Er war der erste richtige Schweizer «Tatort»-Kommissar, doch das SRF scheint ihn heute vergessen zu haben: Der Schauspieler Andrea Zogg (59) spielte nach dem Kurzeinsatz von Mathias Gnädinger (†74) in drei Folgen den Kommissar Reto Carlucci. Sein Markenzeichen war die dunkle Lederjacke.
Für ihn bedeuteten seine drei «Tatort»-Krimis Anfang der Neunzigerjahre den eigentlichen Durchbruch als Schauspieler. «Ich hatte damals knapp sechs Drehtage Filmerfahrung». erinnert sich Zogg. Das war im Film «Jürg Jenatsch» des Regisseurs Daniel Schmid (†65) im Jahr 1987, in dem Zogg in einer kleinen Rolle zu sehen war. An der Seite von Carole Bouquet (60), dem Bond-Girl in «For Your Eyes Only», feierte die Bündner Frohnatur sein Filmdebüt. «Wir wurden vom Drehort immer im selben Taxi abgeholt, doch sie hat nie auch nur ein einziges Wort mit mir gesprochen», erinnert er sich an die Drehtage mit dem französischen Filmstar.
«Ich liebe klassische Musik»
Bis heute wird Andrea Zogg vor allem von älteren Zuschauern auf seine «Tatort»-Kommissar-Rolle angesprochen, selten auch auf die Rolle des Luzerner Kripo-Chefs Ernst Schmidinger (bis 2013). Beim SRF ist er heutzutage jedoch kaum mehr zusehen, obwohl er durchaus Freude hätte an einem Angebot unseres Nationalsenders. «Ich würde gerne wieder mal in einem SRF-Film eine grosse Rolle spielen», sagt er.
Gerade über ein Rollenangebot in der Serie «Wilder» hätte er sich gefreut. «Die ist hervorragend gemacht!», lobt Zogg, der auf deutschen Fernsehkanälen immer wieder präsent ist, oft auf Theaterbühnen steht und als Opern-Regisseur Erfolge feiert. «Ich liebe klassische Musik», sagt der ehemalige Chorsänger. Im nächsten Jahr spielt er Stefan Zweigs «Georg Friedrich Händels Auferstehung». «Beim Stück handelt es sich um die 20 Tage, während denen Händel den ‹Messias› komponierte», so Zogg. «Beim Halleluja kriege ich immer noch Gänsehaut.»
«Ich bin wunschlos glücklich, alles andere ist Zugabe»
Heute feiert Andrea Zogg seinen 60. Geburtstag im Kreise seiner engsten Freunde und seiner Familie. Mit seiner Ehefrau, der Autorin und Regisseurin Eva Roselt (57), hat er drei erwachsene Söhne. Der mittlere ist Autist und lebt in einer betreuten Wohngemeinschaft im Bündnerland – und zweimal im Monat im Kreise seiner Familie. «Seine Behinderung hat unsere Familie noch mehr aneinandergekittet, als dies unter normalen Umständen vielleicht der Fall gewesen wäre», betont Zogg.
Einen Wunsch zum runden Geburtstag hat er nicht: «Ich bin froh, zu den zehn Prozent der Schauspieler in der Schweiz gehören zu dürfen, die von ihrer Arbeit gut leben können», freut sich der Künstler, der für ein Projekt, welches ihn fasziniert, auch mal gratis auftritt. «Ich bin wunschlos glücklich, alles andere ist Zugabe», sagt Zogg. «Die Traumrolle, in der ich die Sau rauslassen konnte, habe ich mit dem ‹Sennentuntschi› bereits hinter mir, und für Shakespeares ‹König Lear› bin ich zu jung», scherzt er. Als er seinen Fünfzigsten feierte, war der Jubilar noch nicht derart abgeklärt: «Da wollte ich noch Theaterdirektor werden», so Zogg.