«Ciao Bella» heisst die 2001 entstandene Dreikanal-Videoarbeit der südafrikanischen Künstlerin Tracey Rose (*1974), welche die Aufmerksamkeit im grossen Saal bei Museumseingang auf sich zieht. In einer Anordnung, die sich formal an eine Abendmahl-Darstellung anlehnt, sind stark karikierte Frauenstereotypen zu sehen.
Da wirft sich eine Pornodarstellerin in Sado-Pose, neben ihr sind eine brave Sekretärin und eine Kuchen verschlingenden Marie Antoinette oder eine Meerjungfrau neben einem dauerhüpfenden Bunny-Girl.
Die Künstlerin räumt hier einerseits mit dem männerdominierten Abendmahl-Bild der Bibel auf und überhöht gleichzeitig Frauenbilder ins Absurde. Es ist ein feministischer Akt, den man durchaus als humorvoll oder funny bezeichnen kann - auch wenn Co-Kuratorin Maja Wismer am Donnerstag an der Medienführung den Begriff «funny» im Sinne von Schenkelklopf-Humorigkeit von sich wies.
Schenkelklopf-Humor gibt es denn auch nicht zu sehen in der Ausstellung, die von den beiden in Basel lebenden Künstlerinnen Claudia Müller und Senam Okudzeto angeregt worden ist. Aber derber Humor kommt durchaus vor. Etwa in einer Arbeit «Advertisement» von Lynda Benglis (*1940). Die Pionierin der feministischen Kunst platzierte 1974 eine noch heute schockierend wirkende, überdreht-explizite Pornodarstellung als Inserat in einer seriösen Kunstzeitschrift.
Die meisten Werke verweisen aber auf eine eher hintersinnig oder selbstironisch humorvolle Art an den feministischen Diskurs. So etwa die Kletterwand «Touch me - get high» von Aline Stalder, die unterschiedlichst geformte Frauenbrüste aus Keramik als Griffe platziert. Die niederländische Künstlerin Puck Verkade wiederum inszeniert mit Riesen-Pommes-Frites einer Hausfliege und einer Hausfrau eine Posse zum Ende der Welt.
Die Ausstellung ist nicht zuletzt auch in der Mottenkiste der prominenten feministischen Kunst fündig geworden - etwa mit Pipilotti Rists legendärer «Pickelporno» oder mit einer Arbeit von Cindy Sherman, in der sie im Auftrag eines Modeunternehmens die Modefotografie inhaltlich sabotierte.
Ein grosser Name der feministischen Kunst, nämlich Niki de Saint Phalle, fehlt in der Ausstellung. Mit dem für die Basler Ausstellung entstandenen Werk «Fatebe Specere Mural» erinnert die Künstlerin Ebecho Muslimova aber an Saint Phalles und Jean Tinguelys Installation «Hon» von 1966 - eine Kathedrale der Weiblichkeit, die man durch die Vagina betreten musste.
Die Vagina ihrer Frauenfigur ist nun aber nicht Eingang, sondern bietet einen bildlichen Ausblick durch die Museumsmauer hindurch auf den dahinterliegenden Rhein und das Kleinbasler Rheinufer.
Die Ausstellung «Fun Feminism» erweist sich als gelungener Versuch, die feministische Kunst aus der Ecke der kämpferischen Humorlosigkeit zu befreien. So wie Humor letztlich individuell empfunden wird, regt nicht jedes der präsentierten Werke gleich zum Lachen an. Aber da und dort glänzen Künstlerinnen damit, mit Scherz und Ironie ganz schön tiefsinnige Aussagen hinterlassen zu können.
Die Ausstellung «Fun Feminism» ist noch bis am 19. März 2023 im Haus für Gegenwart des Kunstmuseums Basel zu sehen.
(SDA)