TV-Star Viola Tami erklärt ihre Ängste und Glücksgefühle
«Ich habe immer gerne meine Grenzen ausgetestet»

Die TV-Show «Ich schänke dir es Lied» rührt regelmässig Hunderttausende Zuschauer zu Tränen. Sie ebenfalls, sagt Moderatorin Viola Tami (35).
Publiziert: 02.04.2017 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:40 Uhr
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Freche Zürcher Moderatorin mit Spinnenphobie: Viola Tami.
Foto: Amanda Nikolic
Interview: Dominik Hug, Peter Padrutt

In der SRF-Show «Ich schänke dir es Lied» werden Menschen mit Liedern überrascht. Wen würden Sie am liebsten mit einem Song ehren?
Viola Tami: Da gibt es einige Menschen, die ich schon viele Jahre an meiner Seite habe. Alle hätten es verdient. Eine von ihnen ist sicherlich meine Mutter – eine tolle Frau! Liebevoll und stark. Ihr würde ich das Lied «Jede, jedi, jedes weiss» von Hardy Hepp schenken. Ein Kinderlied, das wir immer mal wie
der zu Hause gesungen haben.

In Ihrer Show wird sehr viel geweint. Kamen Ihnen selbst auch schon die Tränen?
Oh ja, wenn ich mir zur Vorbereitung zu Hause die Einspieler ansehe, fliessen tatsächlich auch bei mir manchmal Tränen. Ich bin schliesslich kein Kühlschrank.

Hand aufs Herz: Gibts in der Sendung nicht etwas viel Gefühlsduselei?
Überhaupt nicht. Wir geben Menschen die Möglichkeit, einer geliebten Person auf eine ganz spezielle Art und Weise Danke zu sagen. Wir zeigen echte Geschichten. Dass es dabei emotional zu- und hergeht und es auch zu Tränen kommen kann, ist natürlich und verständlich. Im Übrigen fliessen die Tränen nicht immer nur aus Leid, sondern ganz oft auch aus Freude.

Sie haben zwei Kinder, den zehnjährigen Niccolo und den achtjährigen Leandro. Dürfen sie «Ich schänke dir es Lied» schauen?
Aber sicher. Sie zappen jedoch meist zwischen der Sendung und den momentanen Eishockey-Playoffs hin und her. Ich denke, sie sind noch etwas zu jung für das Format. Für «The Voice of Switzerland» konnten sie sich damals mehr begeistern (lacht).

Wie lange dürfen Ihre Buben täglich vor dem TV-Apparat sitzen?
Fernsehen ist bei den Jungen heute nicht mehr das grosse Thema. Sie schauen lieber Youtube-Videos. Ich bin diesbezüglich eine eher strikte Mutter. Die You­tube-Welt ist unkontrollierbar. Mit einem Knopfdruck ist man plötzlich ganz woanders, wo man vielleicht gar nichts verloren hat. Als Eltern muss man da höllisch aufpassen. Man hat eine riesige Verantwortung.

Haben Sie Erziehungsgrund­sätze?
Respekt ist für mich das oberste Credo. Das hat mich schon mein Vater gelehrt. Wichtig ist auch, dass man Kinder Kinder sein lässt und sie ständig ermuntert, ihre Talente zu entdecken.

Was schauen Sie sich am liebsten an?
Da ich die einzige Frau im Haus bin, ist die Fernbedienung meistens nicht in meiner Hand. Bei uns daheim läuft praktisch immer Fussball – oder zurzeit eben auch Eishockey. Ein Wunder, steht nicht noch ein Tor in der Stube!

Welche Sendung meiden Sie?
Beim «Dschungelcamp» zappe ich weg. Mir wird schlecht, wenn ich anderen zuschauen muss, wie sie Tiergenitalien verspeisen. Ausserdem habe ich eine Spinnenphobie, welche die Sendung für mich alles andere als zu einem angenehmen Fernseherlebnis machen würde.

Ihr Mann Roman Kilchsperger ist ebenfalls TV-Moderator. Geben Sie sich gegenseitig Tipps?
Klar diskutieren wir über unseren Job. Es ist ein grosser Vorteil, wenn man einen Partner hat, der einem ungefiltert und ehrlich eine professionelle Meinung abgeben kann. Aber wenn wir in unseren 13 Jahren als Paar immer nur übers Fernsehen reden würden, hätten wir uns wohl längst nichts mehr zu sagen. Unsere grösste Challenge ist ohnehin, wer in der Handy-App Ruzzle die höhere Punktzahl erreicht (lacht).

Wie gehen Sie mit Kritik um?
Kritik gehört in diesem Job dazu. Auch wenn das nicht immer angenehm ist. Ich habe mir angeeignet, Kritik nicht zu sehr an mich heranzulassen – auch positive nicht. Glaubt man die guten Dinge, muss man auch die schlechten glauben.

Sie moderieren TV-Shows, spielen Theater, machen Radio … Haben Sie eigentlich auch Freizeit?
Habe ich Fussball schon erwähnt? Meistens haben die Jungs am Wochenende Turnier. Meine Freizeit verbringe ich mit meinen Kindern. Und das ist auch gut so. Ich wünsche es mir nicht anders. Sie sind mein ganzer Stolz und mein grösstes Glück. Will ich mal allein sein, gehe ich ins Yoga.

Wollten Sie schon als Kind bekannt werden?
Es gab eine Zeit, da wollte ich Tramchauffeurin werden. Doch der Wunsch hielt nicht lange. Moderatorin oder Schauspielerin kamen dann tatsächlich schnell mal in Frage. So richtig daran geglaubt habe ich aber nicht. Und plötzlich hat sich alles wie von selbst ergeben. Es ist noch heute für mich sehr speziell, dass ich die Leute vor dem Fernseher in einer Samstagabend-Sendung begrüssen darf.

Stimmt es, dass sie als Teenager in Zürich-Schwamendingen ziemlich wild waren?
Ich habe immer gerne meine Grenzen ausgetestet, mich mitunter auch mit den Lehrern angelegt. In der Oberstufe wurden mein Vater und meine Mutter ein paar Mal zum Elterngespräch eingeladen. Aber wenn ich meine Eskapaden mit jenen gewisser Teenager von heute vergleiche, wirken sie doch ziemlich unschuldig. Ausserdem bin ich von Natur aus ein eher ängstlicher Mensch. Das hat mich auch immer geschützt.

Welche Träume haben Sie?
Ich bin keine Träumerin. Ich lebe im Moment. Wer weiss schon, was morgen ist. Hauptsache, heute ist ein guter Tag. Danach lebe ich.

Sie wirken so aufgestellt. Was macht Sie nachdenklich?
Oh weh, da gibt es viele Dinge! Die Welt ist voller Leid, Ungerechtigkeit und Korruption. Man muss nur mal die Flüchtlingssituation betrachten oder die Hungersnot in Somalia. Am schlimmsten finde ich, dass man so machtlos ist. In der Schweiz macht mich die anhaltende Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen wütend.

Wird Viola Tami mit 50 Jahren noch vor einer Kamera stehen?
Wer weiss? Ich denke nicht an die Zukunft. Ob ich dann noch vor der Kamera stehe, ist für mich absolut nicht relevant. Ich will einfach nur zufrieden sein. Auf welche Art, ist eigentlich egal.

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