Anlass zur Ausstellung ist ein Jubiläum: Vor 50 Jahren waren die sieben Werke Picassos im Kunstmuseum Basel erstmals gemeinsam präsentiert worden. Alle sieben sind auch jetzt zu sehen. Doch die am Donnerstag vorgestellte Schau «Kunst. Geld. Museum. 50 Jahre Picasso-Story» zeigt vor allem auch, wie deren Erwerb zustande kam.
Was ging hinter den Kulissen vor, wer waren die Akteure bei den später oft «Wunder von Basel» genannten Ereignissen von 1967? Nicht um Kunst und Bilder geht es in der Ausstellung, sondern um einen - wohl einmaligen - Fall in der Geschichte von Museum und Region, wie Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein vor den Medien darlegte.
Begonnen hatte die Basler «Picasso-Story» mit einer Katastrophe: Auf Zypern war ein Flugzeug des Basler Charter-Carriers Globe-Air abgestürzt, 124 Menschen starben. Hauptaktionär Peter Staechelin geriet in Geldnöte. Vom Verkauf bedroht waren so zwei Picassos, die als Deposita von Staechelins Vater seit 1947 im Kunstmuseum hingen.
Doch Basel machte mobil. Um den Kaufpreis von 8,4 Millionen Franken aufzubringen - heute wäre dies ein Mehrfaches - bewilligten die Kantonsbehörden 6 Millionen, die in einer Referendumsabstimmung deutlich gutgeheissen wurden. Der Rest kam mit Spenden zusammen, wozu in Basel ein riesiges «Bettlerfest» stieg.
Das Weitere war Teil des «Wunders». Nicht nur blieben die zwei Gemälde «Les deux Frères» und «Arlequin assis» Basel erhalten - Picasso, der das Geschehen vom südfranzösischen Mougins aus mitverfolgt hatte, schenkte der Stadt zudem vier weitere Werke. Und mit noch einem Werk zog die Basler Mäzenin Maja Sacher nach.
Doch Kuratorin Eva Reifert und Ausstellungsmacher Christoph Stratenwerth, die die Schau gestaltet haben, bleiben nicht bei der Erzählung des «Wunders». Vielmehr zeigen sie auf, wer welche Rolle gespielt hatte - Museumsdirektor, Kunstkommission, Mäzene, Basler Künstlerschaft, Publikum - und beleuchten die damals heftige Debatte.
Denn der Kauf der Picassos war ja nicht unumstritten, schliesslich hatte ein Referendum die Volksabstimmung nötig gemacht. Und Schlagabtausch wie Argumente von Gegnern und Befürwortern im Jahre 1967 zeigen: Wenn es um Kunst, Geld, und Museen geht, sind die Streitlinien von damals ganz ähnlich wie jene von heute.
Ist Kunst wirklich Millionen wert? Sollte Steuergeld nicht besser für Altersheime eingesetzt werden? Und gehört gerade diese Kunst ins Museum? Um derlei wurde gestritten, und besonderen Charme hat die Ausstellung, wenn sie Schlachten auf Leserbriefseiten von Zeitungen dokumentiert, wie sie in dieser Form heute kaum mehr denkbar sind.
Dasselbe gilt für eine Spendenliste mit Beiträgen von zehn bis zu einigen zehntausend Franken. Hinzu kommen Fotos des Pressefotografen Kurt Wyss, der das damalige Geschehen eingefangen hatte, und natürlich die Werke Picassos selbst, darunter als ein Highlight auch eine Skizze zu seinem zentralen Werk «Les Demoiselles d'Avignon».
Mit der Picasso-Retrospektive des Museums von 2013 ist die neue Schau (10. März bis 12. August) mit ihrem zeitgeschichtlichen Blick und begrenzten Umfang - fünf Räume - nicht vergleichbar. Sie folgt indes dem von Josef Helfenstein schon mit «Basel Short Stories» (bis 21. Mai) verfolgten Ansatz, aus der eigenen Sammlungsgeschichte zu schöpfen.
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