Undercover im Baselbiet
Geheime Ehrung für P-26-Veteranen

Auf Schloss Ebenrain wurden heute alte Mitglieder der umstrittenen geheimen Nachrichtenorganisation ausgezeichnet. Wer wollte, durfte sich mit seinem alten Decknamen ansprechen lassen.
Publiziert: 11.05.2015 um 22:50 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 15:05 Uhr
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1990:  Generalstabschef Arthur Liener (l.) inspiziert ein Waffendepot der P-26.
Foto: Sobli
Von Emanuel Gisi

Der Aufschrei war gross, als 1990 die P-26 aufflog. Von einer «Geheimarmee» wurde bald gesprochen, von einer «unkontrollierbaren Guerillatruppe». In den letzten Jahren ist es ruhiger geworden um die geheime Widerstandsorganisation, die bei ihrer Enttarnung rund 400 Mitglieder zählte und vom 2014 verstorbenen Basler Efrem Cattelan geführt wurde.

Blick.ch weiss: Gestern wurden auf Schloss Ebenrain in Sissach BL rund 25 noch lebende ehemaligen Mitglieder aus den Kantonen Basel-Land, Aargau und Basel-Stadt geehrt: Der Baselbieter Regierungspräsident Isaac Reber und die Regierungsräte Thomas Weber und Anton Lauber sowie der Aargauer Grossrats-Präsident Markus Dieth taten, was die anderen Deutschschweizer Kantone hinter verschlossenen Türen auf Anregung der Veteranenvereinigung «Club 717» bereits erledigt haben. Ehrungen in der Romandie und im Tessin sollen folgen.

Geheimhaltung wird auch 25 Jahre nach der Auflösung der letzten Widerstandsorganisation gross geschrieben. «Wer nur mit seinem Decknamen oder Vornamen angesprochen werden möchte», heisst es in der Einladung, «soll dies bei der Anmeldung sagen».

«Diesen Leuten wird seit 25 Jahren Unrecht getan»

Das habe seine guten Gründe, sagt Felix Nöthiger von der Militärhistorischen Stiftung Zürich, der sich für die Rehabilitation der alten Widerstandskämpfer einsetzt. «Diesen Leuten wird seit 25 Jahren Unrecht getan. Darum hat der Bundesrat 2009 entschieden, dass die Mitglieder ohne ihr Einverständnis nicht genannt werden dürfen.» Damals wurden die P-26-Mitglieder auch von der Schweigepflicht entbunden, der sie bis dahin unterlagen.

Von einer «Geheimarmee» oder einer «Guerillatruppe» könne bei der P-26 keine Rede sein, sagt der Historiker. «Das ist lächerlich, die Organisation hatte während 50 Jahren nie einen Kampfauftrag, die zuletzt 80 Zellen verfügten nie über Waffen, keine Pistole, keine Patrone, kein Gramm Sprengstoff.»

Nachrichtenorganisation für den Bundesrat im Exil

Die Aufgaben der P-26-Mitglieder hätten darin bestanden, im Fall einer Besetzung der Schweiz durch eine fremde Macht als Nachrichtenorganisation für den Bundesrat im Exil zu fungieren.

Nöthiger: «Sie hätten Bericht erstattet, was in der Schweiz passiert und gleichzeitig Botschaften der Regierung aus dem Exil an die Bevölkerung weitergegeben. Sie hätten von der Besatzungsmacht gesuchten Schweizern bei der Flucht geholfen, sie hätten Kriegsverbrechen dokumentiert. Und sie hätten heranrückende Truppen von Verbündeten auf Befehl des Exil-Bundesrates mit Sabotage-Aktionen unterstützt.»

Die Kritik an der P-26 ist darin begründet, dass für ihre Existenz keine Gesetzesgrundlage bestanden haben soll. Zudem wurde befürchtet, die Organisation könnte sich auch gegen unliebsame politische Kräfte im Innern wenden.

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