SRF-Direktor Ruedi Matter (62)
«Was das Publikum will, will man ihm wegnehmen»

2016 wird für SRF-Direktor Ruedi Matter (62) kein Schleck: Er kämpft gegen sinkende Zuschauerzahlen, und auch politisch drohen ihm mit der «No Billag»-Initiative stürmische Zeiten. Matter erklärt, mit welchen Sendungen er sich positionieren will.
Publiziert: 20.01.2016 um 18:53 Uhr
|
Aktualisiert: 10.09.2018 um 13:59 Uhr
1/2
Matter erklärt, mit welchen Sendungen er sich positionieren will.
Foto: Blick
Silvana Guanziroli

Herr Matter, 2016 bringen Sie einige neue Formate. Auf welche freuen Sie sich am meisten?
Im Frühling starten wir mit drei Comedy-Formaten am späten Freitagabend. 'Müslüm TV', 'Head Hunter' und 'Deville'. Darauf bin ich sehr gespannt. Die Sendungen sind frisch und mit jeweils vier Folgen bis im Sommer eingeplant. Danach werden wir die Formate neu beurteilen. Zudem freue ich mich sehr auf den Themenschwerpunkt Gotthard. Im Sommer werden wir die offizielle Eröffnung live begleiten und in 'Schweiz aktuell' zeigen, wie das Alpenhindernis Gotthard in früheren Jahrhunderten bezwungen wurde. Und im Dezember gibt es grosses Kino auf SRF 1: den Zweiteiler 'Gotthard', der die Geschichte von drei jungen Menschen vor dem Hintergrund des Baus des Eisenbahntunnels im 19. Jahrhundert erzählt. Ich habe schon einige Aufnahmen gesehen, packend, emotional.

Dafür verlieren Sie die Sendung «Giacobbo/Müller». Sie haben sich immer als grosser Fan der beiden Komiker bezeichnet.
Zuallererst ich bedauere es persönlich sehr, dass Viktor und Mike aufhören wollen. Aber ich habe Verständnis dafür, dass sie nach acht Jahren nicht mehr die Belastung haben wollten, Woche für Woche liefern zu müssen. Ich bin zuversichtlich, dass Mike und vielleicht irgendwann auch Viktor wieder bei uns zu sehen sein werden.

Damit bricht Ihnen aber der Quotengarant am Sonntagabend weg. Was bringen Sie künftig auf diesem Sendeplatz?
Eine einzelne Sendung, die 30 Mal pro Jahr kommt, wirkt sich kaum auf die gesamte SRF-Quote aus. Aber es ist richtig, wir müssen ein Programm finden, das auf diesen Sendeplatz passt. Wir haben natürlich schon mehrere Ideen, aber es ist noch nichts spruchreif.

Auch Ihr Polit-Flagschiff, die «Arena», leidet unter dem Quotenschwund.
Selbstverständlich prüfen wir jede Sendung, auch die Arena, immer wieder auf ihre Qualität. Und Zuschauerzahlen spielen dabei eine Rolle. Die Sendung hat ein bis zwei Prozentpunkte verloren. 2015 war ein Wahljahr, und entgegen der Annahme, dass dann das Interesse an Politsendungen steigt, ist es für die 'Arena' in dieser Zeit immer besonders schwer. Das Publikum interessiert sich einfach nicht in dem Ausmass für Wahlen, wie man meinen könnte. Seit Jonas Projer verantwortlich ist, gibt es zu jeder Abstimmungs-Vorlage eine Ausgabe. Wir sind der Meinung, dass eine Initiative, die  100’000 Menschen unterschrieben haben, eine 'Arena' verdient. Wir sind mit dem Format zufrieden und wollen es in nächster Zeit auch nicht ändern.

«Netflix hat unsere Erfolgsserie 'Der Bestatter' in allen verfügbaren Sprachen gekauft, darauf sind wir sehr stolz»
Foto: SRF

Was löst Netflix bei Ihnen aus?
Erst mal Freude. Denn Netflix hat unsere Erfolgsserie 'Der Bestatter' in allen verfügbaren Sprachen gekauft, darauf sind wir sehr stolz. Netflix bietet aber vor allem internationale Filme und Serien. Wir setzen dagegen auf eigenproduzierte Schweizer Inhalte, sei es in der 'Tagesschau', bei 'SRF bi de Lüt' aber auch in 'Die grössten Schweizer Talente'. Mit Schweizer Inhalten sind wir beim Schweizer Publikum erfolgreich.

Die «No Billag»-Initiative ist zustande gekommen. Jetzt werden die Gebühren wieder massiv diskutiert. Machen Sie sich Sorgen?
Jetzt kommt die Initiative, die in der Schweiz grosse TV- und Radio-Angebote beerdigen will. Alles, was das grosse Publikum – und das sind 2,4 Millionen Zuschauer jeden Tag – schätzt, will man ihm wegnehmen. Die 'Tagesschau', die Kultursendungen, 'SRF bi de Lüt' und auch die Radiosendungen sind in unserem kleinen Land nur dank der Gebühren möglich. Ich glaube nicht, dass sich am Schluss die Schweizerinnen und Schweizer gegen ihr Radio und Fernsehen entscheiden werden.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?