Was soll ich zum Skateboarden Grosses sagen? Die Faszination zum Brett besteht schon, seit ich Bart Simpson zum ersten Mal im Simpsons-Intro darauf gesehen habe. Darin fährt er in einem Höllentempo aus der Schule raus und rast durch ganz Springfield zu sich nach Hause, wo der Rest der gelben Bande vor der Glotze wartet - mir fällt gerade auf, wie verblödet dieses Intro eigentlich ist.
Jedenfalls wird es Zeit, dass ich mich auf das Skateboard wage. Rein präventiv ziehe ich aber Knie-, Ellbogen- und Handgelenkschoner an. Irgendetwas sagt mir, dass ich diese Challenge nicht hinkriege, ohne auf den Hintern zu fallen.
Mein Opa hat mir noch seinen verschlissenen Velohelm geliehen - keine Ahnung, was er mit 74 Jahren für Velo-Akrobatik veranstaltet, damit der Kopfschutz so aussieht.
Nachdem ich alles montiert habe, treffe ich meinen Coach Simon (34) von der sk8school.ch in Stäfa ZH. Mit langen, wehenden Haaren und einer knallig blauen Sonnenbrille fährt er mir im Skatepark beim Sihlcity Zürich entgegen – und an mir vorbei. Ich glaube, er hat mich nicht erkannt. Vielleicht hätte ich den Helm noch nicht anziehen sollen. Nach einem kurzen Hin und Her begrüssen wir uns lachend und besprechen meine Challenge. «Salvi, du wirst eine kurze Line skaten», sagt er und zeigt dabei mit dem Finger auf eine kleine Rampe. «Dort fährst du kurz hoch, machst einen sogenannten Turn und fährst wieder runter.»
Ich schaue ihn verwundert an: «Ist das schon alles?», frage ich ihn. Er grinst: «Glaub mir, das reicht völlig.» Ich finde mich damit ab und denke: «So schwer kann das doch gar nicht sein!»
Ich werde eines Besseren belehrt. Wir üben erst, wie man auf dem Brett richtig steht und das Gewicht ausbalanciert. Ich weiss nicht, wie oft es mich in den ersten paar Minuten auf die Fr**** gehauen hat. Danach zeigt Simon mir, wie ich meine Fussposition auf dem Brett ändern muss und wie ich mich auf dem Brett um die eigene Achse drehe.
«Mann, ist das anstrengend!», meckere ich vor mich hin.
Nun geht es ans Eingemachte. Ich versuche, die Line zu fahren. Doch kaum stehe ich auf dem Skateboard, liege ich schon wieder auf dem Boden. Und das immer und immer wieder. Ich bin in gewissen Lebenssituationen eine sehr geduldige Person: Skaten gehört nicht dazu. Ich steige auf, fahre und stürze. Schon wieder. Mittlerweile beherrsche ich die Rückwärtsrolle wie ein Ass.
Besonders frustrierend ist, dass reihenweise kleine Mädchen auf ihrem Board ganz locker an mir vorbeifahren, während ich meinen letzten Rest Stolz vom Boden zusammenkratze. An dieser Stelle danke ich dem Erfinder der Schutzausrüstung, die ich trage. So bleiben meine Knochen ganz, auch wenn mein Allerwertester mehr als nur angeschlagen ist.
Der Moment der Wahrheit ist gekommen. Eine Stunde lang habe ich geübt, jetzt muss ich zeigen, was ich kann. Auf Simons Kommando gehts los. Ich nehme Anlauf, steige aufs Brett, fahre los, die Rampe hoch, drehe mich um meine eigene Achse und fahre wieder runter. Und ich stehe noch immer auf dem Brett! Kein Sturz, nix! Ich juble und könnte gleichzeitig weinen vor Freude, aber auch vor Schmerz. Ich verkneife mir die Tränen jedoch.
Fazit: Das Skateboarden habe ich von A bis Z komplett unterschätzt. Koordination und Gleichgewicht sind eine echte Herausforderung, und damit ist es noch nicht getan. Wer die Technik, wie ich es tue, nicht im Griff hat, hat auf dem Brett nichts verloren. Doch dank Simon konnte ich meine Challenge meistern – und hatte dabei erst noch Spass!
Ich darf mit Stolz verkünden: Challenge geschafft!