Ausstellung
Alois Carigiet als Maler, Grafiker und Bühnenbildner

Er ist der «Vater» von «Schellen-Ursli». Alois Carigiet (1902-1985) war aber noch viel mehr, wie das Landesmuseum Zürich in einer aktuellen Ausstellung zeigt. Carigiet war auch Maler, Grafiker, Bühnenbildner und nicht zuletzt Bündner.
Publiziert: 10.06.2015 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 01:44 Uhr

Seine rätoromanische Herkunft hat Carigiet und sein künstlerisches Schaffen geprägt. Dieses wiederum hatte Einfluss auf die Wahrnehmung und das Selbstbewusstsein der Rätoromanen. Das Landesmuseum hat daher in Zusammenarbeit mit der Lia Rumantscha zum ersten Mal die Ausstellungs-Texte auch in die vierte Landessprache übersetzt, wie Direktor Andreas Spillmann am Mittwoch vor den Medien sagte.

In insgesamt sieben Räumen können Besucherinnen und Besucher die verschiedenen Facetten von Carigiets Werk erleben und dabei auch Unbekanntes entdecken. Begrüsst werden sie von einer überlebensgrossen «Flurina». Das Bild von Schellen-Urslis Schwester ist ein Entwurf für das Wandgemälde an der Käserei in Carigiets Geburtsort Trun.

Vom Leben im Bündner Oberland zeugen im liebevoll gestalteten ersten Raum ein historischer Schlitten - und auch die Glocken fehlen nicht. Doch die Ausstellung setzt nicht nur auf Folklore.

Gezeigt wird beispielsweise mit Kinderporträts von Emil Brunner (1908-1995) der entbehrungsreiche Alltag in der Surselva. Der Fotograf hat 1943/44 insgesamt 1700 Kindern im Gebiet rund um Trun aufgenommen, die heute als einzigartig gelten. In einem aktuellen Dokumentarfilm berichten einige der Porträtierten aus ihrem Leben.

Als Grafiker war Carigiet ein gefragter Plakat-Gestalter. Zwischen 1928 und 1959 entwarf er über 100 Plakate für Gebrauchsgüter, Tourismus, Kultur, Politik und Soziales.

Typisch für ihn sind die vermenschlichten Tierfiguren. So auf einem seiner bekanntesten Plakate für das Modegeschäft Fein Kaller, das ein Hündchen zeigt, das Männchen macht vor dem potenziellen Kunden. Für die Schweizer Landesausstellung 1939 gestaltete Carigiet das offizielle Plakat.

Doch auch Bühnenbilder, Programmhefte und Faltblätter gehören zu Carigiets Repertoire und zwar für das von ihm 1933 mitbegründete «Cabaret Cornichon», dem das Landesmuseum einen eigenen Raum widmet.

Für Carigiets malerisches Werk hat das Museum den grössten Raum reserviert. Carigiet selbst hat eine scharfe Trennlinie gezogen zwischen seiner ersten Lebenshälfte als Werbegrafiker und seiner zweiten als Kunstmaler.

Die Bildauswahl zeigt einen repräsentativen Einblick: auf einer Seite frühe Werke aus den 40er Jahren, auf der gegenüberliegenden Wand Bilder aus dem 50er- und 60er Jahren. Dazwischen in einer Vitrine Skizzenbücher aus Carigiets Lehrzeit.

Als Künstler bekannt wurde Carigiet durch ein Wandbild, das er 1951 für das Zürcher Muraltengut entworfen hat. Es folgten weitere, wie die Fassade des «Schwarzen Adlers» in Stein am Rhein SH, dessen Entwurf in Zürich zu sehen ist.

Natürlichkommen in der Ausstellung auch Kinder auf ihre Kosten. Carigiet selbst hat die Arbeit für Kinder sehr gemocht, wie in einem Tagebucheintrag zu lesen ist. Auch wenn er von Autorin Selina Chönz 1940 erst überredet werden musste, ihren «Uorsin» zu illustrieren. Der «Schellen-Ursli» erscheint dann erst 1945, zugleich in Deutsch und in Romanisch.

Im Landesmuseum können die jüngeren Besucherinnen und Besucher Berge erklimmen, Tierfelle streicheln und natürlich auch ausprobieren, wie schwer eine grosse Glocke tatsächlich ist. Ein eigener Raum, eine «Schatzkammer», wie Kuratorin Pascale Meyer sagte, ist den Bilderbüchern gewidmet.

Gezeigt wird aber auch zum ersten Mal überhaupt der Entwurf für ein siebtes Kinderbuch, das nie vollendet wurde. «Krickel. Die kleine Gemse» erzählt die Geschichte eines Gemskitzes, das Kinder aus einer Gerölllawine rettet. Die Farb- und Bleistiftskizzen stammen aus dem Jahr 1970.

Die Freunde von Schellen-Ursli überrascht das Landesmuseum noch mit aktuellen Neuigkeiten. Verschiedene Requisiten, ein Trailer und die Kostüme machen neugierig auf den Schellen-Ursli-Film des Schweizer Regisseurs und Oscar-Preisträgers Xavier Koller, der im Oktober in die Kinos kommt.

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