Die ersten der 629 vor einer Woche von Italien und Malta abgewiesenen Flüchtlinge des Rettungsschiffes «Aquarius» sind in Spanien eingetroffen. Das Schiff der italienischen Küstenwache «Dattilo» fuhr am frühen Sonntagmorgen mit 274 Flüchtlingen an Bord in den Hafen der ostspanischen Stadt Valencia ein.
Die Migranten sollen zunächst auf dem Schiff einer ersten ärztlichen Untersuchung unterzogen werden, bevor sie an Land gehen, wie ein Sprecher der Regionalregierung bestätigte. Die Flüchtlinge waren vor der Überfahrt nach Spanien auf drei Schiffe verteilt worden.
Spaniens Sozialisten zur Aufnahme bereit
Die Migranten waren am vergangenen Wochenende aus Seenot gerettet worden. Nachdem Italien und auch Malta der «Aquarius» die Einfahrt verweigert hatten, erklärte sich die neue sozialistische Regierung Spaniens zur Aufnahme bereit. Bei der mehr als 1500 Kilometer langen Überfahrt nach Valencia hatten die Schiffe zum Teil mit meterhohen Wellen zu kämpfen.
Die drei Schiffe sollen den amtlichen Angaben zufolge nacheinander in Abständen von rund drei Stunden anlegen, um eine bessere Betreuung sicherzustellen. Die «Aquarius» mit 106 Migranten an Bord sollte zwischen neun und zehn Uhr in den Hafen einfahren.
Jeden Fall einzeln prüfen
Die Migranten werden zunächst von knapp 300 Angehörigen des spanischen Roten Kreuzes empfangen und betreut. An der Empfangsoperation nehmen insgesamt rund 2300 Menschen teil. Unter den Migranten sind 123 Minderjährige und mindestens sieben schwangere Frauen.
Spanien will die Geretteten wie alle anderen Migranten behandeln. «Sie werden so behandelt werden, wie alle Flüchtlinge, die bei uns etwa auf Booten eintreffen», erklärte Innenminister Fernando Grande-Marlaska. Jeder Fall werde einzeln geprüft. (SDA)
Mehr als eine Woche ist vergangen, seit die Aquarius 629 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettete. Noch immer sind die Menschen auf dem Schiff, darunter Kranke, Schwangere und Kinder – auf hoher See. Der Grund ist ein Entscheid des italienischen Innenministers Matteo Salvini. Er verwehrte dem Rettungsschiff Anfang der Woche, einen italienischen Hafen anzulaufen. Erst gegen Sonntagmittag wird die Aquarius deshalb vor Anker gehen: in Valencia. Spanien hat sich bereit erklärt, die Flüchtlinge aufzunehmen.
Das Gezänk darüber, wie mit ihnen umzugehen ist, wie Flüchtlinge gerecht auf die Mitgliedsländer verteilt werden, spaltet die EU. In Deutschland könnte der Asylstreit die Koalition zerreissen. Simonetta Sommaruga ist «tief besorgt» über die Entwicklung rund um die Aquarius. «Es darf nicht sein, dass Menschen in Not zum Spielball von Spannungen zwischen einzelnen Nationen werden», erklärt die Bundesrätin gegenüber SonntagsBlick. Sie stand deshalb in Kontakt mit Dimitris Avramopoulos, dem EU-Kommissar für Migration: «Ich habe ihm in Erinnerung gerufen, wie wichtig eine Reform der gemeinsamen Asylpolitik im Rahmen von Dublin ist.»
Die Weigerung Italiens, Flüchtlinge vom Schiff einer Hilfsorganisation aufzunehmen, wird kein Einzelfall bleiben. Auf Facebook schrieb Innenminister Salvini gestern, dass er der Seefuchs und der Lifeline keine Erlaubnis geben werde, einen Hafen anzusteuern. «Diese Leute sollten wissen, dass Italien diesem illegalen Einwanderungsgeschäft nicht länger Beihilfe leisten will, also werden sie sich andere, nicht-italienische Häfen zum Ansteuern suchen müssen», schreibt er.
Der Rechtspopulist Salvini hält Rettungsorganisatoren für «Schlepperbanden», die sich vor der Küste Libyens positionierten, Menschen aus seeuntüchtigen Schiffen aufnähmen und sie nach Europa chauffierten.
Auch Fabio Zgraggen (32) wäre nach Salvinis Definition ein Schlepper. Der Appenzeller Pilot hat mit Freunden die Humanitarian Pilots Initiative gegründet. Seit drei Jahren ist er an Rettungen im Mittelmeer beteiligt. Sichten die Piloten Flüchtlingsboote, geben sie die Koordinaten an Rettungsschiffe durch. Ohne Umschweife sagt Zgraggen: «Die Situation im Mittelmeer ist zurzeit desaströs.»
Seit zwei Wochen habe er da draussen so viele Flüchtlinge gesehen wie schon lange nicht mehr. Zwar kreuze auch die italienische Küstenwache im Mittelmeer und leiste einen wichtigen Teil der Arbeit. «Zurzeit aber sind extrem wenige Rettungsschiffe unterwegs.» Die Situation werde dadurch verschärft, dass die Aquarius nun nach Spanien fahren müsse, weil ihr kein Zugang zu einem italienischen Hafen gewährt wurde. Denn das bedeute, dass auch dieses Schiff eineinhalb Wochen nicht vor Ort ist, niemanden retten kann.
Zraggen weiss, wohin das führt. Zu oft musste er es aus dem Cockpit seiner Maschine mitansehen: Menschen treiben auf untergehenden Booten in den Wellen. Zwar könnten er und sein Team dann die Koordinaten der Ertrinkenden durchgeben. Doch nicht immer seien Rettungsschiffe in der Nähe, und auch sonst niemand, der helfen kann.
Allein in diesem Jahr ertranken bereits 800 Flüchtlinge bei dem Versuch, übers Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Zgraggen: «Mir fällt es schwer zu verstehen, warum Menschen sterben müssen, einzig weil der politische Wille fehlt. Denn die Mittel für die Rettung wären vorhanden.»
Doch warum sind er und sein Team überhaupt ehrenamtlich über dem Mittelmeer unterwegs? Vor drei Jahren wurde Zgraggens bester Freund Vater – und er Götti eines Jungen. Die beiden lasen von den vielen Ertrunkenen und fragten sich, was sie dem Kleinen einmal antworten würden, wenn er fragt, was sie getan hätten damals – als Tausende im Mittelmeer starben. «Das war der Auslöser», sagt Zgraggen. Denn mit dem Privileg, in einem Land wie der Schweiz geboren worden zu sein, sei auch eine Verantwortung verknüpft. Also machten sie sich auf den Weg.
Mehr als eine Woche ist vergangen, seit die Aquarius 629 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettete. Noch immer sind die Menschen auf dem Schiff, darunter Kranke, Schwangere und Kinder – auf hoher See. Der Grund ist ein Entscheid des italienischen Innenministers Matteo Salvini. Er verwehrte dem Rettungsschiff Anfang der Woche, einen italienischen Hafen anzulaufen. Erst gegen Sonntagmittag wird die Aquarius deshalb vor Anker gehen: in Valencia. Spanien hat sich bereit erklärt, die Flüchtlinge aufzunehmen.
Das Gezänk darüber, wie mit ihnen umzugehen ist, wie Flüchtlinge gerecht auf die Mitgliedsländer verteilt werden, spaltet die EU. In Deutschland könnte der Asylstreit die Koalition zerreissen. Simonetta Sommaruga ist «tief besorgt» über die Entwicklung rund um die Aquarius. «Es darf nicht sein, dass Menschen in Not zum Spielball von Spannungen zwischen einzelnen Nationen werden», erklärt die Bundesrätin gegenüber SonntagsBlick. Sie stand deshalb in Kontakt mit Dimitris Avramopoulos, dem EU-Kommissar für Migration: «Ich habe ihm in Erinnerung gerufen, wie wichtig eine Reform der gemeinsamen Asylpolitik im Rahmen von Dublin ist.»
Die Weigerung Italiens, Flüchtlinge vom Schiff einer Hilfsorganisation aufzunehmen, wird kein Einzelfall bleiben. Auf Facebook schrieb Innenminister Salvini gestern, dass er der Seefuchs und der Lifeline keine Erlaubnis geben werde, einen Hafen anzusteuern. «Diese Leute sollten wissen, dass Italien diesem illegalen Einwanderungsgeschäft nicht länger Beihilfe leisten will, also werden sie sich andere, nicht-italienische Häfen zum Ansteuern suchen müssen», schreibt er.
Der Rechtspopulist Salvini hält Rettungsorganisatoren für «Schlepperbanden», die sich vor der Küste Libyens positionierten, Menschen aus seeuntüchtigen Schiffen aufnähmen und sie nach Europa chauffierten.
Auch Fabio Zgraggen (32) wäre nach Salvinis Definition ein Schlepper. Der Appenzeller Pilot hat mit Freunden die Humanitarian Pilots Initiative gegründet. Seit drei Jahren ist er an Rettungen im Mittelmeer beteiligt. Sichten die Piloten Flüchtlingsboote, geben sie die Koordinaten an Rettungsschiffe durch. Ohne Umschweife sagt Zgraggen: «Die Situation im Mittelmeer ist zurzeit desaströs.»
Seit zwei Wochen habe er da draussen so viele Flüchtlinge gesehen wie schon lange nicht mehr. Zwar kreuze auch die italienische Küstenwache im Mittelmeer und leiste einen wichtigen Teil der Arbeit. «Zurzeit aber sind extrem wenige Rettungsschiffe unterwegs.» Die Situation werde dadurch verschärft, dass die Aquarius nun nach Spanien fahren müsse, weil ihr kein Zugang zu einem italienischen Hafen gewährt wurde. Denn das bedeute, dass auch dieses Schiff eineinhalb Wochen nicht vor Ort ist, niemanden retten kann.
Zraggen weiss, wohin das führt. Zu oft musste er es aus dem Cockpit seiner Maschine mitansehen: Menschen treiben auf untergehenden Booten in den Wellen. Zwar könnten er und sein Team dann die Koordinaten der Ertrinkenden durchgeben. Doch nicht immer seien Rettungsschiffe in der Nähe, und auch sonst niemand, der helfen kann.
Allein in diesem Jahr ertranken bereits 800 Flüchtlinge bei dem Versuch, übers Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Zgraggen: «Mir fällt es schwer zu verstehen, warum Menschen sterben müssen, einzig weil der politische Wille fehlt. Denn die Mittel für die Rettung wären vorhanden.»
Doch warum sind er und sein Team überhaupt ehrenamtlich über dem Mittelmeer unterwegs? Vor drei Jahren wurde Zgraggens bester Freund Vater – und er Götti eines Jungen. Die beiden lasen von den vielen Ertrunkenen und fragten sich, was sie dem Kleinen einmal antworten würden, wenn er fragt, was sie getan hätten damals – als Tausende im Mittelmeer starben. «Das war der Auslöser», sagt Zgraggen. Denn mit dem Privileg, in einem Land wie der Schweiz geboren worden zu sein, sei auch eine Verantwortung verknüpft. Also machten sie sich auf den Weg.