Die Youtube-Stars
Schaubühne für Schweizer Jungtalente

Kreativität ist ihr Kapital, ihre Drehbücher schreibt das Leben: Die Videoplattform Youtube ist Schaubühne für viele junge Schweizer Talente. Millionen schauen ihnen zu.
Publiziert: 20.05.2015 um 13:04 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:11 Uhr
Von Attila Albert und Jonas Dreyfus

Natürlich gibt es noch Jugendliche, die sich für «Das Supertalent» oder «The Voice» in die Casting-Schlange stellen. Aber immer mehr kaufen sich eine billige Digitalkamera, drücken den Aufnahmeknopf und senden wenig später ihre Botschaft selber an ein Millionen-Publikum: auf Youtube.

Zehn Jahre alt ist diese Videoplattform von Google mittlerweile schon, sie gilt längst als Mitmachfernsehen der 14- bis 34-Jährigen, denen MTV und VIVA nichts mehr sagen. Denn hier locken der Ruhm eines Popstars und bis zu sechs­stellige Jahreseinnahmen. Beidem streben Teenager willig nach. Und konkurrieren auf Youtube mit ­grossen Fernsehsendern und Filmstudios – auch in der Schweiz.

«Ich möchte etwas aus mir machen», sagt etwa Margaux Hakkaart (16) aus Basel. Sie gibt Beauty-Tipps auf Youtube (siehe Porträt auf dieser Seite). Allein das neunminütige Video über ihre Schminkroutine vor der Schule wurde 2,5 Millionen Mal angesehen.

Minute für Minute kommen auf Youtube 300 Stunden Videomaterial dazu – für eine Milliarde Zuschauer. Junge Leute zeigen darin ihre Stylings, erklären Computer, machen sich Gedanken über Politik und Gesellschaft, zeigen Reiseabenteuer und ihre Hobbys. Fast alles ist möglich.

Für Jugendliche ist Youtube besser als Fernsehen

«Man kann nicht mehr davon reden, dass das Amateure sind», sagt Youtube-Sprecherin Mounira Latrache (33). «Das sind eigenständige Unternehmer, die Youtube zu ihrer Plattform machen. Sie haben Konzepte, die sie oft technisch auf hohem Niveau umsetzen.» Für Jugendliche ist die Fundgrube besser als TV: Sie können sich ansehen, was sie wollen – wann und wo sie wollen (40 Prozent der Videos wer den auf Handys abgerufen). Jeder kann Kommentare abgeben, jeder selbst vor die Kamera treten.

Viel Ausrüstung braucht es dazu nicht: einen Computer mit Webcam, einen Internet-Anschluss und den Mut, sich vor ein fiktives Publikum zu stellen. Das Video (bis 11 Stunden) hochladen, beschriften – und schon ist es online.

«Ich habe einen sehr hohen Anspruch an Perfektion», sagt der Schreiner Fabian Doerig (24) aus Luzern, der auf Youtube über Skating berichtet. Er experimentiert mit Zeitlupen-Kameras, andere arbeiten mit Tiefenschärfen, 3D, haben eigene Logos. Latrache: «Web-Videos sind erwachsen geworden. Wir sehen eine grössere Bandbreite an Inhalten und immer mehr Menschen, die das hauptberuflich machen.»

Auch die Youtube-Betreiber verdienen gutes Geld: mit Werbeclips, die automatisch vor und zwischen die Beiträge geschnitten werden. 5,5 Milliarden Franken nahm die Seite letztes Jahr ein. 45 Prozent bekommt Youtube, 55 Prozent der «Creator» – der Schöpfer des aus­gewählten Video-Inhalts.

Wie viel Youtuber verdienen, dürfen sie nicht verraten. Das ist vertraglich festgelegt, weil die Werbepreise sehr unterschiedlich und unter anderem abhängig von Werbepartner, Zielgruppe oder Saison sind. Weltweit am meisten soll Felix Kjellberg (25, «Pewdiepie») aus Schweden abkassieren, der auf Youtube über Games spricht – für angeblich 6,8 Millionen Franken pro Jahr. Im Internet kursieren Listen mit 40 Machern, die Millionen-Einnahmen generieren. Das sorgt für Ansporn und Neid zugleich.

Mit Werbung allein sind diese Werte nicht zu erreichen, dazu braucht es professionelle Vermarktung: eigene Werbeverträge (Produkte gegen Bezahlung vor der Kamera vorstellen), Fan-Artikel und öffentliche Auftritte.

Spezielle Agenturen machen die Youtuber zu Unternehmern

Dafür werden weltweit spezialisierte Unternehmen gegründet, sogenannte «Multi-Channel Networks». Sie arbeiten wie Talentagenturen: Stars finden, aufbauen und für sie Verträge abschliessen.

Gegen Provision: 10 bis 50 Prozent. «Wir erarbeiten gemeinsam Medienkarrieren», sagt etwa Giovanni Zamai (35), der das bei Divimove in Berlin für Deutschland, Österreich und die Schweiz macht.

Allein Divimove betreut rund 1600 Youtuber. «Wir helfen ihnen, ihr Angebot weiterzuentwickeln und zu professionalisieren, geben ihnen auch technische und rechtliche Tipps», sagt Zamai, der vorher Chef bei VIVA und MTV Schweiz war. «Das sind echte Personen des öffentlichen Lebens.» Einer seiner Klienten: Daniel (18), Schüler aus der Ostschweiz. Unter dem Namen «Zeronikhd» zeigt und kommentiert er das Computerspiel «Minecraft». Er hat 375 000 Abonnenten. Zum Vergleich: Rapper Bligg hat auf Youtube nur 5800. Klassische Mitbewerber haben längst erkannt, dass ihnen eine ganze Generation davonläuft – inzwischen sind Disney, ProSiebenSat.1, RTL und Dreamworks selbst an Youtube-Kanälen beteiligt. Das Junge, Frische, Improvisierte erinnert an das frühe Musikfernsehen. Aber alles ist schneller. Vermarkter Zamai: «Auf Youtube schaut man auch mal etwas zwei Stunden an, aber in der Regel sinds ein bis zehn Minuten.»

Die Computer erkennen schon nachgesungene Lieder

Vier Milliarden Videos werden pro Tag auf Youtube gestellt – und vorgängig automatisch auf unlizenzierte Inhalte (z. B. Musik) geprüft. Das System dafür hat Google in Zürich entwickelt. Computer graben sich täglich durch 400 Jahre Videomaterial und vergleichen es sekundengenau mit einer Datenbank mit 25 Millionen Einträgen zu Songs, TV-Shows oder Serien.

Produktmanager Thomas Weich (33): «Der Urheberrechts-Inhaber kann entscheiden, ob er Werbung dazuschalten möchte – und damit an den Einnahmen beteiligt wird –, oder ob er das Video lieber stumm geschaltet oder ganz gesperrt haben will.» Die Technik erkennt inzwischen sogar nachgesungene Lieder. Und wie geht es weiter? In den USA testet Youtube seit einiger Zeit kostenpflichtige Abos (ab 0,99 Dollar pro Monat) für jene Zuschauer, die keine Werbung sehen wollen. Gerüchteweise soll schon bald ein Abo-Angebot speziell nur für Musik auf Youtube starten.

Millionen Jugendliche rücken ihre Kameras schon zurecht – und drücken den Aufnahmeknopf.

Externe Inhalte
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Margaux Hakkaart (16)

Youtube-Kanal
CutieBututieBeauty

Abonnenten/Views
250 000 / 15 Mio.

Erfolgreichstes Video
«My School Morning Routine»
(über 2,5 Mio. Views)

Sie ist erst 16 und bereits ein Star: Vor drei Jahren begann Margaux Hakkaart aus Basel, Filme auf You-tube zu laden. Darin plaudert sie über die wichtigsten Dinge ihres Teenager-Lebens: Schminken, Kleider, Freunde. Heute verfolgen über eine Viertelmillion Menschen, sogenannte Abonnenten, regelmässig den Youtube-Kanal der gebürtigen Amerikanerin, die in ihren Videos englisch spricht. Eines davon, das sie beim Morgenritual zeigt, haben sich über zweieinhalb Millionen Internetnutzer angesehen – das sind mehr als die erfolgreichsten ­Musikvideos von Bligg, Stress und Baschi zusammen.

«Ich möchte etwas aus mir machen», sagt Hakkaart, die vielleicht einmal Mode oder Film studieren will. Als Ausrüstung reichen ihr eine Kamera, ein Stativ und ein Laptop mit Schnittprogramm. Bis ein Film fertig ist, dauert es rund acht Stunden, die sie als Schülerin von ihrer wertvollen Freizeit opfern muss. «Mein Youtube-Kanal sagt mehr über mich aus als jeder Lebenslauf. Ich bin selbstbewusst, laut und mitteilungsbedürftig.

Die Leute sollen auf meinen Kanal gehen, um Spass zu haben.» Vorbilder sind amerikanische Beauty-Youtuber wie Michelle Phan, deren Kanal über sieben Millionen Menschen verfolgen. «Im ersten Jahr gewann ich relativ wenige Abonnenten», sagt Hakkaart. «Aber nachdem ich die 800er-Marke geknackt hatte, gings plötzlich ab: In neun Monaten hatte ich über hunderttausend neue.» Heute wird sie im In- und Ausland auf der Strasse erkannt und muss mit Fans für Fotos posieren. Zuletzt an ihrem Geburtstag bei einem Shopping-Trip an der Zürcher Bahnhofstrasse. «Meine Eltern waren dabei und mächtig stolz auf mich.»

Hakkaarts Erfolgsgeheimnis liegt darin, dass sie auf ihrem Youtube-Kanal nicht nur Beauty-Produkte und Kleider vorstellt, sondern eine ganze Welt verkauft, indem sie einen persönlichen Einblick in ihr privates Leben gibt. Sie zerrt ihren Bruder vor die Kamera, albert mit ihrer besten Freundin herum oder erzählt, dass ihr Vater, ein Deutscher, fünf McDonald’s-Restaurants besitze, in denen sie immer umsonst essen dürfe. In ihren Filmen hat sie oft nasses Haar, weil sie gerade vom Pool kommt. Ihr Jetset-Leben bewegt sich irgendwo zwischen der Schweiz und Kalifornien, wo ihre Familie (die Mutter ist Amerikanerin) ein Strandhaus besitzt.

Ein Lebensstil, der auch Neid auf sich zieht in Form hasserfüllter Kommentare, die anonyme Nutzer auf Youtube posten. «Ich habe gelernt, damit umzugehen», sagt Hakkaart. «Meine Haut ist sehr dick geworden.» Eine Haut, die sie mit Cremes und Farben bepinselt, die ihr Firmen inzwischen umsonst zusenden. Alle Einnahmen, die sie mit Werbung verdient, die vor ihren Videos ausgestrahlt wird, kommen auf ein Ausbildungskonto. «Ich finde es nicht normal, dass eine 16-Jährige über so viel Geld verfügt.»

Youtube-Kanal
CutieBututieBeauty

Abonnenten/Views
250 000 / 15 Mio.

Erfolgreichstes Video
«My School Morning Routine»
(über 2,5 Mio. Views)

Sie ist erst 16 und bereits ein Star: Vor drei Jahren begann Margaux Hakkaart aus Basel, Filme auf You-tube zu laden. Darin plaudert sie über die wichtigsten Dinge ihres Teenager-Lebens: Schminken, Kleider, Freunde. Heute verfolgen über eine Viertelmillion Menschen, sogenannte Abonnenten, regelmässig den Youtube-Kanal der gebürtigen Amerikanerin, die in ihren Videos englisch spricht. Eines davon, das sie beim Morgenritual zeigt, haben sich über zweieinhalb Millionen Internetnutzer angesehen – das sind mehr als die erfolgreichsten ­Musikvideos von Bligg, Stress und Baschi zusammen.

«Ich möchte etwas aus mir machen», sagt Hakkaart, die vielleicht einmal Mode oder Film studieren will. Als Ausrüstung reichen ihr eine Kamera, ein Stativ und ein Laptop mit Schnittprogramm. Bis ein Film fertig ist, dauert es rund acht Stunden, die sie als Schülerin von ihrer wertvollen Freizeit opfern muss. «Mein Youtube-Kanal sagt mehr über mich aus als jeder Lebenslauf. Ich bin selbstbewusst, laut und mitteilungsbedürftig.

Die Leute sollen auf meinen Kanal gehen, um Spass zu haben.» Vorbilder sind amerikanische Beauty-Youtuber wie Michelle Phan, deren Kanal über sieben Millionen Menschen verfolgen. «Im ersten Jahr gewann ich relativ wenige Abonnenten», sagt Hakkaart. «Aber nachdem ich die 800er-Marke geknackt hatte, gings plötzlich ab: In neun Monaten hatte ich über hunderttausend neue.» Heute wird sie im In- und Ausland auf der Strasse erkannt und muss mit Fans für Fotos posieren. Zuletzt an ihrem Geburtstag bei einem Shopping-Trip an der Zürcher Bahnhofstrasse. «Meine Eltern waren dabei und mächtig stolz auf mich.»

Hakkaarts Erfolgsgeheimnis liegt darin, dass sie auf ihrem Youtube-Kanal nicht nur Beauty-Produkte und Kleider vorstellt, sondern eine ganze Welt verkauft, indem sie einen persönlichen Einblick in ihr privates Leben gibt. Sie zerrt ihren Bruder vor die Kamera, albert mit ihrer besten Freundin herum oder erzählt, dass ihr Vater, ein Deutscher, fünf McDonald’s-Restaurants besitze, in denen sie immer umsonst essen dürfe. In ihren Filmen hat sie oft nasses Haar, weil sie gerade vom Pool kommt. Ihr Jetset-Leben bewegt sich irgendwo zwischen der Schweiz und Kalifornien, wo ihre Familie (die Mutter ist Amerikanerin) ein Strandhaus besitzt.

Ein Lebensstil, der auch Neid auf sich zieht in Form hasserfüllter Kommentare, die anonyme Nutzer auf Youtube posten. «Ich habe gelernt, damit umzugehen», sagt Hakkaart. «Meine Haut ist sehr dick geworden.» Eine Haut, die sie mit Cremes und Farben bepinselt, die ihr Firmen inzwischen umsonst zusenden. Alle Einnahmen, die sie mit Werbung verdient, die vor ihren Videos ausgestrahlt wird, kommen auf ein Ausbildungskonto. «Ich finde es nicht normal, dass eine 16-Jährige über so viel Geld verfügt.»

Fabian Doerig (24)

Youtube-Kanal
fabiandoerig

Abonnenten / Views
3400 / 242 000

Erfolgreichstes Video
«Combo Commander 2»
(über 118 000 Views)

Am Anfang von Fabian Doerigs Erfolg stand das Video «Combo ­Commander 2». Darin sieht man den 24-Jährigen in einer unterirdischen Halle, die er mit Freunden gemietet hatte, auf seinem Skateboard über ein Sofa springen. Dahinter steht eine Bank, auf deren Kante er mit der Spitze des Rollbretts landet und hinuntergleitet. Diese Combos, wie das Aneinanderreihen von Tricks im Skateboarder-Slang genannt wird, gelten als eine der schwierigsten Skateboard-Disziplinen. Doerig filmt sich bereits seit sechs Jahren dabei. Aber dieses Mal landete sein Film auf einer internationalen Skater-Plattform, und – zack – über hunderttausend Leute haben ihn sich angesehen. Seither ist Doerig auch ausserhalb seiner Heimatstadt Luzern bekannt. «Kürzlich wurde ich in Mailand auf der Strasse mit Namen angesprochen.»

Doerig arbeitet Vollzeit als Schreiner und verbringt drei Stunden täglich auf dem Skateboard. Für mehr als Arbeit und Hobby bleibt keine Zeit. Er wohnt bei den Eltern und träumt davon, eines Tages von seinem Filmwissen leben zu können.

Gerade modernisiert er dank Sponsoren sein Equipment und testet eine Kamera, die 500 Bilder pro Sekunde schiesst. «Ich habe einen hohen Anspruch an Perfektion», sagt der zurückhaltende Typ. Sein nächstes Projekt ist ein Video, das er im Freien aufnehmen will. Bei Regen. «Bis jetzt war das Resultat aber nie so, wie ich es mir vorstelle.»

Im Gegensatz zu den meisten anderen Youtubern arbeitet Doerig im Team – mit befreundeten Fotografen und Kameraleuten. «Connections sind wichtig», sagt er, weil Skateboarden nach wie vor kein Sport mit einer offiziellen Liga sei. «Die meisten Youtuber tun sich mit fünf, sechs Leuten zusammen und fördern sich gegenseitig. Das heisst, man postet gegenseitig die Filme und profitiert von den Fans des jeweils anderen.» Fabian Doerig wird seit kurzem von einem ­US-Skater/Youtuber protegiert und hofft, vermehrt im Ausland wahrgenommen zu werden. ­Seine Video-Ansagen macht er nun auf Englisch. «Auch wenn es meine Kollegen komisch finden.»

Doerig probiert so oft wie möglich zu reisen, nimmt Filme in Athen oder San Francisco auf. In Frankreich filmte er einen Jungen, der mit nur einem Bein geboren wurde und mit Prothese skatet. «Youtube ist eine ganz andere Welt als Facebook, Instagram und Co.», sagt Doerig. «Die Leute wollen nicht einfach meine Filme sehen, sie wollen, dass ich mit ihnen kommuniziere. Ich nehme für sie die Rolle eines Moderators ein.»

Youtube-Kanal
fabiandoerig

Abonnenten / Views
3400 / 242 000

Erfolgreichstes Video
«Combo Commander 2»
(über 118 000 Views)

Am Anfang von Fabian Doerigs Erfolg stand das Video «Combo ­Commander 2». Darin sieht man den 24-Jährigen in einer unterirdischen Halle, die er mit Freunden gemietet hatte, auf seinem Skateboard über ein Sofa springen. Dahinter steht eine Bank, auf deren Kante er mit der Spitze des Rollbretts landet und hinuntergleitet. Diese Combos, wie das Aneinanderreihen von Tricks im Skateboarder-Slang genannt wird, gelten als eine der schwierigsten Skateboard-Disziplinen. Doerig filmt sich bereits seit sechs Jahren dabei. Aber dieses Mal landete sein Film auf einer internationalen Skater-Plattform, und – zack – über hunderttausend Leute haben ihn sich angesehen. Seither ist Doerig auch ausserhalb seiner Heimatstadt Luzern bekannt. «Kürzlich wurde ich in Mailand auf der Strasse mit Namen angesprochen.»

Doerig arbeitet Vollzeit als Schreiner und verbringt drei Stunden täglich auf dem Skateboard. Für mehr als Arbeit und Hobby bleibt keine Zeit. Er wohnt bei den Eltern und träumt davon, eines Tages von seinem Filmwissen leben zu können.

Gerade modernisiert er dank Sponsoren sein Equipment und testet eine Kamera, die 500 Bilder pro Sekunde schiesst. «Ich habe einen hohen Anspruch an Perfektion», sagt der zurückhaltende Typ. Sein nächstes Projekt ist ein Video, das er im Freien aufnehmen will. Bei Regen. «Bis jetzt war das Resultat aber nie so, wie ich es mir vorstelle.»

Im Gegensatz zu den meisten anderen Youtubern arbeitet Doerig im Team – mit befreundeten Fotografen und Kameraleuten. «Connections sind wichtig», sagt er, weil Skateboarden nach wie vor kein Sport mit einer offiziellen Liga sei. «Die meisten Youtuber tun sich mit fünf, sechs Leuten zusammen und fördern sich gegenseitig. Das heisst, man postet gegenseitig die Filme und profitiert von den Fans des jeweils anderen.» Fabian Doerig wird seit kurzem von einem ­US-Skater/Youtuber protegiert und hofft, vermehrt im Ausland wahrgenommen zu werden. ­Seine Video-Ansagen macht er nun auf Englisch. «Auch wenn es meine Kollegen komisch finden.»

Doerig probiert so oft wie möglich zu reisen, nimmt Filme in Athen oder San Francisco auf. In Frankreich filmte er einen Jungen, der mit nur einem Bein geboren wurde und mit Prothese skatet. «Youtube ist eine ganz andere Welt als Facebook, Instagram und Co.», sagt Doerig. «Die Leute wollen nicht einfach meine Filme sehen, sie wollen, dass ich mit ihnen kommuniziere. Ich nehme für sie die Rolle eines Moderators ein.»

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