Titeufs Abenteuer, die grosse Lebensfragen aus tiefer Flughöhe beleuchten, sind inzwischen in 25 Sprachen übersetzt - darunter chinesisch. Universal berührend ist seine Verbindung von Melancholie und Humor, wobei Zeps Figuren meist nicht entweder simple Helden oder Fieslinge sind, sondern facettenreich und damit lebensnäher.
Als der 1967 bei Genf geborene Philippe Chappuis alias Zep mit Titeuf 1991 begann, waren Gewalt und Krieg als Themen noch nicht so verbreitet gewesen in Kinderzimmern. Heute macht Zep quasi die Kinderperspektive salonfähig für komplexes und schwer verdauliches wie Drogensucht, Landminen, Arbeitslosigkeit oder Mobbing.
Er sei kein Polit-Cartoonist für tagesaktuelle Medien, weil er nicht schnell genug Gags liefern könne, sagte er am Donnerstag vor den Medien. Er brauche Zeit und Platz - beides hat er seit 2014 bei «Le Monde» in einem Blog. Auch mit anderen Stilen und Techniken experimentiert er gern, wie diverse Bände dokumentieren.
Die Ausstellung zeigt solche weniger bekannte Seiten, wie eine realistisch gezeichnete Geschichte eines Schweigemönchs, der eine wütende junge Frau kennenlernt und sich ihr gegenüber erklärt - und dabei sich selber in Frage stellen lernt. Das eigene Zeichner-Dasein habe mitunter auch etwas einsam-mönchisches, sagte Chappuis.
Davon zeugt im Museums-Altbau ein hölzerner Zeichentisch mit einem LED-Bildschirm in der Platte, auf dem Videos von Zeps Arbeit zu sehen sind. An der Wand darüber hängt passend ein Selbstportrait, das Zep im Schein einer Tischlampe zeichnend zeigt.
Bei Landschaften mache er keine Photos zum Nachzeichnen im Atelier, sondern zeichne vor Ort, erklärte Zep seine Arbeitsweise. Weil Zeichnen dauert und sich derweil Licht oder anderes verändere, müsse er halt die Realität ein wenig biegen. Er hege Respekt vor grossen Malern und deren technisch-intellektueller Leistung.
Ein Raum zeigt Werke für eine frühere Ausstellung in Lille, wo sich Zep mit klassischer Malerei auseinandergesetzt hatte. Ein golden gerahmtes Tryptichon zeigt da einen um Eingebung bittenden Denker, dem dann Titeuf in den Sinn kommt. Und Dürers Melancholia setzt er nahe an der Originalkomposition mit Franquin-haften Dämonen neu ins Szene.
Heute ist Zep in Frankreich, das traditionell gegenüber Comics sehr aufgeschlossen ist, der erfolgreichste Comicserienautor. Vor Ideen überquellend, skizziert er auch Geschichten für andere Zeichner. Solche zeigt die Retrospektive - die erste in der Deutschschweiz - ebenso wie eine Reihe von Erwachsenen-Comics zur Sexualität.
Auch Musik ist Chappuis wichtig: «Zep» hiess sein Comicmagazin, das er als zwölfjähriger Led-Zeppelin-Fan herausgab - in einer Band spielt er übrigens noch heute. Fasziniert ist er zum Beispiel von Bob Dylan, den er in zauberhaften Miniaturen von der realistischen Stiftzeichnung bis zum geisterhaften Aquarell verewigte.
Die Ausstellung «dr. Zep & mr. Titeuf» im Cartoonmuseum Basel ist ab Samstag bis am 23. April offen. Zep selber wird neben der Vernissage auch bei diversen Veranstaltungen persönlich präsent sein. Unter anderem will er an der Basler Museumsnacht (20.1.2017) live zeichnen. Und ein neuer Titeuf-Band soll 2017 erscheinen.
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