Der Abstimmungskampf zur Biodiversitäts-Initiative ist in vollem Gange. An Podien und Diskussionen treffe ich auf Bauernvertreter, die gegen die Initiative sind.
Der Grund wird mir in den Diskussionen nicht immer klar. Zwar setzen sich viele Bäuerinnen und Bauern für diese Initiative ein, aber der nationale Verband nicht.
Ebenfalls anzumerken ist, dass ich bis jetzt auf keine Vertretung des Tourismus getroffen bin, die die Initiative ablehnt. Das ist verständlich, sind doch genau die Umwelt und die Landschaft in der Schweiz der grosse Tourismusmagnet.
Wichtig ist, zu betonen, dass wir im Parlament einen Gegenvorschlag erarbeitet hatten – auch der Bundesrat war dafür –, doch hat die Mehrheit des Parlaments, allen voran der Ständerat, ihn abgelehnt. Wir nahmen einen zweiten Anlauf, der die Landwirtschaft ausnimmt. Also klarer Fokus auf Biodiversität in den Städten und Agglomerationen. Auch das wurde von Bauernvertretern im Parlament bekämpft. Warum?
Nun geht es rein um die Initiative, die Biodiversität in der Verfassung zu verankern.
Jetzt höre ich das Argument des Flächenverlusts, wenn die Initiative angenommen würde. Auf meine Frage, ob dieses Argument denn beim Autobahnausbau nicht zähle, kommt keine Antwort. Diese Abstimmung folgt im November, und es würde Kulturland versiegelt und asphaltiert – schlimmer für die Biodiversität geht nicht.
Nun startete das Nein-Komitee mit Plakaten, die von 30 Prozent Biodiversitätsfläche sprechen. Fakt ist: Es ist internationales Übereinkommen, weltweit 30 Prozent der Fläche unserer Lebensgrundlage zu schützen. In der Initiative wird keine einzige Zahl genannt, es würde die Biodiversität aber endlich in der Verfassung verankert. Dort existiert sie bis heute nämlich nicht – zum Vergleich: Der Verkehr wird fast 100-mal genannt, Strassen 120-mal.
Die Biodiversitäts-Initiative ist eine moderate Initiative. Es ist bei diesem überlebenswichtigen Thema weder angebracht, mit falschen Behauptungen zu hantieren, noch die wissenschaftliche Faktenlage zu ignorieren. Für saubere Flüsse, atembare Luft, gesunden Boden und die schöne Schweizer Landschaft.
* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt jeden zweiten Sonntag für uns – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer.