Die neue Drogenpolitik seit Anfang der 90er hat nicht nur die Zahl der Drogentoten drastisch gesenkt. Sie hat auch geholfen, eine Epidemie in den Griff zu bekomme und damit mächtig Gesundheitskosten zu sparen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie vom Unispital Zürich, die jetzt in der Zeitschrift «Open Forum Infectious» veröffentlicht wurde.
«Ein riesiger Beitrag zur Verhinderung der HIV-Ausbreitung»
«Süchtigen steriles Spritzenbesteck auszuhändigen, Methadon und Heroin Ersatzprogramme anzubieten, hat einen riesigen Beitrag zur Verhinderung der HIV-Ausbreitung in der Schweiz geleistet», sagt Huldrych Günthard, stellvertretender Direktor der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich und Leiter des dortigen HIV-Labors.
Günthard und sein Team haben in ihrer Studie analysiert, wie sich Spritzenabgabe, Kontakt- und Anlaufstellen für Drogenabhängige, sowie Methadon- und Heroinprogramme auf die HIV-Ansteckungsrate auswirken. Dazu zogen sie Daten von mehr als 20'000 HIV-Infizierten, eine Biobank mit
mehr als 1.5 Millionen Blutproben (HIV-Kohortenstudie) und ein mathematisches Modell heran.
20'000 Franken Kosten pro Infektion
Das Ergebnis der Studie: 15'000 HIV-Ansteckungen unter Drogenkonsumenten wurden verhindert. Und auch solche von Nicht-Drogenabhängigen. Roger Kouyos, der Leiter der Studie, erklärt: «Da früher die HIV-Epidemie von intravenös Drogenkonsumierenden kontinuierlich durch sexuelle Übertragung in die Gesamtbevölkerung hineingetragen wurde, verhinderten die Präventionsmassnahmen indirekt auch mehr als 2500 HIV-Infektionen bei Personen, die nicht intravenös Drogen konsumieren.»
Über 17'000 HIV-Patienten weniger also. Das macht sich in den Geldtöpfen unseres Gesundheitssystems bemerkbar. Setze man – konservativ gerechnet – 20'000 Franken Kosten pro Infektion an, «wurden somit in den letzten zehn Jahren vermutlich über 3,4 Milliarden Franken an Behandlungskosten eingespart», heisst es in einer Pressemitteilung zur Studie.