Der Schokoladenhersteller Camille Bloch sieht sich auf Kurs. Und das, trotz des Anstiegs der Kakaopreise und der Stagnation des Konsums.
«Ich mache mir keine Sorgen um die Zukunft der Schokolade. Der Mensch ist so gemacht, dass er immer Appetit auf Süsses hat», sagte die Kommunikationsbeauftragte des Unternehmens, Jessica Herschkowitz, bei einem Besuch von Keystone-SDA im Produktionszentrum in Courtelary BE.
Kakaopreise explodiert
In den vergangenen Wochen wandten sich viele internationale und nationale Medien an Schweizer Schokoladenhersteller, weil sie wissen wollten, wie sie auf den Anstieg des Kakaopreises reagieren. Denn dieser hatte sich seit Jahresbeginn verdoppelt.
Neben den hohen Rohstoffpreisen von Kakao, aber auch von Zucker und Milchpulver, bereitet sich Camille Bloch auf zwei neue Herausforderungen vor. Erstens die voraussichtliche Verknappung der Kakaoproduktion in den kommenden Jahren aufgrund des Klimawandels und neuer Produktionsmethoden. Zweitere ist bedingt durch die jüngsten EU-Rechtsvorschriften, die es den Herstellern verbieten, Bohnen von nach 2020 gerodeten Flächen zu verwenden.
Camille Bloch ist wie alle anderen Exporteure mehr denn je verpflichtet, eine lückenlose Rückverfolgbarkeit seiner Rohstoffe zu gewährleisten. Für diese verwendet das Unternehmen aber kein Label: «Unsere Schokolade – deren Kakao aus Peru stammt – ist nicht zertifiziert, weil wir unsere Verantwortung nicht an ein Zertifikat delegieren wollen. Wir ziehen es vor, die Garantie für die Qualität unserer Produkte selbst zu übernehmen», so Herschkowitz.
Erholung geglückt
Vorerst freut sich Camille Bloch, dass das Unternehmen sein Umsatzniveau wieder auf das Niveau vor der Covid-Pandemie steigern konnte. Die Pandemie führte zu einem Umsatzrückgang von rund 15 Prozent, nun stieg der Jahresumsatz wieder auf rund 60 Millionen Franken.
Der Marktanteil des Unternehmens in der Schweiz blieb stabil bei 4,8 Prozent, hinter Migros, Coop, Frey und Halba. Ebenfalls stabil blieb die Anzahl der Mitarbeitenden (180).
Camille Bloch weiss um seine Position. «Wir pflegen unsere Wurzeln und unsere Werte, und wir fühlen uns unserer Unabhängigkeit verpflichtet», sagte Direktor Daniel Bloch (55) jüngst einem CNN-Reporter.
Das Besucherzentrum, das der Chocolatier 2017 in Courtelary neben der Fabrik eröffnete, ermöglicht es dem Unternehmen, den Kontakt mit der Kundschaft zu pflegen und ihren Puls zu spüren.
Im vergangenen Jahr besuchten 72'440 Personen das Zentrum. Camille Bloch konnte viel über den Geschmack und die Vorlieben seines Publikums lernen. Dieses ist äusserst beständig und hält an sicheren Werten fest: Das Produkt, das am besten funktioniert, bleibt das klassische Ragusa, vor der dunklen Variante und dem karamellisierten Blond, das 2013 auf den Markt kam.
Angesichts der steigenden Rohstoffpreise hat Camille Bloch versucht, eine Preiserhöhung seiner Produkte so lange wie möglich hinauszuzögern, muss sich aber – wie die anderen Hersteller – jetzt damit auseinandersetzen.
Nachhaltige Projekte im Gang
Derweil setzt Camille Bloch sein Projekt zum Anbau von Haselnüssen in Georgien fort, obwohl es aufgrund von Naturkatastrophen zu Verzögerungen gekommen ist. Die von dem Unternehmen bevorzugte Anbaumethode erwies sich als ungeeignet für die besonderen Bedingungen der 650 Hektar Land, die das Unternehmen im Kaukasusland erworben hatte.
Der Schokoladenhersteller startete sein Georgien-Projekt mit dem Ziel, seine Abhängigkeit von der Türkei, dem Hauptproduzenten von Haselnüssen, zu verringern und das Produkt selbst anbauen zu können. So soll sichergestellt werden, dass die Ragusa-Haselnüsse den gewünschten Qualitätskriterien so gut wie möglich entsprechen. «Wir hatten einige Probleme aufgrund der Launen der Natur, aber wir setzen das Projekt fort», sagte die Kommunikationsbeauftragte Jessica Herschkowitz.
Mit neuen Angeboten wie einem von einer Fastfoodkette vertriebenes Ragusa-Eis oder einem Ragusa-Donut will der Chocolatier ein neues, jüngeres Publikum ansprechen. (SDA/kae)