Archäologie
Geheime Türöffnungen? Neue Spekulationen um Grab der Nofretete

Berlin – Ihre Büste lockt Jahr für Jahr mehr als eine Million Besucher auf die Berliner Museumsinsel. Aber wo der Leichnam der schönen Nofretete ruht, ist bisher ungewiss. Jetzt gibt es eine spannende neue Theorie.
Publiziert: 11.08.2015 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 11:25 Uhr

Um das Grab der legendären ägyptischen Königin Nofretete gibt es neue Spekulationen. Der britische Archäologe Nicholas Reeves hat Anhaltspunkte gefunden, dass hinter der 1922 entdeckten Grabkammer des Pharao Tutanchamun im ägyptischen Tal der Könige noch zwei weitere Grabstätten liegen könnten - eine davon die von Nofretete.

Der Forscher der US-Universität Arizona verweist dabei auf mögliche Mauerdurchbrüche an den Wänden, die durch eine spätere Bemalung übertüncht wurden. Entdeckt hat er sie auf kürzlich veröffentlichten, hochauflösenden Bildern des Tutanchamun-Grabes mit dem Kürzel KV62.

Die mögliche nördliche Kammer stamme aus einer Zeit vor dem berühmten Kindkönig (um 1330 v. Chr.) und könnte das «ungeplünderte Grab» der Nofretete sein, schreibt der Wissenschaftler in einem Aufsatz für das Forschungsprojekt zur ägyptischen Ausgrabungsstätte Amarna.

Die britische Wochenzeitung «The Economist» zitierte Reeves mit den Worten: «Wenn ich falsch liege, liege ich falsch. Aber wenn ich recht habe, könnte es vielleicht die grösste archäologische Entdeckung aller Zeiten sein.»

Nach Einschätzung von Olivia Zorn, der stellvertretenden Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, ist die Theorie von Reeves bisher spekulativ. «Er ist ein erfahrener Amarna-Forscher und arbeitet mit fundierten Ansätzen», sagte sie auf dpa-Anfrage. «Genaueres könnten aber nur Untersuchungen vor Ort bringen.»

Das Grab des Tutanchamun galt schon bei seiner Entdeckung durch den Briten Howard Carter 1922 als Sensation, weil es relativ unversehrt war und unschätzbare Grabbeigaben enthielt. Über die letzte Ruhestätte von Nofretete dagegen und die verwandtschaftliche Beziehung der beiden gibt es zahlreiche Spekulationen.

So hat zwar eine DNA-Untersuchung ergeben, dass die Mumie der sogenannten Younger Lady aus dem Tal der Könige die Mutter von Tutanchamun sein soll. Ob es sich dabei aber um Nofretete, die Gemahlin von König Echnaton handelt, ist sehr umstritten.

Das Ägyptische Museum Berlin, das seit 1920 die weltberühmte Skulptur der schönen Pharaonengattin besitzt, will sich an solchen Spekulationen nicht beteiligen. «Hundertprozentig sicher wären wir erst, wenn wir einen Sarg finden, auf dem der Name von Nofretete steht - und selbst dann könnte der Leichnam noch später umgebettet worden sein», sagt Vizedirektorin Zorn. «Uns fehlen einfach zu dieser Fragestellung konkrete Inschriften aus der Zeit.»

Das Museum hatte 2012/2013 mit einer grossen Ausstellung zur Amarna-Zeit mehr als 600'000 Besucher angezogen. Hauptattraktion war der Nofretete-Kopf, der 1912 bei Ausgrabungen in der altägyptischen Herrscherstadt entdeckt worden war und seit zehn Jahren auf der Museumsinsel zu sehen ist.

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