Der japanische Kaiser Akihito (82) wendet sich äusserst selten direkt an sein Volk. In einer Video-Ansprache hat er nun angedeutet, dass er gerne zurücktreten möchte. Das Problem: Ein Rücktritt ist bei seinem Amt eigentlich nicht vorgesehen – seine Aufgabe endet erst mit dem Tod. Es stellt sich also die Frage, ob das Volk und die Regierung den Rücktritt zulassen. Das Thronfolgegesetz müsste geändert werden.
In seiner 10-minütigen Botschaft, die am Montag auf mehreren TV-Sendern ausgestrahlt wurde, vermied es Akihito, den Rücktritt explizit zu erwähnen. Seine Worte waren aber eindeutig: « bin besorgt, dass es für mich schwierig wird, meine Aufgaben als Symbol des Staates mit voller Kraft zu erfüllen, wie ich das bis jetzt getan habe.» Manchmal fühle er «verschiedene Einschränkungen», etwa durch seine «körperliche Fitness».
Der Kaiser hat sich bereits einer Herzoperation und einer Behandlung wegen Prostata-Krebs unterziehen müssen. Kommentatoren spekulieren, er möchte das Amt seinem ältesten Sohn, dem Kronprinz Naruhito (56), übergeben. Akihito sprach in der Ansprache an die Nation die Gesetze an, die seine vorzeitige Abdankung verhindern. Die Regierung könnte die Andeutungen des Tennos als Wunsch interpretieren, ihm durch eine Änderung der Gesetze die Abdankung zu ermöglichen.
Viele Japaner versammelten sich auf der Strasse und verfolgten die Rede des beliebten Kaisers – es ist erst seine dritte TV-Ansprache.
Ministerpräsident Shinzo Abe sagte, er nehme die Äusserungen des Kaisers ernst und werde darauf reagieren. «Angesichts der Pflichten des Kaiser sowie seinem Alter und der Last (seiner Funktion) müssen wir schauen, was wir tun können», sagte der Regierungschef. In Abes konservativen Regierungspartei gibt es erheblichen Widerstand gegen einen Rücktritt. Dort wird befürchtet, dass dann weitere Traditionen gebrochen werden könnten und beispielsweise der Weg für weibliche Thronfolger geöffnet würde.
Kaiser Akihito bestieg am 7. Januar 1989 den Thron. Er ist das Oberhaupt der ältesten Erbmonarchie der Welt. Akihito leidet schon seit längerem unter einer angeschlagenen Gesundheit, auch wenn weder er noch seine Ehefrau, Kaiserin Michiko, sich dieses bislang gross anmerken liessen.
Der Kaiser hat in Japan keinen Einfluss auf die Politik, er gilt laut Verfassung als «Staatssymbol». Der hoch angesehene Kaiser hatte 1989 nach dem Tod seines Vaters Hirohito den Chrysanthementhron bestiegen. Die Gesetze des Landes sehen eine Abdankung nicht vor, sie müssten für einen solchen Schritt geändert werden. (rey/sda)