Weltweit leben mehr Tiger in Gefangenschaft als in Freiheit, von den bedrohten Grosskatzen gibt es nur noch 3900 in freier Wildbahn. Wie mit den Grosskatzen Geschäfte betrieben werden, zeigt die umstrittene Doku-Serie «Tiger King» auf Netflix, die jetzt mit Teil 2 in die nächste Runde geht.
Mit dabei ist wiederum US-Tigerzüchter Joe Exotic (58), allerdings aus dem Knast. Der ehemalige Zoo-Betreiber wurde verurteilt wegen eines geplanten Mordanschlags auf seine prominenteste Kritikerin Carole Baskin (61), eine Tierschutzaktivistin. Die Serie zeigt die skrupellosen Züchter und Betreiber von Privatzoos, wie Jeff Lowe oder Doc Antle (61). Sie missbrauchen die Grosskatzen für Profit- und Unterhaltungszwecke.
Skurrile Unterhaltung und skrupellose Geschäfte
Auch wenn die Serie ihre skrupellosen Machenschaften aufdeckt, sind diese damit in aller Munde, und es spült noch mehr Geld in ihre Kassen. «‹Tiger King› bietet skurrile Unterhaltung, aber ein Blick hinter die Kulissen zeigt das wahre Ausmass an Tierquälerei und ein internationales Netzwerk für Zucht, Handel und Ausbeutung von Tigern, Löwen und anderen Grosskatzen», kritisiert Dominik del Castillo von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Wenn die Tiere kommerziell nichts mehr wert sind, würden sie oft getötet und ihre Körperteile, Haut und Knochen für die Verwendung in traditioneller Medizin oder zur Schmuckherstellung verkauft.
«Tiger King» spielt in den USA, wo geschätzt 7000 der Raubkatzen in Gefangenschaft leben und deren Haltung je nach Staat kaum reglementiert ist. Sogar privat kann man sich einen Tiger halten. Aber auch in Europa gibt es 1600 gefangene Tiger. Nur ein kleiner Teil davon hat ein artgemässes Leben in seriösen Zoos. In EU-Ländern, in denen die Haltung von exotischen Tieren erlaubt ist, werden mit den Raubkatzen ebenfalls Geschäfte betrieben. Dominik del Castillo: «Ein lebender, in Europa gezüchteter Tiger bringt bis zu 5000 Euro ein, während ein toter Tiger bis zu 22'000 Euro wert ist.»
Tierschützer fordern weltweites Verbot
Die Tierschutzorganisation fordert ein weltweites Verbot des kommerziellen Handels mit Grosskatzen und ihren Körperteilen und setzt sich dafür international auf Gesetzesebene ein. «Nur das kann diese Grausamkeiten beenden», so Dominik del Castillo.
Ein Tipp von ihm für echte Tigerfans: «Keine Attraktionen besuchen, wo man mit den Tieren interagieren kann, also fotografieren, Selfies mit Tigern, streicheln oder füttern.» Solche Interaktionen sind vor allem in Feriendestinationen wie Südafrika und Südostasien beliebt und werden fast überall angeboten.
Wenn man in den Ferien Tiger beobachten möchte, sollte man ein Schutzzentrum besuchen. «So kann man die Tiere in einer naturnahen und artgemässen Anlage beobachten und damit den Schutz von Tigern aktiv unterstützen.»