Geld soll in Firmen statt in den Konsum fliessen
Schweiz-Bosnier wollen ihrer Heimat helfen

Rund 60'000 Bosnischstämmige leben in der Schweiz. Und sie schicken jährlich mehrere Millionen an die Verwandtschaft auf dem Balkan. Nun sollen bosnische und auch Schweizer Firmen ein Stück vom Kuchen abbekommen.
Publiziert: 13.11.2017 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:08 Uhr
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Edin Dacic (49) will, dass Geld der bosnischen Diaspora in der Schweiz künftig in die Wirtschaft fliesst – und nicht auf Privatkonten auf dem Balkan landet.
Foto: ANJA WURM
Vinzenz Greiner

Die Schweiz ist der Balkan Westeuropas. Rund 60'000 Menschen mit bosnischen Wurzeln leben bei uns. Viele schicken Geld zu Verwandten. Rund 73 Millionen Dollar flossen laut Schätzungen der Weltbank 2012 aus der Schweiz nach Bosnien und Herzegowina – dreieinhalb Mal so viel wie das Jahresbudget aller in Bosnien engagierten Schweizer Firmen zusammen.

«Ich kenne keinen Bosnier, der kein Geld nach Bosnien schickt», sagt Edin Dacic (49), der mit fünf Jahren in die Schweiz kam. Er ist Vorstandsmitglied der Plattform i-dijaspora. Die ging vor zwei Jahren mit der Unterstützung von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) online.

Die Plattform soll Anreize für die bosnische Diaspora in der Schweiz schaffen, Geld nicht einfach an Verwandte zu schicken, sondern es zu investieren. Der Geldstrom soll von Privatkonten in die Wirtschaft umgeleitet werden.

Bisher wenig Handel mit Bosnien

Sabina Heljic (38) arbeitet schon seit drei Jahren mit Schweizer Firmen zusammen.
Foto: Anja Wurm

Letzten Freitag richtete i-dijaspora gemeinsam mit anderen Organisationen ein Business Forum aus. 16 bosnische und zehn Schweizer Firmen aus dem Bereich der Bau- und Möbelindustrie trafen sich in Zürich. Darunter KMU, aber auch grosse Namen wie Hornbach. Oder die Firma Möbel Pfister, die Einkäufer Lars Erler (49) zum Forum schickte.

Pfister kauft seit Jahren in Bosnien ein. «Pfister ist immer an Kooperationen mit Regionen interessiert, die gewisse Fertigkeiten und Kompetenzen besitzen», so ein Konzernsprecher.

Tatsächlich ist Bosnien in der Branche bekannt für hochqualitatives Holz und eine lange Tradition im Möbelbau. Sabina Heljic (38) freut sich, dass sie diese Fertigkeiten in Zürich präsentieren kann. Sie ist CEO von Krivaja Homes, die etwa Fertighäuser herstellt. «Seit drei Jahren sind wir in der Schweiz aktiv», sagt sie.

«Tolle Beispiele schaffen»

Lars Erler (49), Einkäufer von Möbel Pfister. Das Unternehmen prüft den Ausbau von Kooperationen mit bosnischen Firmen.
Foto: Anja Wurm

Dacic hofft, dass auf dem Business Forum Kontakte geknüpft werden. «So können wir tolle Beispiele schaffen.» Die sollen dann den Bosniern in der Schweiz zeigen, was sie mit ihrem Geld machten könnten anstatt es gen Südosten zu schicken.

Der Krieg bei den Nachbarn

Vor 25 Jahren brach mit der Unabhängigkeitserklärung von Bosnien und Herzegowina ein Bürgerkrieg aus, der in vier Jahren über 100'000 Todesopfer forderte.

Mit dem Abkommen von Dayton im November 1995 endete der Krieg mit der Gründung eines föderativen Staates mit zehn Kantonen. 1,2 Millionen Einwohner zählt die Republika Srpska, mit Banja Luka als Hauptort.

In Bosnien und Herzegowina mit der Hauptstadt Sarajevo leben 2,2 Millionen Menschen.

Vor 25 Jahren brach mit der Unabhängigkeitserklärung von Bosnien und Herzegowina ein Bürgerkrieg aus, der in vier Jahren über 100'000 Todesopfer forderte.

Mit dem Abkommen von Dayton im November 1995 endete der Krieg mit der Gründung eines föderativen Staates mit zehn Kantonen. 1,2 Millionen Einwohner zählt die Republika Srpska, mit Banja Luka als Hauptort.

In Bosnien und Herzegowina mit der Hauptstadt Sarajevo leben 2,2 Millionen Menschen.

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