Konsum und Absatz gehen zurück
Frankreichs Winzer stecken in der Klemme

Frankreichs Winzerinnen und Winzer stecken trotz einer überdurchschnittlich guten Weinlese im vergangenen Jahr in der Klemme. Denn zu einem rückläufigen Absatz im In- und Ausland kommen sinkende Erzeugerpreise.
Publiziert: 30.03.2024 um 06:08 Uhr
|
Aktualisiert: 30.03.2024 um 13:05 Uhr
Die Französinnen und Franzosen trinken immer weniger Wein und greifen laut Agrarministerium zu anderen alkoholischen Getränken, insbesondere Bier.
Foto: GUILLAUME HORCAJUELO

Gründe dafür sind die Inflation und dass die Franzosen weniger Wein trinken, wie das Agrarministerium in Paris in seiner jüngsten Marktanalyse am Samstag mitteilte.

Zwischen August und Dezember 2023 sank der Export herkunftsgeschützter Weine demnach um sieben Prozent im Volumen und um fünf Prozent im Handelswert. Der Export übriger Weine ging sogar um 16 beziehungsweise 11 Prozent zurück. Die Menge an exportiertem Cognac sank um 18 Prozent und die an Champagner um 17 Prozent.

Die Erzeugerpreise von Frankreichs Winzerinnen und Winzern sanken zwischen August und Dezember 2023 nach den Daten des Ministeriums im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent und im Vergleich zu den fünf vorangegangenen Jahren um 9 Prozent. Lediglich die Erzeugerpreise für Champagner konnten um 10 Prozent zulegen.

Wandelnder Lebensstil mit weniger traditionellen Mahlzeiten

Die Inflation habe zum Rückgang der Exporte beigetragen und sich auch negativ auf den Weinabsatz im Inland ausgewirkt, erklärte das Ministerium. Der Verkauf von Wein im Einzelhandel sei in Frankreich 2023 um 4 Prozent zurückgegangen nach einem genauso hohen Rückgang bereits 2022. Rotweine seien mit einem minus von 9 Prozent stärker betroffen als Weisswein (minus 4 Prozent) und Rosé (minus 2 Prozent).

In Frankreich kommt zu den Auswirkungen der Inflation ein langfristiger Trend, der dem Weinland zunehmend zu schaffen macht: Die Französinnen und Franzosen trinken immer weniger Wein und greifen, wie aus der Analyse des Ministeriums hervorgeht, zu anderen alkoholischen Getränken, insbesondere Bier. Gründe hierfür sind ein sich wandelnder Lebensstil mit weniger traditionellen Mahlzeiten in grosser Runde, mehr Single-Haushalten, wobei Wein eher in Gesellschaft getrunken wird, sowie der Umstand, dass die Kultur des Weintrinkens in Familien nicht mehr automatisch weitergegeben wird, wie der Branchenverband Vin & Société ermittelte.

Empörung wegen Supermarktkette Carrefour

In der traditionellen Weinbauregion rund um Bordeaux reagierte die Regierung bereits mit Rodungsprämien für das Stilllegen von Anbauflächen auf die Überproduktion von Wein und die Absatzprobleme für den wohl bekanntesten der französischen Rotweine. 

Für Empörung in der Branche sorgte da vor einigen Tagen das Angebot der Supermarktkette Carrefour, die einen guten Bordeaux beim Kauf von mehreren Flaschen zum Stückpreis von 1,66 Euro ins Angebot nahm. Winzerinnen und Winzer beklagten einen erneuten Tiefpunkt in einer Rabattschlacht bei Wein, nachdem sie kurz zuvor noch gegen ein Rotweinangebot bei Lidl für 1,89 Euro die Flasche protestiert hatten. Der Vermarkter des entsprechenden Bordeaux sprach von einer Werbeaktion auf eigene Kosten, die keine negativen Auswirkungen auf die Einnahmen der Winzer habe.

Dabei hätte die Weinlese 2023 Frankreichs Weinbranche eigentlich Grund zur Freude geben sollen. Mit 48 Millionen Hektolitern war diese 4 Prozent höher als im Vorjahr ausgefallen und 8 Prozent höher als der Durchschnitt der Jahre 2018–2022. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?