Die Art Basel ist die Kunstmesse der Superlative. Sie ist mit ihren 223 Galerien nicht nur der grösste temporäre Kunstmarkt der Welt, sondern auch die Mutter der Art Miami und Art Hongkong, beides inzwischen überaus bedeutende Weltkunstmessen.
Doch keine kann, was das Original vermag: Für wenige Junitage versammeln sich am Rheinknie nicht nur Millionen, sondern Milliardenwerte. Dazu finden sich die reichsten und nur ab und zu schönsten Menschen dieses Planeten in Basel zum Kunstkauf ein. Und die Umsätze sind genauso sagenhaft. Vor allem in heutigen Zeiten, da der Kunstmarkt jene Funktion übernommen hat, die den Banken mehr und mehr versagt bleibt: die ungehemmte Spekulation, dazu Gewinnmanipulationen in fantastischen Dimensionen. Die steigenden Kunsterlöse in den Auktionshäusern berichten fast täglich davon. Picasso erreicht mit dem Bild «Les femmes d’Alger» das Resultat von fabulösen 167 Millionen Franken. Die Skulptur «L’homme qui marche I» von Alberto Giacometti erzielte 2010 knapp 90 Millionen Franken, 2015 bekam der Verkäufer von Giacomettis «L’homme au doigt» bereits gute 130 Millionen Franken.
Es scheint, dass solche Zahlen nicht abschrecken, sondern anregen. Sichtbar jedenfalls ist in den Kunstkabinen der Art Basel die Abwesenheit von Bildern der klassischen Moderne. Ausverkauft? Alleine der omnipräsente Picasso ist noch gut vertreten. Wenn auch fast ausschliesslich in seiner späten, gar präsenilen Form. Der deutsche Expressionismus hat einen überaus diskreten Auftritt und auch die Aufgabenstellung der Art Basel an ihre Teilnehmer, vor allem die Kunst der 1950er- bis 1970er-Jahre zu präsentieren, fällt ziemlich diskret aus. Amerikanischer Expressionismus fehlt fast vollständig. Wenig Rothko, kaum Jasper Johns, kein Jackson Pollock weit und breit. Dafür heutige Keramikskulpturen in den reinsten Farben und verwegensten Formen. Franz West und etwa Ai Weiwei haben dazu beigetragen. Überraschend: kaum Chinesen. Dafür ab und an ein Inder, Japaner oder gar Saudi.
Und zwei Werke von Joseph Beuys. Der Salzburger Galerist Ropac zeigte sie. Ein Leiterli mit zwei Bsetzisteinen an einem Stück Draht. Macht 2,135 Millionen Franken. Günstiger im Angebot: eine verkritzelte Schultafel im Miniformat für 1,165 Millionen Franken. Beide am ersten Tag verkauft.