Die weltweit wichtigste Kunstmesse Art Basel ist eröffnet
Grosse Werke, hohe Preise und schrille Menschen

Auch wer sich keine Millionenkunst leisten kann, kommt an der Art Basel auf seine Kosten: Manche machen sich gleich selber zum Kunstwerk.
Publiziert: 15.06.2022 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2023 um 17:46 Uhr
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Urs Fischer rockt die Art Basel: Die Skulptur Kembra & Spencer aus Wachs hat einen Wert von einer Million Franken. Vorne ein Rocker ...
Foto: STEFAN BOHRER
Katja Richard (Text) und Stefan Bohrer (Fotos)

Endlich kann die Art Basel wieder wie gewohnt im Juni stattfinden: An der weltweit wichtigsten Kunstmesse drängelten sich einmal mehr all die Auserkorenen, die bei der «First Choice» als Erste einen Blick auf zeitgenössische sowie historische Werke werfen konnten: Galeristinnen, Kuratoren, Käuferinnen, aber erstaunlich wenig Prominenz.

Kunstfan: Günter Netzer mit seiner Frau Elvira vor einem Werk des Fotografen Andreas Gursky.
Foto: STEFAN BOHRER

Ein bekennender Kunstfan ist Ex-Fussballtrainer Günter Netzer (77), er und seine Frau schwärmen vom Düsseldorfer Andreas Gursky (67), dessen grossflächige Fotografien erzielen die höchsten Preise auf dem Kunstmarkt mit bis zu einer Million Franken. Für diesen Betrag wird auch das neuste Werk des Schweizer Künstlers Urs Fischer (49) gehandelt, der in Los Angeles lebt. Die Skulptur Kembra & Spencer ist aus Wachs, vorne ein Musiker, hinten eine nackte Frau.

Spencer sei ein Freund von Fischer, gibt die Dame bei der hochkarätigen Gagosian Galerie schmallippig Auskunft. Und sogar der King der Galeristen – Larry Gagosian (77) selber – lässt sich zu einem Satz hinreissen: «Fischer ist einer meiner Lieblingskünstler, wir arbeiten an neuen Sachen für Herbst.»

Der Picasso ist unverkäuflich

Etwas gesprächiger zeigt sich der Inhaber der bestbesuchten Galerie: Beim Stand von Landau Fine Arts bleiben Tausende von Besucherinnen und Besuchern staunend stehen. Es gibt diverse Werke von Picasso zu sehen, darunter «Les Dormeurs» von 1965. «Ich kannte das Werk schon lange, es hing im Büro von Kahnweiler, dem Galeristen von Picasso», so Robert Landau (82). Das kapitale Werk konnte er nach dessen Ableben vor 30 Jahren erwerben. Über den Preis spricht er nicht und verkäuflich sei dieser Picasso ohnehin nicht. Warum er ihn trotzdem an die Kunstmesse bringt: «Weil die Leute, die herkommen, solche Werke sehen wollen. Es geht nicht ums Verkaufen oder um Geld, es geht um Kunst.»

Unverkäuflich: Der Picasso «Les Dormeurs» bei der Galerie Landau Fine Art.
Foto: STEFAN BOHRER

Eine Augenweide ist das Werk des chinesischen Künstlers Wang Xingwei, vertreten durch den Schweizer Galeristen Urs Meile aus Luzern: «Er zählt zu den wichtigsten figurativen Künstlern.» Wert des pinken Flamingos in Gross: 380'000 Franken.

Auch der Mensch ist Kunst

Eva & Adele: Das Künstlerpaar aus Berlin ist eine lebende Performance – sie sind seit Jahrzehnten an der Art Basel.
Foto: STEFAN BOHRER

An der Art Basel zeigen aber längst nicht nur Galeristen Kunst, sondern auch deren Besucher: Bei der Preview verwandeln sich die Gänge zwischen Gemälden in einen Laufsteg: Hier flanieren Damen mit den neusten Designer-Taschen von Chanel bis Gucci, Influencerinnen wandeln auf Plateausohlen von Balenciaga, und Individualisten leben ihren ganz eigenen Look aus. Manche gelten gar offiziell als Kunstwerk sowie Eva & Adele: Das Künstlerpaar aus Berlin ist eine lebende Performance – auch sie sind übrigens nicht käuflich.

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