Die Schweiz erlebt ein Donnerwetter! Rund 13'450 Blitze erleuchteten im Mai den Himmel. Das sind fünf Mal mehr Blitze als im Mai-Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Auf die ersten fünf Monate dieses Jahres gerechnet schossen über vier Mal mehr Blitze aus dem Himmel als im Schnitt. Insgesamt sind das rund 15'000 Blitze. Dies ergibt eine Aufstellung von Meteo Schweiz.
«Explosive Gewittermischung»
Dass es derzeit so viel donnert und blitzt, liegt an einer «explosiven Gewittermischung», wie es Stephan Bader, Klimatologe bei Meteo Schweiz, nennt. Diese Mischung besteht zum Einen aus geringen Druckunterschieden, die die Atmosphäre über der Schweiz destabilisieren. «Ausserdem fliesst feuchtwarme Luft vom Mittelmeer zu uns», sagt Bader. Die letzte Zutat im Gewitter-Gemisch: warme Temperaturen. «Dann brodelt es so zu sagen: feuchtwarme Luft steigt auf und bildet fast täglich grossflächige Gewitterwolken.» Diese Lage werde wohl noch einige Tage andauern.
Tatsächlich ist die Spannung längst nicht raus aus der Luft: Am heutigen Freitag sollen nur Teile vom Tessin und dem Wallis von Gewittern verschont bleiben. Am morgigen Samstag haben wir dann Ruhe; Ruhe vor dem Sturm am Sonntag und Montag, wenn sich laut Wettervorhersage wieder Gewitter zusammenbrauen.
Gebäude und Stromleitungen von Blitzen getroffen
Die haben es in sich: In den ersten Juni-Tagen musste die Feuerwehr von Solothurn bis Schwyz Keller leerpumpen und umgestürzte Bäume beiseitewuchten. In der Nordwestschweiz schossen in der Nacht auf Dienstag keine Hagelchörnli auf die Erde: Es waren Hagelklumpen mit einem Durchmesser von bis zu vier Zentimetern..
Dabei kosten uns die Unwetter nicht nur den einen oder anderen Grill-Abend oder Ausflug in die Badi. Sondern auch richtig viel Geld. Allein Hagel und Sturzregen, mit denen eine Gewitterfront am vergangenen Mittwoch die Kantone Aargau, Zürich, Bern sowie die Ostschweiz überzog, verursachten dort Schäden in zweistelliger Millionenhöhe.
Doch nicht nur überflutete Keller und Hagelschäden sind teuer. Auch Blitze, welche Gebäude treffen oder in Stromleitungen einschlagen und durch die entstehende Überspannung Gebäude oder elektronische Einrichtungen beschädigen.
Bis Mai über zwei Millionen Franken Blitzschaden
Von Anfang Januar bis Ende Mai* dieses Jahres verbrannten Blitze fast 2,2 Millionen Franken. Das ist fast doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum!
Das zeigt eine Auswertung der Schadenszahlen der kantonalen Gebäudeversicherungen** und – in den sieben Kantonen ohne kantonale Versicherung – der vier grossen privaten Gebäudeversicherer Axa, Allianz, Mobiliar und Baloise.
Doch die Schadenssumme wird noch steigen, weil noch nicht alle Rechnungen bei den Versicherungen eingetroffen sind.
Die Schweizer Sonnenstube ist auch die Schweizer Gewitterstube
Dennoch sieht man bereits jetzt, in welchen Kantonen es in diesem Jahr besonders gechlöpft hat. Ganz vorne liegt das Tessin. Dort gingen bei den vier grossen privaten Gebäudeversicherern von Anfang Januar bis Ende Mai 485 Schadensmeldungen ein. Auf der Kostenseite stehen über 800'000 Franken. Die Schweizer Sonnenstube, sie ist auch eine Gewitterstube.
Auch in Zürich und Bern müssen die Versicherer wegen Blitzschäden tief in die Kasse greifen. Diese summieren sich im Kanton Zürich laut dortiger Gebäudeversicherung auf knapp 290'000 Franken, im Hauptstadtkanton richteten 80 Blitze über 250'000 Franken Schaden an. 60 davon schlugen laut Gebäudeversicherung Bern allein in der Unwetterwoche vom 21. bis 27. Mai ein. Ein Blitz verursachte hier im Schnitt 4133 Franken Schaden.
Ein Blitzschaden kostet im Schnitt 2400 Franken
Ganz anders etwa in Obwalden, wo ein einziger Blitz vorletzte Woche 10'000 Franken verbrannte. Die zehn Blitze, die in jener Zeit in Uri Schäden einschlugen, verursachten dagegen eine durchschnittliche Schadenssumme von 900 Franken.
In Graubünden rechnet man noch: Sechs Blitze zwischen dem 21. und 27. Mai haben zwischen 15'000 und 20'000 Franken gekostet. In jener Woche richteten im Aargau Blitze 25'000 Franken Schaden an – fast so viel, wie in den gesamten ersten fünf Monaten des letzten Jahres!
Doch nach den jetzigen Gewitterwochen ist kein Aufatmen angesagt. Wie eine Aufstellung von MeteoSchweiz zeigt, ist nämlich über die letzten zehn Jahre nicht etwa der Mai der Gewittermonat: Die meisten Blitze schiessen im Juli aus dem Himmel.
Im gesamten letzten Jahr richteten Blitze in der Schweiz insgesamt über 18.5 Millionen Franken Schaden an. Traf ein Blitz ein Haus, kostete das im Schnitt etwa 2400 Franken.
* Analyse-Zeitraum: 1.1.2018 – 28.5.2018
**Die kantonale Gebäudeversicherungen Zug hat sich bei BLICK nicht mit vollständigen Zahlen zurückgemeldet und konnte daher nur bedingt in die Analyse eingebunden werden.