Ländle gar professionell. Über hundert hobbymässig. Die Nummer eins ist die fürstliche Hofkellerei. Wir haben Prinzessin Marie getroffen.
Publiziert: 14.11.2018 um 14:39 Uhr
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Die Prinzessin hats lustig mit Blick...
Foto: Jean François Guyard
Alain Kunz, Weinexperte

Nein, Parvenus sind die Fürsten im Weinbusiness nicht. Seit 1436 wird in der Hofkellerei gekeltert. Dies vorab im Wiener Weinviertel, denn die Liechtensteins stammen ursprünglich aus Österreich. Deren Geschichte ist 900 Jahre alt. «Wir kommen aus Mödling ausserhalb von Wien», erzählt Prinzessin Marie von und zu Liechtenstein. Sie ist es, die sich heute höchstpersönlich um Marketing und Vertrieb der Weine kümmert. Sie ist es auch, die das leicht verstaubte Image der Kellerei radikal entstaubt hat.

Zurück zur Geschichte, wie es zu Weinbau kam. «Mir haben schon immer eng mit dem Kaiser zusammengearbeitet. Wir kauften Land in Tschechien an der Grenze zu Niederösterreich. Darunter viele Schlösser, die wir später wieder verloren. Nicht aber 40 Hektar Land im nördlichen Weinviertel. Dort stehen nun die Reben für unsere Weine aus Österreich.» Und das fürstliche Stadtpalais in Wien ist der Familie auch geblieben. Gekeltert aber in Wilfersdorf, wo im gleichnamigen Schloss die Verwaltung Einsitz hat.

In Wilfersdorf im Wiener Weinviertel werden die fürstlichen Weine gekeltert.
Foto: ZVG

Gemacht werden die Weine seit 35 Jahren von Weingutsleiter Josef «nomen est omen» Weinmeyer. Alles wunderbare Stories, die da Marie erzählt. Auch ihre eigene. Sie hat sich 2014 zur Sommelière ausbilden lassen und ist seither in den Prozess des Weinmachens eingebunden. Es war zum Beispiel ihre Idee, eine Weisswein-Cuvée zu kreieren. «Hauptsächlich bin ich aber schon als Botschafterin tätig, welche die Weine weltweit vermarktet», sagt die Frohnatur, die alles andere als steif daherkommt. Verkauft werden die Weine zu fünfzig Prozent in Liechtenstein. Mittlerweile findet man einen Teil der 160 000 Flaschen aber auch auf dem asiatischen Markt. Tendenz steigend.

Die Mehrheit der Weine kommt also aus dem Weinviertel, wo die Familie zehnmal mehr Rebland besitzt als in Liechtenstein. Wer nun deshalb denkt, die Hofkellerei sei fürs Ländle ein kleiner Gutsbetrieb, muss sich diese Relation vor Augen führen: Dies ist ein Viertel der Gesamt-Rebfläche des Landes! Gepflanzt sind 90% Pinot Noir und 10% Chardonnay.

Nun zu den Weinen.

DIE ÖSTERREICHER DER HOFKELLEREI

Klassisch und doch zeitlos: Die Etiketten der Hofkellerei-Weine.
Foto: Alain Kunz

Los gehts mit jenen aus dem Wiener Weinviertel:

  • Classique Brut Premier 2012 (ein Schaumwein aus Riesling-Trauben): Viel Hefe, leicht oxidativ, Schmelz, crèmig, lang. Wunderbar! Score: 17/20 (CHF 29.--)
  • Riesling Reserve Selektion Karlsberg 2015: Metallisch-mineralisch, Petrol, Äpfel, elegant, trinkig. Dieser Jahrgang hat 12 Gramm Zucker, den man kaum spürt. Das Ziel, so Marie, sei es, ihn auf unter neun zu bringen, um die EU-Norm «trocken» zu erfüllen. Score: 17,5/20 (CHF 23.--)
  • Grüner Veltliner Reserve Selektion Karlsberg 2015: Dunkelgelbe Frucht, sehr floral, Schmelz, nussig, mittellang. Score: 17/20 (CHF 19.--)
  • Zweigelt Profundo Selektion Karlsberg 2015: Rotbeerig, Johannisbeere, Tannennadeln, Mineralität, vegetal, feine seidige Textur, easy, süffig, erstaunlich lang. Score: 17/20 (CHF 27.30)
  • Merlot Anberola Selektion Karlsberg 2015: Kirschig-würzig, ausladend, Kräuter, dicht, frisch und lang. Score: 17/20 (CHF 26.90)
  • Zweigelt/Merlot Principatus Selektion Karlsberg 2015: Dunkel-teerig, Holzaromen, schwarze Frucht, samten, Druck, rechte Länge. Score: 17,5/20 (CHF 27.10)
  • Traminer Armato 2013: Honig, Rosen, kandierte gelbe Früchte, schöne Säure, wenig CO2, keine extreme Süsse, Bittermandeln, mittellang. Score: 16,5/20 (CHF 23.--).

DIE LIECHTENSTEINER DER HOFKELLEREI

Die beiden einfacheren Vaduzer Weine der Hofkellerei: Federweisser und Pinot Noir Herawingert.
Foto: Alain Kunz
  • Blanc Vaduzer Pinot Noir Federweiss 2017: Floral-frisch, Holunder, Birne, Apfel, Schmelz, knackig, mittleres Finish. Kompliment! Score: 16,5/20 (CHF 19.--. www.hoi-laden.li)
  • Herawingert Vaduzer Pinot Noir 2016: Chriesig-chrüterig, typisch, ätherisch, Erd- und Johannisbeeren, Rosmarin, erstaunliche Fülle und Länge. Score: 16/20 (CHF 19.50. www.getraenkeoase.li)
  • Vaduzer Pinot Noir Bocker 2015: Erstaunlicherweise schon leicht bräunlich, nussig, Chriesi, sortentypisch, oxidativer Touch, gleichzeitig etwas grün, schöner Abgang. Score: 16,5/20 (CHF 39.--)
  • Vaduzer Pinot Noir Abt 2014: Typische aber holzbetonte Noten, filigran, knackige Säure, Druck, mittellanges Finale. Score: 17/20 (CHF 39.50 bei www.bill-siegfried.ch)

(Die Weine der Hofkellerei gibts, wo nichts Anderes vermerkt, bei www.zweifel1898.ch. Den Federweissen und den Pinot Noir führt das Restaurant Baltho im Hotel Marktgasse im Zürcher Niederdorf auf seiner einzigartigen Weinkarte. Es sind die beiden einzigen Weine, die nicht aus der Schweiz stammen!)

WEIN DER WOCHE: BADIA A PASSIGNANO 2015

Der ganze Name dieses Weins ist marketingtechnisch ein Killer: Badia a Passignano Chianti Classico Gran Selezione Marchesi Antinori 2015. Und dennoch war er einer meiner Höhepunkte auf meinem Streifzug durch die Expovina-Schiffe. Ich hatte nicht vorgehabt ihn zu degustieren, wollte mich auf die Weine aus Bolgheri und den erstaunlicherweise auch ausgeschenkten Tignanello 2015 konzentrieren. Doch die immer freundlichen Leute von Bindella insistierten, ich müsse. Und das am besten blind. Ich tat wie geheissen und musste mich geschlagen geben: Es wäre ein Fehler gewesen, den Badia nicht probiert zu haben. Ein bedingungslos sensationeller Chianti! Ätherisch in der Nase, leicht parfümiert gar, sortentypisch, schlank, rotfruchtig, frisch, füllig, minzig, schöne Tannine, tolle Länge. Score: 18/20 (aktuell Aktion CHF 33.70 statt 37.50 bei ww.bindella.ch). Den Tignanello habe ich dann natürlich auch verkostet und ihm gleich viele Punkte gegeben, also 18/20. Nur kostet der mit 82 Franken ein Vielfaches des Badia…

Der ganze Name dieses Weins ist marketingtechnisch ein Killer: Badia a Passignano Chianti Classico Gran Selezione Marchesi Antinori 2015. Und dennoch war er einer meiner Höhepunkte auf meinem Streifzug durch die Expovina-Schiffe. Ich hatte nicht vorgehabt ihn zu degustieren, wollte mich auf die Weine aus Bolgheri und den erstaunlicherweise auch ausgeschenkten Tignanello 2015 konzentrieren. Doch die immer freundlichen Leute von Bindella insistierten, ich müsse. Und das am besten blind. Ich tat wie geheissen und musste mich geschlagen geben: Es wäre ein Fehler gewesen, den Badia nicht probiert zu haben. Ein bedingungslos sensationeller Chianti! Ätherisch in der Nase, leicht parfümiert gar, sortentypisch, schlank, rotfruchtig, frisch, füllig, minzig, schöne Tannine, tolle Länge. Score: 18/20 (aktuell Aktion CHF 33.70 statt 37.50 bei ww.bindella.ch). Den Tignanello habe ich dann natürlich auch verkostet und ihm gleich viele Punkte gegeben, also 18/20. Nur kostet der mit 82 Franken ein Vielfaches des Badia…

WO GIBTS WAS ZU DEGUSTIEREN?
  • Donnerstag, 15. bis Sonntag, 18. November. Das Wyschiff legt zum 11.Mal in Zug an. Ein Topanlass für Fans von Schweizer Weinen. 19 namhafte eidgenössische Winzer präsentieren auf der MS Zug ihre Kreationen. Über 300 Weine aus fünf der sechs Weinbauregionen. Ein Zungenschnalzer! Donnerstag/Freitag  16 bis 21 Uhr, Samstag 14 bis 21 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 10 Franken (inklusive Degustationsglas). Bahnhofsteg Zug. www.wyschiff.ch.
  • Donnerstag, 15. bis Sonntag, 18. November. Das Wyschiff legt zum 11.Mal in Zug an. Ein Topanlass für Fans von Schweizer Weinen. 19 namhafte eidgenössische Winzer präsentieren auf der MS Zug ihre Kreationen. Über 300 Weine aus fünf der sechs Weinbauregionen. Ein Zungenschnalzer! Donnerstag/Freitag  16 bis 21 Uhr, Samstag 14 bis 21 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 10 Franken (inklusive Degustationsglas). Bahnhofsteg Zug. www.wyschiff.ch.
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