Trotz seines hohen Alters zeigten sich viele Weggefährten überrascht über seinen Tod, zumal Erni bis zuletzt ein inspirierender Gesprächspartner mit sprudelnder Schaffenskraft war. Unter anderem würdigte ihn Bundesrat Alain Berset als eloquenten, politisch und philosophisch gebildeten Humanisten, der sich mit seinem Werk für politische Anliegen wie für die AHV und das Frauenstimmrecht eingesetzt habe.
Immer wieder wurde betont, dass der Vorwurf, Ernis Kunst sei nur virtuos-dekorativ, falsch sei. Peter Fischer etwa, der 2009 im Kunstmuseum Luzern die 100-Jahr-Ausstellung über den Künstler kuratiert hatte, betonte, Erni habe bewusst keine elitäre Kunst machen wollen, sondern eine, die alle verstünden.
Geboren wurde Erni am 21. Februar 1909 in Luzern als Sohn eines Dampfschiff-Maschinisten. Er machte eine Lehre als Geometer und arbeitete als Bauzeichner. Nach der Kunstgewerbeschule schloss er sich der Pariser Avantgarde an, machte Bekanntschaft mit Künstlern wie Picasso, Braque, Arp und Calder, und setzte sich für die abstrakte Kunst ein.
Ernis Schaffen war bis etwa 1940 von einer grossen stilistischen Neugierde geprägt. Auf einen Schlag bekannt wurde er 1939, als er für die Landesausstellung das fünf Meter hohe und 91 Meter lange Monumentalgemälde «Die Schweiz, das Ferienland der Völker» schuf.
Der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg brachten Erni zum Marxismus. Die offizielle Schweiz brandmarkte ihn dafür als Landesverräter: Ein Auftrag, Banknoten zu gestalten, wurde aus politischen Gründen sistiert. Unter dem Eindruck von Stalins Schreckensherrschaft und dem kommunistischen Dogmatismus wandte sich Erni später vom Marxismus ab, setzte sich aber weiterhin für linke Anliegen ein.
Damit wurde der Weg frei für seine grosse Popularität. Erni erhielt Aufträge für Wandbilder und -teppiche, Reliefs, Mosaiken, Plastiken, Briefmarken, Plakate und Buchillustrationen. Er erhielt 1983 die Friedensmedaille der UNO, 1992 eine Goldmedaille des Internationalen Olympischen Komitees.
Künstlerisch entwickelte sich Erni seit 1940 nur noch wenig. Sein typischer Stil war zwar virtuos, aber manchen allzu gefällig und dekorativ. Typisch waren seine Motive - Pferde, stillende Mütter, Sport, Technik, Natur, Friede und Mythologie. Laut Peter Fischer war diese Motivtreue auch ein Bekenntnis zur Volksnähe.
Mit seinem humanistischen Engagement - etwa für den Naturschutz - verkörperte Erni auch Glaubwürdigkeit. Zudem war er ein geschickter Verkäufer seiner eigenen Werke, die teils in grossen Auflagen verbreitet wurden.
Die Kunstkritik strafte ihn dafür ab. Sie warf ihm vor, sich mit seiner plakativen und einprägsamen Kunst ins rein Dekorative zurückgezogen zu haben.
Erni selbst hielt vom Gegensatz «figürlich» und «abstrakt» nichts, wie er an der Feier zu seinem 100. Geburtstag erklärte. Abstraktion sei immer ein Teil der künstlerischen Arbeit.
In öffentlichen Museen war Erni kaum zu sehen. 1979 eröffnete er in Luzern im Verkehrshaus der Schweiz sein eigenes Museum, das rund 300 Arbeiten zeigt.
Erni lebte in Luzern und im südfranzösischen Saint-Paul-de-Vence. Ab 1949 war er mit seiner zweiten Frau Doris Kessler verheiratet.