Der Verkauf von Finken boomt
Wir sind Pantoffelhelden!

Noch nie wurden in der Schweiz so viele Finken verkauft. Wieso? Wenn die Corona-Fallzahlen steigen, soll es wenigstens den Füssen gut gehen.
Publiziert: 14.12.2021 um 08:37 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2021 um 12:12 Uhr
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Wahrscheinlich verbringen wir gerade in keinen Schuhen so viel Zeit wie in unseren Finken.
Foto: Getty Images
Jonas Dreyfus

Vor der Pandemie liess sich die Schweizer Bevölkerung in zwei Typen einteilen. Der eine trug daheim prinzipiell Socken. Der andere schlüpfte beim Nachhausekommen unmotiviert in irgendeine Form von Schlappen. Jetzt, wo wir plötzlich sehr viel Zeit zu Hause verbringen, entdecken offenbar selbst die grössten Finken-Muffel den Vorteil von einem Paar hochwertiger Hausschuhe.

Bereits im ersten Corona-Jahr 2020 hätten Kunden fast dreimal so viele Hausschuhe gekauft wie noch 2019, sagt David Kübler von Digitec Galaxus, dem grössten Onlinehändler der Schweiz. «2021 konnten wir gegenüber dem Vorjahr nochmals um mehr als 70 Prozent zulegen.» Bei den Modellen seien gefütterte von Brands wie Fellhof oder UGG gefragt. Sie kosten zwischen 50 und 100 Franken.

Hausschuhe haben sich emanzipiert

Ähnlich klingt es bei Warenhäusern wie Jelmoli und Manor. Oder bei der Detailhandelskette Dosenbach-Ochsner AG, die rund 400 Fachgeschäfte in der Schweiz betreibt. Die Homeoffice-Empfehlung des Bundesamtes für Gesundheit habe sich sehr positiv auf die Nachfrage nach Finken ausgewirkt, sagt ihr Sprecher Timo Schnurr. Vor allem hochwertige Modelle würden sich gut verkaufen.

Das war zu Beginn der Pandemie anders, als sich der Finken-Boom in Form von viel Plastik zu manifestieren begann. Schuld waren Crocs. Dass die Modezeitschrift «Elle» sie im ersten Corona-Sommer zum «inoffiziellen Schuh der Pandemie» kürte, hat wohl weniger mit dem ästhetischen Anspruch der Kunststoff-Zoggeli zu tun als mit dem Umstand, dass sie für Pflegepersonal zum Standard gehören. Seit Beginn der Pandemie hat die US-Firma, die Crocs herstellt, Hunderttausende Modelle an Spitäler auf der ganzen Welt gespendet.

Zu alt für den «Banlieue-Chic»?

Gewollt hässlich war ein weiterer Trend des ersten Corona-Sommers: Adiletten als Hausschuhe – je nach Temperatur kombiniert mit weissen Sportsocken. «Banlieue-Chic» heisst der Begriff dazu in Anlehnung an den Strassen-Stil, wie ihn die Jugendlichen in vornehmlich französischen Vorstädten zelebrieren.

Wer sich zu alt dafür fühlte, sah sich nach Korksandalen der ehemals deutschen Marke Birkenstock um, die aufgrund der grossen Nachfrage zeitweise nicht mehr lieferbar waren. Birkenstock gehört seit Anfang Jahr mit Marken wie Louis Vuitton zum französischen Luxuskonzern LVHM. Der Renner aus der aktuellen Kollektion ist eine offene, mit Lammfell gefütterte Sandale für den Preis von rund 160 Franken. Für schlecht durchblutete Homeoffice-Füsse, die trotz allem ein wenig Frischluft brauchen.

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