BLICK: Herr Esteriore, 2007 rammten Sie aus Wut über einen BLICK-Artikel mit Ihrem Mercedes den Eingang des Ringier-Pressehauses. Wie blicken Sie darauf zurück?
Piero Esteriore: Hach. Muss das die erste Frage sein? Mir macht das noch immer zu schaffen. Es überschattet meine musikalischen Leistungen. Ich werde bloss auf die Sache reduziert.
War das der Tiefpunkt Ihrer Karriere?
Dieser Ausraster hat mir die Karriere versaut. Ich hatte schon vorher Schwierigkeiten, mich in der Schweiz zu etablieren. Im Ausland lief es besser. Nach dem Vorfall war die Schweiz für mich musikalisch wie ausradiert. Dabei ging es mir immer nur um die Schweiz, meine Heimat.
Sie wurden kaum mehr gebucht, Radios spielten Ihre Songs nicht mehr.
Das war wie eine Zensur. Ich kam seither kaum im Radio. Manchmal vielleicht auf SRF 1, aber nicht auf Radio Energy. Dort gespielt zu werden, ist schon fast ein Traum von mir.
Warum sind Sie so ausgerastet?
Es gibt dafür keine Entschuldigung. Aber ich war in einer depressiven Phase, nahm Medikamente. Mein Grossvater, bei dem ich aufgewachsen war, war zwei Monate zuvor gestorben, kurz bevor die neue CD erschien. Dann kam mein 30. Geburtstag, der gleichzeitig die Release-Party war und auch ein Abschied von meinem Grosspapi. Und da war dieser BLICK-Journalist, der einen Bericht schreiben wollte.
Er schrieb: «Was wirkt wie eine Mafia-Beerdigung, ist in Wirklichkeit die Geburtstagsfeier von Piero Esteriore».
Das war extrem beleidigend! Es hat mich so getroffen. Ich wusste, jetzt ist finito. Die CD kannst du vergessen, ich war komplett zerpflückt. Dabei war die Produktion teuer, sie dauerte eineinhalb Jahre. Als der Artikel erschien, riefen mich meine Investoren an und putzten mich runter. Sie sprangen ab! Dann bin ich ausgerastet und fuhr ins Ringier-Gebäude.
Sie hätten Leben gefährden können.
BLICK schrieb, ich sei mit Vollgas reingefahren. Das stimmt nicht! Ich wollte nur vor der Tür parkieren. Als ich ausstieg, hatte ich den Gang auf D statt auf P gelassen. Das Auto rollte im Standgas in die Tür! Ich habe das nie erzählt, es ist mir peinlich. Aber so steht es in den Polizeiakten. Darum wurde das Verfahren eingestellt.
Sie schmissen mit CDs um sich. Das wirkte wie ein PR-Stunt.
Das war nicht mal meine neue CD, sondern meine alte. Ich wollte ein Zeichen setzen, dass ich mich nicht so fertigmachen lasse.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie es versaut haben?
Als die Polizei mit Handschellen kam.
Sie gingen zum Psychologen. Wie half das?
Ich lernte, wo meine Grenzen sind. Ich gab oft zu viel von mir preis. Ich wirkte arrogant mit meinem Selbstvertrauen, dem Gel in den Haaren. Dabei wurde ich religiös erzogen nach dem Motto, tue deinem Nächsten nicht an, was du dir nicht selbst wünschst.
Was bereuen Sie?
Ich bereue alles. Und nichts. Ich habe Jahre gebraucht, um mich aus meiner Schuld zu kämpfen. Es gelang dank Familie, Freunden und Psychologen. Jetzt kann ich sagen, es ist okay, wie es ist. Ich schaue nach vorne.
Konnten Sie sich verzeihen?
Erst vor etwa zwei Jahren. Ich konnte ein neues Leben starten, ich habe drei Kinder, für die ich Verantwortung trage. Das Leben besteht nicht nur aus Erfolg und ob Radio Energy meine Lieder spielt. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal aus dem Loch finde. Aber jetzt bin ich gut unterwegs auf dem Weg zum Glück.
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