Victor von Wartburg kämpft für offene Ufer
Im Namen Gottes für freie Ufer

Victor von Wartburg schreckt auch vor extremen Aktionen nicht zurück. Der Rentner kämpft in der Schweiz gegen verbaute Seeufer. Auslöser: Ein schwerer Unfall und ein Gelübde.
Publiziert: 04.09.2018 um 17:43 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:11 Uhr
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Victor von Wartburg kämpft mit seiner Organisation «Rives Publiques» für offene Seezugänge.
Foto: Philippe Rossier
Simon Huwiler

Den aus Genf will man hier nicht, soll es aus dem Gemeinderat vom Rorschacherberg geheissen haben. Nun ist der aus Genf da, der Feind aller Seeanstösser, Schrecken vieler Gemeinden und Problemfall so mancher Kantonsgerichte. Victor von Wartburg (75) kämpft als Präsident der Organisation Rives Publiques für durchgängig öffentliche Seeuferwege. Für BLICK kommt er deswegen nach Rorschacherberg SG.

 Viele Seen sind gemäss einer Analyse von BLICK zugebaut. Immer wieder fordern lokale Initiativen die Öffnung von Seeufern. Doch oft scheitern sie an Gemeinden, welche ihre besten Steuerzahler am Ufer nicht verlieren wollen.

Von Genf an den Bodensee

In einem Restaurant mit Seeblick trifft BLICK von Wartburg. Mit dabei Jörg Steiner (58). Er brachte den Kampf gegen die Gemeinde ins Rollen und holte von Wartburg nach Rorschacherberg. «Es gibt keinen Besseren», sagt Steiner über von Wartburg.

«Mein Ziel ist es, der Schweizer Bevölkerung den Zugang zu ihrem Eigentum zurückzugeben», sagt von Wartburg. Ihr Eigentum, das ist für ihn klar, sind Seeufer. Das untermauert er mit einer Vielzahl an Gesetzen, Bundesgerichtsurteilen, Verträgen und längst vergessenen Grundbucheinträgen, die seine Organisation in Archiven gefunden hat. Und ist die Rechtslage unklar, zieht von Wartburgs Armee aus Anwälten vor Gericht.

Woher der Eifer für die Seen? Mit 22 Jahren hatte er während des Studiums in Amerika einen Sportunfall gehabt. Diagnose: gelähmt. Chance auf Heilung: 50 Prozent. «Im Gespräch mit einem Priester legte ich ein Gelübde ab: Sollte ich je wieder gehen können, setze ich mich für die Allgemeinheit ein.» Sein Wunsch wurde erhört, doch Gott musste noch über 30 Jahre warten.

Haben Sie einen Uferweg-Favoriten?

Sie wandern oder spazieren gerne am See entlang und haben einen Lieblings-Uferweg, der öffentlich zugänglich ist? Dann schicken Sie uns doch einen kurzen Ortsbeschrieb und wenn möglich ein Bild an: storytelling@ringier.ch.

 

Sie wandern oder spazieren gerne am See entlang und haben einen Lieblings-Uferweg, der öffentlich zugänglich ist? Dann schicken Sie uns doch einen kurzen Ortsbeschrieb und wenn möglich ein Bild an: storytelling@ringier.ch.

 

Mit 55 Jahren, nach einer erfolgreichen Karriere in einem internationalen Unternehmen, liess sich von Wartburg pensionieren. Mit genug Geld auf dem Konto, um ein ruhiges Leben am Pool seiner Genfer Villa zu geniessen. Stattdessen funktionierte der Deutschschweizer sein Haus zum Hauptquartier von Rives Publiques um.

Robin Hood der Seen

Seitdem kann die Organisation beachtliche Erfolge aufweisen. In Uetikon am See ZH half sie, ein 300-Millionen-Franken-Projekt zu versenken. Medienwirksam zerschnitt von Wartburg vor laufenden Kameras den Zaun eines Seeanstössers.

Wegen dieser Aktion musste er vor Gericht. Die Anklage: abgeschmettert. Robin Hood der Seen nannte ihn die Staatsanwältin.

Von Wartburg führt BLICK ans Ufer des Bodensees. Neben einem öffentlichen Park verdecken meterhohe Hecken und Zäune die Ufervillen. Dadurch wünscht sich die Bevölkerung einen Uferweg. Steiner holt alte Pläne hervor, auf denen der Weg eingezeichnet war.

Robert Merz teilt seinen Uferweg gerne
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Beispiel aus dem Aargau:Robert Merz teilt seinen privaten Uferweg am Hallwilersee gerne

Doch die neue Idee der Gemeinde: Statt auf dem Land der Reichen den Weg anzulegen, will sie den See aufschütten. «Aufschütten, obwohl im Wasser archäologisch schützenswerte Überreste von alten Pfahlbauten stehen!», wettert von Wartburg. «Es kann doch nicht sein, dass für jemanden mit Geld andere Gesetze gelten.»

Einen Groll gegen Seeanstösser hegt er nicht, solange ein durchgehender Weg am Ufer entlang der Bevölkerung zur Verfügung steht. Das will er jetzt mit einer Initiative im Kanton Genf und Waadt erzwingen. Präzedenzfälle sollen es werden. Der Kampf geht weiter.

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