Aargauer Museum zeigt die ganze Wahrheit über Lügen
Ein bisschen sind wir alle wie Trump

Das Stapferhaus in Lenzburg leuchtet in der neuen Ausstellung «Fake. Die ganze Wahrheit» unser Verhältnis zur Wahrheit aus. Was ist echt, was ist falsch? Und nach dem Besuch ist man ganz verwirrt.
Publiziert: 03.11.2018 um 10:04 Uhr
|
Aktualisiert: 03.11.2018 um 10:05 Uhr
1/7
Der Lügendetektor findet anhand der Herzfrequenz heraus, ob jemand schummelt.
Foto: Stapferhaus/Affentranger
Christiane Binder

Fake News – für Donald Trump ist jede Nachricht, die ihm missfällt, eine Lüge. Dabei nimmt es der amerikanische Präsident selber nicht so genau mit der Wahrheit. Wie wir alle, da muss sich niemand in die Tasche lügen. Der eine macht beschönigende Angaben in seinem Dating-Profil, die andere täuscht einen Orgasmus vor, Sportler dopen, Job-Bewerber schummeln, Schüler lassen im Supermarkt was mitgehen. 

«Fake. Die ganze Wahrheit» ist  Thema der neuen Ausstellung im neuen Stapferhaus in Lenzburg. Der hochmoderne Bau steht vis-à-vis vom Bahnhof und bietet 1400 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Kinder, nicht alles ist bierernst

«Die landläufige Meinung, Wahrheit sei grundsätzlich gut und Lüge immer schlecht, muss nicht wahr sein», sagt Kurator Daniel Tyradellis (49). Anderthalb Jahre hat er sich mit der Materie befasst. Die Ausstellung beleuchtet das Sujet in allen Facetten und so, dass es auch Kindern nicht langweilig wird und das Ganze nicht zu bierernst rüberkommt.

Besucher betreten ein «Amt für die ganze Wahrheit» und bestätigen per Unterschrift auf dem Besucherausweis, «dass ich mich während des Besuchs im Amt für die ganze Wahrheit verpflichtet fühle». Denn ein Amt, erklärt Tyradellis, gilt in jedem Staat als Hort der Glaubwürdigkeit. 

Fake-Interview mit echtem Material

«Der Chefbeamte Hans Wahr», ein Schauspieler, fühlt zunächst von einer riesigen Leinwand herunter den Besuchern auf den Zahn. Fangfrage: Wann haben Sie das letzte Mal gelogen? Dann führt die Ausstellung durch gnadenlos gelb gestrichene Gänge in schummrige Bereiche, in Abteilungen wie «Prüfstelle für Fälschungen und ihr Gegenteil» oder «Medienstelle für alte und neue Fake News».

Dort lernt man zum Beispiel, dass schon 1991 ein französischer Journalist ein Exklusiv-Interview mit Fidel Castro bewerkstelligte, in dem er sich filmen liess, wie er die Fragen stellte und Castros Antworten aus vorhandenem Material dazu schnitt.

Die Suppendose ist echt, die Klamotten sind es nicht

Das Ausstellungsangebot würde für fünf Stunden reichen, aber nach einer Stunde ist man schon reichlich verwirrt. Ist die Warhol-Suppendose hinter Panzerglas echt? (Ja, Wert 3,4 Millionen Euro). Und die Adidas-Klamotten an der Wand? (Nein, alles Kopien, Gaben vom Zürcher Zollamt).

Eine Attraktion ist der Lügendetektor, der anhand der Herzfrequenz misst, ob einer flunkert. Nach der Ausstellung fragt man sich wirklich: was ist jetzt wahr, was falsch? Ein Blick nach draussen zeigt, es regnet. Das wenigstens fühlt sich echt an.

Die Ausstellung Fake im Stapferhaus Lenzburg dauert bis am 24. November 2019. Öffnungszeiten: MoSo 9–17, Do 9–20 Uhr.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?